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Tod in den Wolken

Tod in den Wolken

Titel: Tod in den Wolken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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Schultern.
    «Warum sollte ich nicht?»
    «Warum nicht? Nun, ich dächte, es gäbe genug Gründe.»
    «Pah! Gründe.»
    «Ja, Gründe. Du wirst dich entsinnen, dass wir übereinkamen, es sei, wie die Dinge zwischen uns liegen, besser, die Posse des Zusammenlebens aufzugeben. Du solltest das Stadthaus zu deiner Verfügung haben und ein reichliches, sehr reichliches Einkommen. Innerhalb gewisser Grenzen solltest du deine eigenen Wege gehen können. Warum diese plötzliche Rückkehr?»
    Wieder ein Achselzucken. «Ich hielt es für besser…»
    «Des Geldes wegen, wie?»
    «Mein Gott, wie ich dich hasse!», stieß der reizende Frauenmund hervor. «Du bist der geizigste Mensch, den es gibt.»
    «Geizig? Geizig – das wagst du zu sagen, nachdem um deiner sinnlosen Verschwendung willen eine Hypothek auf Horbury ruht?»
    «Horbury… Horbury… das ist das Einzige, was dir am Herzen liegt! Pferde und Jagen und Schießen, dazu die Ernte und langweilige alte Pächter. Oh, welch ein Leben für eine Frau…!»
    «Manchen Frauen gefällt es.»
    «Ja, Frauen wie Venetia Kerr, die selbst ein halbes Pferd ist. So eine Frau hättest du heiraten sollen.»
    Lord Horbury ging zum Fenster.
    «Es ist ein bisschen spät, das zu sagen. Ich heiratete dich.»
    «Und du kannst es nicht ändern», lachte Cicely hämisch auf. «Du möchtest mich gern loswerden, aber es gelingt dir nicht.»
    «Müssen wir das alles wieder erörtern?»
    «Verbohrt und altmodisch, das bist du. Die meisten meiner Freunde lachen sich kaputt, wenn ich ihnen deine Aussprüche erzähle.»
    «Es steht ihnen frei zu lachen. Wollen wir nicht zum Ausgangspunkt unseres Gesprächs zurückkehren: Warum bist du hergekommen?»
    Aber seine Frau schien dazu keine Lust zu haben. Sie keifte:
    «Du hast in den Zeitungen bekannt gegeben, dass du keine Verantwortung für meine Schulden übernähmst. Nennst du das eine ritterliche Haltung?»
    «Ich bedaure, dass ich zu dem Schritt gezwungen war. Du wirst dich erinnern, dass ich dich warnte. Zweimal habe ich gezahlt. Doch es gibt Grenzen. Deine unsinnige Spielleidenschaft… Aber warum darüber reden? Ich verlange jetzt endlich zu wissen, weshalb du nach Horbury gekommen bist. Du hast es stets gehasst und dich hier zu Tode gelangweilt.»
    «Ich hielt es für besser – gerade jetzt», sagte Cicely mürrisch.
    «Besser – gerade jetzt?» Grübelnd wiederholte er die Worte. Und dann fragte er schneidend: «Cicely, hast du dir von der alten Französin Geld geborgt?»
    «Von welcher? Ich weiß nicht, wen du meinst.»
    «Du weißt genau, wen ich meine. Ich meine die Frau, die im Flugzeug ermordet wurde – in dem Flugzeug, mit dem du heimgereist bist. Hast du von ihr Geld geborgt?»
    «Nein. Was ist das wieder für eine schrullige Idee!»
    «Cicely, sei kein Narr. Wenn sie dir Geld geliehen hat, tust du besser daran, es mir zu gestehen. Bedenke, dass die Sache noch nicht zu Ende ist. Der Spruch der Geschworenen lautete: vorsätzlicher Mord durch Unbekannt. Die Polizei beider Länder arbeitet fieberhaft, und es ist nur eine Frage der Zeit, wann die Wahrheit ans Licht kommt. Bestimmt hat die Tote Aufzeichnungen über ihre Geschäfte hinterlassen. Wenn eine Verbindung zwischen dir und ihr bestand, so sollten wir nicht warten, bis es durchsickert. Wir müssen vorher Foulks Rat einholen.»
    Foulk & Wilbraham waren die Anwälte, die seit Generationen die Interessen der Horburys und ihres Gutes vertraten.
    «Habe ich bei dieser verdammten Voruntersuchung nicht als Zeugin ausgesagt, dass ich von der Frau nie gehört hätte?»
    «Das beweist nicht viel», meinte Cicelys Gatte trocken; «sei versichert, dass die Polizei bald alles aufdeckt.»
    Erbost richtete sich Lady Horbury in ihrem Bett auf.
    «Vielleicht glaubst du gar, dass ich sie umgebracht habe, dass ich aufstand und vergiftete Dornen zu ihr hinüberpustete, wie? Oh, diese blöde Geschichte!»
    «Das Ganze klingt verrückt», gab Stephen zu. «Aber ich möchte, dass du dir deine Lage vergegenwärtigst.»
    «Welche Lage? Es gibt keine Lage, verstehst du? Natürlich glaubst du mir mal wieder kein Wort – das kenne ich ja allmählich. Und warum überhaupt diese plötzliche Besorgnis? Scherst du dich etwa darum, was mit mir geschieht? Du verabscheust mich. Du hasst mich. Du wärest heilfroh, wenn ich morgen ins Gras bisse. Warum also heucheln?»
    «Übertreibst du nicht ein wenig? Auf jeden Fall kümmert mich, altmodisch wie ich bin, mein Familienname, worüber du vermutlich höhnisch lachst.

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