Todesdrang: Thriller (German Edition)
immer ruhte Königs Blick fragend auf seinem Kollegen. »Könntest du mich bitte mal aufklären?«, sagte er. »Zunächst erteilt man uns in Rekordzeit einen Durchsuchungsbefehl für Bukowskis Haus. Spurensicherung und Rechtsmedizin schieben seitdem Sonderschichten. Selbst die Jungs aus der Computerabteilung scheinen sich plötzlich mit nichts anderem mehr zu befassen. Und nun ruft dich auch noch einen Tag später der Staatsanwalt an. Was ist hier los?«
»Der Fall hat oberste Priorität«, sagte Becker. »Einer der obersten Richter am Landesgericht in Koblenz kannte Brunner seit Jahren persönlich. Sie spielten im selben Tennisverein.«
»Na großartig«, entfuhr es König.
»Ja. Die Präsidiumsleitung steht deswegen mächtig unter Druck. Die wollen schnellstmöglich Ergebnisse haben. Seit zwei Stunden besteht ein Haftbefehl für Bukowski. Die Fahndung läuft bereits.«
»Du scheinst darüber nicht allzu glücklich zu sein«, bemerkte König.
»Nur weil einige Leute aus persönlichen Gründen einen Schuldigen fordern, bin ich noch lange nicht bereit, ihnen gleich den Erstbesten auszuliefern.«
»Demnach hast du also Zweifel, was Bukowski betrifft. Die Indizien sprechen allerdings eine deutliche Sprache.«
»Ich weiß auch nicht. Das Ganze wirkt auf mich irgendwie inszeniert.«
»Na schön. Dann lass uns noch mal alle Fakten durchgehen. Mal sehen, ob ich dich noch umstimmen kann.«
»Du glaubst also, dass Christian Kuhn herausgefunden hat, dass sein Vorgesetzter Bukowski eine Vorliebe für kleine Kinder hat«, fasste Becker zusammen, nachdem er sich die Ausführungen seines Kollegen angehört hatte. »Und dass er ihn damit unter Druck gesetzt hat.«
König nickte. »Wie uns Bukowskis Chef mitgeteilt hat, war es kein Geheimnis, dass die beiden sich nicht mochten. Es dürfte für Kuhn nicht allzu schwierig gewesen sein, sich Einsicht in Bukowskis Kontoaktivitäten zu verschaffen. Vielleicht sind ihm so schon früher dubiose Einzahlungen oder Abbuchungen bezüglich solcher Bilder aufgefallen. Und dann hat er angefangen, Bukowski zu drohen.«
»Bis die Sache eskaliert ist, meinst du.«
König nickte. »Ein zerstörtes Auto, Drohanrufe, anonyme Kurzmitteilungen … Da ist Bukowski irgendwann die Sicherung durchgebrannt, wofür ja auch die Aufzeichnung spricht, die wir auf Kuhns Handy gefunden haben. Er droht Kuhn doch wortwörtlich damit, ihn in seine Einzelteile zu zerlegen. Eindeutiger geht es ja gar nicht.«
»Ich habe Leuten auch schon damit gedroht, sie in der Luft zu zerreißen. Das heißt nicht, dass ich es auch tue.«
»Wie auch immer, Bukowski war jedenfalls zum Handeln gezwungen. Sein Ansehen stand ebenso auf dem Spiel wie sein Job. Denn wie die vorläufige Auswertung von Brunners Computer ergeben hat, fand mehrfacher E-Mail-Kontakt zwischen ihm und Kuhn statt.« König deutete auf drei Ausdrucke auf der rechten Seite der Magnetwand. »Außerdem wissen wir aufgrund der Anrufdaten ihrer Handys, dass sie mindestens zweimal miteinander telefoniert haben.«
»Du denkst also, die beiden haben sich zusammengetan und Bukowski beobachtet.«
»Bukowski und Brunner kannten sich von gelegentlichen Kneipenbesuchen, wie wir von seiner Frau wissen. Es dürfte ihm daher nicht schwergefallen sein, ihm ein wenig auf den Zahn zu fühlen. Was eine der E-Mails beweist, die wir auf Bukowskis Rechner gefunden haben und in der Brunner ihn auf einen Onlinebericht über den Anschlag auf seinen Wagen am vergangenen Samstagabend aufmerksam macht. Wie uns die Forensiker bereits vorab bestätigt haben, war diese Verlinkung mit einem Programm auf Brunners Rechner verknüpft, mit dem er sich vermutlich Zugang zu Bukowskis Computer verschafft hat. Auf diesem Weg ist er auf die Pornobilder aufmerksam geworden und hat Bukowskis Frau damit konfrontiert.«
»Und warum hat er das dann nicht gleich der Polizei gemeldet?«
König zuckte mit den Schultern. »Wie gesagt, die beiden kannten sich. Vielleicht wollte er das Ganze diskret regeln, und Bukowski ist ihm auf die Schliche gekommen. Aber ich denke mal, dass uns der endgültige Bericht der Computerabteilung mehr Aufschluss geben wird. Beide gehörten demselben sozialen Netzwerk an. Die Anträge auf Einsicht beim Betreiber sind bereits gestellt. Die Auswertungen dürften aber noch zwei bis drei Tage in Anspruch nehmen.«
Beckers Blick haftete noch immer auf der Magnetwand. Das alles klang halbwegs plausibel. Und dennoch …
»Wie ist dann die Sache mit seiner Frau und seinem
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