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Todesdrang: Thriller (German Edition)

Todesdrang: Thriller (German Edition)

Titel: Todesdrang: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Hübner
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ließen die Schmerzen in seinem Bein durch die Kälte nach. In der düsteren und unwegsamen Umgebung des Waldes fühlte er sich das erste Mal seit Tagen unbeobachtet. Niemand würde ihm hierher folgen können, ohne dass er es bemerkte.
    Von der Innenbeleuchtung angestrahlt, wirkte das Paket auf ihn wie der Grundstein für seine Gefängniszelle. Er hätte es sich einfach machen und es in einem Abfallcontainer oder einem Fluss entsorgen können. Das hätte ihn wesentlich weniger Zeit und Anstrengung gekostet. Aber er hatte auf Nummer sicher gehen wollen. Schließlich waren seine Fingerabdrücke über den gesamten Karton verteilt. Nichts durfte davon übrig bleiben. Jetzt, da ihn die Polizei im Visier hatte, musste er seinen Kopf aus der Schlinge ziehen. Solange es keinerlei Beweise dafür gab, dass er am Tatort gewesen war, hatte die Polizei nichts Konkretes gegen ihn in der Hand. Gleich morgen früh würde er die Säge und die entsprechende Arbeitskleidung als gestohlen melden. Dann könnte nur noch das Video, auf dem ein vermummter Mann mit einer entwendeten Motorsäge zu sehen war, gegen ihn verwendet werden. Das würde aber kaum für eine Anklage reichen.
    Und wie erklärst du das mit deinem Konto?
    Darüber würde er sich später Gedanken machen.
    Er klemmte sich das Paket unter den Arm, nahm Spitzhacke und Benzinkanister aus dem Kofferraum und griff mit der noch freien Hand nach der Taschenlampe. Den Spaten ließ er zurück. Den hätte er nur gebraucht, wenn er auch die Motorsäge hätte mitnehmen und vergraben können. Doch dafür war alles viel zu schnell gegangen.
    Das Licht der Lampe zuckte über den verschneiten Boden, während er zwischen den Stämmen der Bäume hindurch den Wald betrat. Immer wieder kam er mit den glatten Sohlen seiner Lederschuhe ins Rutschen, wobei Kuhns Kopf gegen die Wände des Kartons schlug, als wollte er sich daraus befreien. Die Schuhe wollte Dirk später im Ofen verbrennen. Es war zwar kein Blut mehr daran zu sehen, aber aus dem Fernsehen wusste er, dass die Polizei selbst winzigste Rückstände chemisch nachweisen konnte.
    Es machte ihm Angst, mit welcher Geschwindigkeit er lernte, wie ein Krimineller zu denken.
    Er wusste nicht genau, wie weit er in den Wald gelaufen war, doch als er sich schließlich umdrehte, konnte das Licht der Lampe den Weg nicht mehr erreichen. Er begann damit, den frostigen Boden vom Schnee zu befreien. Dann schraubte er den Verschluss des Kanisters ab und goss reichlich Benzin auf die Stelle, bis sich eine kleine Lache gebildet hatte. Mit einem Streichholz setzte er sie in Brand. Augenblicklich schossen die Flammen empor und verursachten unheimliche Schattenspiele im Wald.
    Nervös sah Dirk sich um. Das Feuer war in der Dunkelheit sicher kilometerweit zu sehen. Aber wer außer ihm würde sich um diese Uhrzeit noch in diese gottverlassene Gegend verirren? Auch er hätte in diesem Moment alles dafür gegeben, jetzt zu Hause mit Anke und Kevin beim Abendessen zu sitzen und mit ihnen zu lachen. Doch nun stand er hier, in der Dunkelheit und der Kälte des Waldes, und kämpfte verzweifelt darum, die Reste seines bisherigen Lebens zu erhalten. Ein Leben, das es längst nicht mehr gab.
    Zischend verdampfte die Feuchtigkeit, die das Feuer freisetzte. Mehrmals goss Dirk Benzin nach, bis der Boden sich ausreichend gelockert hatte. Nachdem die Flammen erloschen waren, nahm er die Spitzhacke und hob eine Grube für das Paket aus. Nur mühsam kam er voran, da der Boden sich trotz des Feuers nur oberflächlich gelockert hatte. Mit tauben und schlaffen Armen packte er das Paket und legte es in das Erdloch. Dann warf er die Computerkamera aus Brunners Büro und dessen Haustürschlüssel hinterher, goss das restliche Benzin darüber und zündete es an. Atemlos beobachtete er, wie die Flammen über den Karton herfielen, ihn verschlangen und sich über dessen Inhalt hermachten. Der Geruch von verbranntem Fleisch und Haaren hing in der Luft, und Dirk konnte durch die lodernden Flammen die Konturen des Kopfes erkennen, sah, wie weißer Rauch aus Kuhns Mund und Nase austrat, und er hatte das untrügliche Gefühl, dass es seine Unschuld war, die dort in Flammen aufging. Schließlich warf er den Kanister hinzu, den das Feuer begierig aufnahm.
    Als es endlich vorbei war, zerstampfte er die verkohlten Überreste mit der Spitzhacke. Dann bedeckte er sie mit der ausgehobenen Erde und verteilte Schnee über der Stelle. Im Radio hatte er gehört, dass für die kommenden Tage weitere

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