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Tod Live

Tod Live

Titel: Tod Live Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D.G. Compton
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glücklich.
     
    Sie war müde, und der Glanz des Meeres stach ihr in die Augen, sein Lärm hallte in ihren Ohren nach. Als sie den alten Pier erreichten, ließ sie sich von Rod ihren Schlafsack am Pfeiler ausbreiten, legte sich darauf und schlief ein. Sie träumte lebhaft von Harry. Als sie erwachte, war es Abend, und sie erinnerte sich nicht mehr an den Traum, außer daß sie erwartet hatte, ihn beunruhigend zu finden, was er gar nicht war. Dr. Mason hatte nicht von falscher Euphorie gesprochen; vielleicht war ihre Zufriedenheit echt. Obwohl es da etwas gab, ein kleines Etwas, das noch getan werden mußte und das sich an der Schwelle zum Unterbewußtsein ihrem Griff entzog.
    Rod unterhielt sich einige Meter entfernt mit einem Mann, den sie nicht erkennen konnte. Da fiel ihr Mrs. Baker ein. »Der Strand, Rod. Wir müssen den Strand saubermachen.«
    »Keine Sorge, meine Liebe. Es war nicht viel. Schon erledigt.«
    Sie legte sich zurück. Jetzt sah sie, warum Mrs. Baker von einem undichten Lager gesprochen hatte – um den Pfeiler über ihr klafften breite Risse, so daß sie den Himmel sehen konnte. Wie aufgefordert, betete sie um eine trockene Nacht… Sie erkannte den Mann, mit dem Rod sprach; es war Tommy vom Kasperletheater. Sie hatte gehofft, ihn kennenzulernen – und da war er bereits.
    »… natürlich kann ein guter Gänger den Unterschied zwischen einem hungrigen Abend und einem tollen Essen ausmachen. Mit wirklich guten Gängern teilt man fünfzig-fünfzig, ansonsten sechzig-vierzig.«
    Sie rückte näher heran. Rod hörte das Knirschen der Steine und machte ihr Platz. Der Schausteller schien sie nicht zu beachten. »Habe seit Jahren keinen Gänger mehr eingesetzt. War nicht nötig – nicht nach der Subvention. Lege aber einen Hut hin und hoffe auf das Beste.«
    Katherine stützte sich auf ihren unversehrten Arm. »Wie war die nächste Vorstellung?«
    »Ah, sind Sie endlich wach? Den Schlaf der Gerechten, habe ich zum jungen Rod gesagt. Sie sind Kathie, ich bin Tommy.« Sie stemmte sich auf die Knie und gab ihm noch einmal die Hand. »Vergesse nie ein Gesicht oder einen Gefallen… Keine große Vorstellung. Gab mal eine Zeit, als die Kinder Schlange standen, um den Kasper zu sehen. Heute nicht mehr. Weiß gar nicht, warum. Aber eins kann ich Ihnen sagen…« Er stockte, massierte sich die Hände, plapperte weiter. »Habe auch mal Zauberkunststücke vorgeführt. Bin heute nicht mehr so fingerfertig. Aber es reicht.« Er breitete die Hände aus, ließ sie zusammenklatschen und zog eine zerdrückte Plastikblume aus dem Ärmel. »Fingerfertig genug für mein Alter.«
    Es begann dunkel zu werden. Katherine war zufrieden, seine ungewöhnliche Vitalität mitzuerleben. Er sei sechsundachtzig, sagte er, und spiele nun meistens in Schulen. Prüfungsfragen und alles – er gehöre praktisch zum nationalen Erbe… Plötzlich brach er ab. »Wenn ihr euch etwas warm machen wollt, dann lieber gleich. Mama Baker läßt nach Sonnenuntergang kein Feuer zu. Hat hier wohl mal einen größeren Brand gegeben. Tasse Tee? Ein bißchen Allerlei?«
    Katherine hatte das Abendessen ganz vergessen. Rod sagte, er wolle später noch in die Stadt, um etwas zu besorgen.
    »Unmöglich. Der alte Tommy vergißt nie einen Gefallen oder ein Gesicht.« Er ging zu seinem sauberen Lager und holte Blechteller und Gabeln und eine große Bratpfanne. Sie entfachten ein Feuer aus Holz und Plastikflaschen. Das ›Allerlei‹ erwies sich als ein dickes Gemisch aus gebratenen Bohnen und zerschnittenen Würstchen.
    Ringsum brannten weitere Feuer, und einige vornehmere Leute bereiteten ihr Essen sogar auf Campingkochern zu. Alle waren freundlich. Trotz des offenen Strandes fühlte sich Katherine geborgen und sogar fast abgeschieden. Niemand überschritt die unsichtbaren Grenzen, starrte herüber oder stellte Fragen.
    »Was ist ein Gänger?« fragte sie in plötzlicher Erinnerung an das Gespräch der beiden Männer. Sie mochte es, wenn der Alte erzählte.
    »Gänger? Oh, das ist der Mann, der mit dem Hut herumgeht. Ein guter Gänger kann den Unterschied zwischen einem hungrigen Abend und einem guten Mahl ausmachen.« Er plauderte über die Gänger seiner Vergangenheit. Dann über seine Pläne: ganz früh morgen früh wollte er weiter, um in einem Altersheim zu spielen. Komisch, wie die Alten noch über Kasperles Streiche lachen konnten… Sie bemerkte, daß Rod immer unruhiger wurde. Er war schon den ganzen Abend unruhig gewesen, als langweile ihn der

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