Todesdrang: Thriller (German Edition)
einen älteren Mann mit grauem Haarkranz, der am Seitenfenster seines Wagens vorbeiging, ohne ihn eines Blickes zu würdigen. Hinter den eisernen Streben eines Tores wurde er von einem quirligen Jack Russell Terrier angebellt, der sein Revier verteidigte.
Ein Hund , dachte Dirk und atmete auf. Es war nur ein verdammter Hund, der dich geweckt hat.
Er war tatsächlich eingeschlafen. Nur drei Straßen entfernt vom größten Polizeiaufgebot, das dieser kleine Ort je erlebt hatte. Noch dazu mit Kuhns Kopf im Kofferraum, der ihn für immer hinter Gitter bringen konnte. Fast schien es ihm, als wollte Kuhn sich auf diese Weise an ihm rächen, und in seiner Müdigkeit glaubte er, ein leises Lachen hinter den Rücksitzen zu hören. Sein Arm zitterte leicht, als er ihn anhob und auf die Uhr sah. Es war bereits nach sechs. Seine Flucht aus Brunners Haus lag gut zwei Stunden zurück.
Das Pochen in seinem Bein hallte in seinem Körper wider. Vorsichtig lockerte er den Schal und begutachtete die Wunde. Immerhin hatte sie aufgehört zu bluten. Als er den notdürftigen Verband wieder straffte, klingelte sein Handy.
Mit klammen Fingern zog er es aus der Innentasche seines Mantels und starrte auf das Display. Es zeigte die Nummer seines Chefs an. Was wollte Konrad um diese Zeit von ihm?
»Bukowski.«
»Hören Sie einfach zu«, erklang Konrads sonore Stimme. »Ich weiß, Sie machen gerade eine Menge durch, und ich will Ihnen weiß Gott nicht noch mehr zumuten, aber ich finde, Sie sollten wissen, dass die Polizei mich vor einer Stunde kontaktiert hat. Die haben gesagt, dass Kuhn ermordet worden ist, und haben mir jede Menge Fragen über Ihre Beziehung zu ihm und zu den Vorfällen hier in der Bank gestellt. Außerdem haben sie Einsicht in Ihre Konten verlangt. Dabei sind mir einige Zahlungen aufgefallen, die in den letzten Tagen von einem ausländischen Konto eingegangen sind, alle mit dem Verwendungszweck Bilder . Ich weiß nicht, in was für eine Sache Sie da verwickelt sind, Dirk, und ich bin nach wie vor der Überzeugung, dass Sie nichts damit zu tun haben, aber unter den gegebenen Umständen kann ich Sie nicht länger decken.«
Dirk starrte wie betäubt auf die Armaturen vor ihm, und das Lachen in seinem Kopf wurde lauter.
»Dirk, haben Sie mich verstanden?«
»Ja«, brachte er schwach hervor.
»Ich riskiere schon genug, indem ich Sie anrufe«, fuhr Konrad fort, »aber ich wollte Sie auf jeden Fall warnen: Die sind Ihnen auf den Fersen. Sie sollten also schleunigst versuchen, die Sache zu klären, bevor es zu spät ist. Mehr kann ich im Moment nicht für Sie tun. Ich hoffe, Sie verstehen das.«
»Ja, sicher«, entgegnete Dirk mit gebrochener Stimme. »Danke für den Anruf.«
»Tut mir leid, Dirk.« Das Gespräch war beendet.
Kraftlos ließ Dirk seinen Arm in den Schoß sinken. Er wünschte sich nichts mehr, als endlich aus diesem Alptraum zu erwachen.
Der Hund hinter dem Metalltor hatte erneut zu kläffen begonnen. Dirk sah sich um. Die Straße war leer. Doch dann bemerkte er ein anderes Geräusch. Tiefer. Bedrohlicher. Es schien aus einiger Entfernung zu ihm zu dringen.
Sie sind hinter dir her! Du musst hier weg!
Dirk startete den Motor und fuhr die Straße entlang. Und je mehr Abstand er zu dem Bellen gewann, desto mehr klang es in seinen Ohren wie böses Gelächter.
Die Lichtkegel des Autos bohrten sich mühsam in die Dunkelheit des Waldes. Auf beiden Seiten des schneebedeckten Weges tanzten die Schatten der Bäume, deren kahle Äste wie knöchrige Hände wirkten, die nach ihm greifen wollten. Dirk war am westlichen Ende der Ortschaft geradewegs in den Wald abgebogen, um eine weitere Begegnung mit einem Streifenwagen zu vermeiden. Vor ihm lag nur noch der schmale weiße Streifen des Waldwegs, den die Scheinwerfer vor sich hertrieben. Als er nach einigen Minuten eine Steigung erreichte, mussten sich die Winterreifen dem vereisten Untergrund geschlagen geben. Daraufhin wendete er das Auto und parkte es am Wegesrand. Als die Scheinwerfer erloschen, umgab ihn nur noch das silbrig schimmernde Licht des Mondes, das durch die aufbrechenden Wolken fiel und von der Schneedecke reflektiert wurde.
Die wohltuende Wärme, die die Heizung im Inneren des Wagens erzeugt hatte, verpuffte schlagartig, als Dirk die Tür öffnete und ihm der eisige Wind entgegenschlug. Er öffnete den Kofferraum und sah sich um. Nichts. Nur das Knarren der Bäume durchbrach gelegentlich die Stille. Dirks Glieder fühlten sich steif an, aber immerhin
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