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Tod Auf Dem Jakobsweg

Tod Auf Dem Jakobsweg

Titel: Tod Auf Dem Jakobsweg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Oelker
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aufsteigende Hänge. Endlich unterquerten sie eine hoch über das Tal führende Autobahnbrücke und hörten zum letzten Mal für die nächsten Stunden den Lärm von Motoren.
    Schließlich begann langsam und schleichend der Aufstieg.
    Leo spürte ihre Schritte schwerer werden. «Endlich», murmelte sie, Nina nickte. Sie brauchten unbedingt eine ungestörte Viertelstunde. Auf der leichten Strecke war die Gruppe unermüdlich plaudernd zusammengeblieben, nun konnte es nicht mehr lange dauern, bis sie sich wie gewöhnlich immer stärker auseinanderzog.
    Sie mussten nicht lange warten.
    Selma, Eva und Caro blieben bald zurück, als Nachhut von Jakob bewacht, außer seinem trug er diesmal Selmas Rucksack. Die beiden Müllers, Enno und Edith setzten sich gleich an die Spitze und waren nach wenigen Minuten hinter einer der zahlreichen Windungen des Weges verschluckt, Sven und Helene, zuerst direkt hinter ihnen, überholten sie, riefen vergnügt «Buen camino , ihr Schnecken!» und waren auch nicht mehr zu sehen, nicht einmal zu hören. Hedda hatte sich zunächst Leo und Nina angeschlossen, schweigsam wie meistens. Als sie in Las Herrerías das große alte Gebäude passierten, in dem bis vor hundert Jahren das in der nahen Sierra geförderte Eisenerz geschmolzen wurde, murmelte sie, sie wolle nun ein wenig schneller gehen. Dafür begleiteten sie nun Fritz und Felix, bis Leo sich im Schatten einer knorrigen und zerzausten Steineiche ermattet auf die Wegböschung fallen ließ und begann, die Stiefel aufzuschnüren.
    «Geht nur weiter», stöhnte sie, «ich brauche eine Pause. Diese Hitze bringt mich um.»
    «Mich auch», sagte Nina, ließ sich neben Leo ins Gras fallen und schloss die Augen. Die beiden Männer zögerten nur kurz, Fritz winkte mit seinem schweißdurchnässten Hut, und wie zuvor die anderen verschluckte die nächste Biegung auch diese beiden.
    Leo band rasch ihre Stiefel wieder zu und stand auf. Links des Pfades öffnete sich die Landschaft weit über das Flusstal und dahinterliegendes grünes, bergiges Land, um endlich mit dem Blau des Himmels zu verschmelzen. Weiter voraus, wo der Pfad nach einer langen Biegung wieder in Sicht kam, dort, wo kein Baum mehr Schatten warf, wand er sich stetig weiter den Berg hinauf. Wer ihn ging, spürte, dass er wohl harmlos aussah, doch unermüdliche Kraft und Ausdauer forderte. Nur ein einsamer Wanderer ging dort, mit gleichmäßigen, doch energischen Schritten, den Kopf gegen die unbarmherzige Sonne gesenkt.
    «Das muss Hedda sein», sagte Nina, «ich erkenne sie an dem bunten Tuch um ihren Kopf. Sie geht schnell.»
    «Ja, sie ist beneidenswert gut im Training. Aber, die Müllers, Edith und Enno sind sogar schneller- sie müssen noch vor Hedda sein. Und jetzt? Du hast doch dein Handy mitgenommen?»
    Nina verdrehte ungeduldig die Augen. «Natürlich. Seit der ersten Tour habe ich es immer in der Tasche.»
    Anders als Leo. Ihres lag zu Hause in einer Schreibtischschublade. Wozu Urlaub machen, wenn man doch immer erreichbar blieb?
    Dies war kein guter Platz, Inspektor Obanos anzurufen. Sie brauchten Zeit, ihm zu erklären, worum es ging, Zeit, ihn zu überzeugen. Nicht genug, bis Jakob und die Langsameren der Gruppe sie einholten.
    «In O Cebreiro», überlegte Leo, «der Ort ist klein, soll aber das reinste Museumsdorf sein. Dort sind alle beschäftigt, und wir finden eine ruhige Ecke, wo uns niemand zuhört. Falls der Pass nicht ein einziges Funkloch ist. Lass uns weitergehen, Nina, schön langsam, die Hitze und diese gemeine unaufhörliche Steigung kosten mich tatsächlich meine letzten Reserven.»
    «Etwas verstehe ich noch nicht», fuhr Leo fort, als sie wieder aufwärtsstapften. «Dein Vater hat deinen Bruder ohne Erfolg suchen lassen, wie konnte dein Kontrahent, dieser Pfleger, ihn finden? Er gehört nicht zu eurer Familie, ich nehme an, er hatte überhaupt keine Informationen, wo er ansetzen musste.»
    «Nur wenige. Dass Dietrich in Spanien war hatte mein Vater wohl vermutet, das konnte Rudolf wissen. Es ist aber viel einfacher und bestätigt, was ich glaube. Mein Vater hatte Differenzen mit Rudolf, aber bis dahin war er für ihn so eine Art Ersatzsohn. Er hatte ja keinen anderen. Ich, bin sicher, er hat dieses Testament erst gemacht, als er erkannte, dass Rudolf eine Firmenpolitik verfolgte, die er absolut ablehnte, dass er gegen ihn arbeitete. Pech für Rudolf. Wäre mein Vater ein Jahr früher gestorben oder das Angebot zur Fusion später gekommen, hätte er den

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