Todesdrang: Thriller (German Edition)
Schneefälle vorhergesagt wurden. Ausnahmsweise einmal gute Nachrichten.
Es dauerte knapp zehn Minuten, bis er das Auto am Wegrand wieder erreicht hatte. Seine Füße waren taub vor Kälte, und die Wunde an seinem Bein hatte durch die neuerliche Anstrengung wieder leicht zu bluten begonnen. Er verstaute die Spitzhacke wieder neben dem Spaten im Kofferraum. Vielleicht sollte er auch diese Gegenstände loswerden, dachte er sich. Er war unendlich müde, und ihm tat jeder Knochen weh. Dennoch zwang er sich dazu, die hölzernen Stiele der Werkzeuge gründlich mit einer Decke abzuwischen. Anschließend legte er Hacke und Spaten zurück und schloss den Deckel des Kofferraums. Er würde das Werkzeug auf der Fahrt zurück in einer Senke oder einem Bachlauf entsorgen. Selbst wenn sie dort jemand finden würde, könnte sie niemand mit ihm in Verbindung bringen.
Als er die Fahrertür öffnete, riss ihn das Klingeln seines Handys aus seinen Gedanken.
Unbekannt stand auf dem Display. Sofort bekam Dirk ein mulmiges Gefühl in der Magengegend. Einen Moment lang überlegte er, ob er den Anruf einfach ignorieren sollte. Immerhin konnte es auch die Polizei sein. Und er war jetzt wirklich nicht in der Verfassung, sich auf die Schnelle ein überzeugendes Alibi zurechtzulegen. Doch plötzlich hatte er keine Zweifel mehr. Er wusste, wer ihn da anrief.
»Was willst du?«, fragte Dirk ohne Umschweife.
Zunächst herrschte Schweigen. Dann ertönte eine verzerrte, beinahe metallisch klingende Stimme, wie von einem Computerprogramm generiert: »Wie hast du’s angestellt? Wie bist du diesen dämlichen Bullen entkommen? Sag es mir, ich muss es wissen!«
Ein schwaches Lächeln breitete sich auf Dirks Lippen aus. »Das lässt dir keine Ruhe, was?« Er legte seine ganze Verachtung in die Worte. »Es bringt dich um dein bisschen Verstand, dass du versagt hast. Gut so!«
Ein gellender Schrei drang an sein Ohr. »Ich habe nicht versagt! Raus mit der Sprache: Wie bist du entkommen?«
»Vielleicht hättest du dich besser hinter dem Haus postieren sollen, anstatt dich vorne auf der Straße in deinem Wagen zu verkriechen«, sagte Dirk. »Tut mir echt leid, dass ich mich nicht an dein perverses Drehbuch gehalten und dir damit die Show versaut habe. Du kannst nur froh sein, dass die Polizei da war, sonst hätte ich dich aus deiner Karre gezerrt und dir dein krankes Hirn zu Brei geschlagen.«
Einige Sekunden lang war nur ein wütendes Keuchen in der Leitung zu hören.
»Bild dir bloß nicht ein, dass du schlauer bist als ich«, erwiderte die Stimme schließlich. »Mag sein, dass ich dich unterschätzt habe. Aber das wird dir nichts nützen, denn sie werden dich kriegen, dafür habe ich gesorgt. Dieses Mal hast du vielleicht Glück gehabt, aber du kannst dich so lange im Wald verkriechen, wie du willst, früher oder später erwischen sie dich. Das Spiel ist vorbei, so oder so, und der Sieger steht bereits fest!«
»Ach ja?«, erwiderte Dirk. »Nichts ist vorbei, hörst du, gar nichts! Du hast mich heute Dinge tun lassen, für die ich mich selbst verabscheue. Und du hast mir alles genommen, was mir wichtig war. Das macht mich zu deinem schlimmsten Alptraum, denn ich habe nichts mehr zu verlieren. Das Spiel hat gerade erst begonnen. Aber dieses Mal werden wir es nach meinen Regeln spielen. Und wenn ich dich erst einmal gefunden habe, werde ich dir dein verdammtes Herz rausreißen. Von nun an wirst du derjenige sein, der öfter einen Blick über seine Schulter werfen sollte, denn ich beobachte dich, Arschloch!«
Er beendete die Verbindung abrupt und schlug mit der Faust aufs Autodach. Die metallische Stimme erklang noch immer in seinen Ohren, hing dort fest wie eine Melodie, die man nicht mehr aus dem Kopf bekam. Und es war immer wieder dieselbe Stelle, die sich wie ein endloser Refrain wiederholte:
… du kannst dich so lange im Wald verkriechen, wie du willst …
Er erstarrte. Woher zum Teufel wusste der Kerl, wo er sich aufhielt? Er konnte ihm unmöglich gefolgt sein.
Dirk trat einen Schritt vom Auto zurück und dachte nach. Der Wagen hatte kein Navigationssystem und war nicht mit einer GPS -Verfolgung ausgestattet. Entweder hatte er irgendwo einen Sender angebracht, oder …
Sein Blick fiel auf das Telefon in seiner Hand. Er überwacht mein Handy. Hatte er sich etwa auch in die Software seines Mobiltelefons gehackt?
Dirk schaltete das Mobiltelefon sofort aus.
Dann stieg er in den Wagen und startete den Motor. Und als er die Rückfahrt
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