Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Todeslauf: Thriller (German Edition)

Todeslauf: Thriller (German Edition)

Titel: Todeslauf: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeff Abbott
Vom Netzwerk:
liegen.«
    Ihre freie Hand ging an ihren Rücken. Ich hatte sie in dem allgemeinen Gewühl noch nicht durchsuchen können. Plötzlich sah ich den Stahl in ihrer Hand blitzen – ein Messer, kurz und krumm, sauste auf mich zu. Ich wich aus und spürte, wie die Klinge mein Ohr kitzelte.
    »Sam, bitte! Lass mich los!«
    Damit du mich umbringen kannst?, dachte ich. Ich rammte ihr die Faust in den Magen, sie klappte zusammen, und das Messer fiel ihr aus der Hand. Ich schnappte es mir.
    »Warum wollte er dich töten?«, fragte ich. Sichtlich groggy beugte sie sich vornüber und keuchte und würgte. Verwirrende Gefühle wallten in mir auf. Ich hatte sie geliebt. Es war eine große, romantische Liebe gewesen. Aber jetzt konnte ich es mir nicht mehr leisten, etwas für sie zu empfinden, sonst würde sie mich umbringen. Ich unterdrückte die Gefühle, die mich an früher erinnerten.
    »Ich weiß nicht … warum er das getan hat«, stieß sie keuchend hervor.
    »Er braucht dich nicht mehr«, sagte ich. »Das ist fast komisch. Du verrätst alles für den Kerl, und er verrät dich. Das nenn ich bittere Ironie.«
    »Ich arbeite nicht für ihn.«
    »Für wen arbeitest du denn?«
    »Nicht Edward. Wir haben denselben Chef.« Sie sah mich von der Seite an.
    Ich spürte, dass vielleicht ein Deal möglich war. »Für wen? Für den Kerl, der euch diese Tätowierung verpasst hat?« Ich hatte ihren Kampfgeist noch nicht gebrochen – er war eine der Eigenschaften, die ich an ihr geliebt hatte. Ich setzte ihr das Messer an den Rücken, unter ihrer Jacke. Wir gingen weiter.
    Ich sah sie an – sie hatte Tränen in den Augen.
    »Nicht weinen«, sagte ich fast automatisch, so als wäre ich ganz ihr alter Ehemann. Es war nicht oft vorgekommen, dass Lucy geweint hatte, aber wenn, dann fühlte es sich jedes Mal wie ein Nagel in meinem Fleisch an. »Das zieht nicht bei mir.«
    Wir waren bereits in der Nähe der Parkgarage. Ich schob sie weiter; sie ging. »Warum will er dich loswerden?«
    »Ich hab nicht gewusst, dass Yasmin ihren Vater umbringen würde«, sagte sie. »Sie sollte nur zurückgegeben werden.«
    »Wofür?«
    »Für den anderen Teil der Waffen. Die Chips.«
    »Was für Waffen? Was für Chips?«
    Sie verstummte und gab mir damit zu verstehen, dass sie wichtige Informationen besaß, die ich brauchte.
    Ich ließ nicht locker. »Yasmin hat gerade ihren Vater ermordet. Diese ganze Entführung, das Lösegeld und alles – das war ein einziger Schwindel, den sie und Edward ausgeheckt haben. Warum?«
    »Ich weiß das selbst nicht genau«, sagte sie. »Glaubst du, ich kann in andere Leute hineinsehen?«
    »War’s bei ihr so wie bei Patty Hearst? Hat sie sich ihren Entführern angeschlossen, nach einer Gehirnwäsche?«
    »Wenn es ums Überleben geht, spielt man einfach mit. Glaub mir, ich weiß das«, fügte Lucy hinzu.
    Sie hatte gerade unsere Ehe mit einer Entführung verglichen. Ich schüttelte den Kopf. »Dein Spiel ist vorbei«, sagte ich.
    »Ja. Aber es ist etwas anderes, den eigenen Vater umzubringen. Oder den Ehemann. Ich hab darauf bestanden, dass sie dich hier in London verschonen. So war es ausgemacht.«
    »Du wirst es bereuen«, sagte ich. Wir eilten den Zugang zur Parkgarage hinauf.
    »Nein«, erwiderte sie. »Das glaube ich nicht.«
    Ihre Worte ließen mich schaudern; wenn sie Daniel wirklich hatte, dann hielt sie die Trumpfkarte in der Hand.
    Mila stand bei ihrem Auto und sah uns kommen. Ihr Gesicht war ausdruckslos.
    »Du hast sie erwischt – gratuliere«, sagte Mila. »Hallo, Lucy. Ich habe viel von Ihnen gehört.«
    Lucy musterte Mila. »Ich kenne Sie nicht.«
    »Sie werden mich kennenlernen.« Mila legte Lucy Plastikhandschellen an. Ich schob Lucy auf den Rücksitz und setzte mich neben sie. Mila brauste mit dem Jaguar aus der Garage, und ich schilderte ihr, wie es zu dem Chaos im Bahnhof St. Pancras gekommen war.
    »Ich habe keine Ahnung, wo sie hinwollen«, sagte Mila. »Ich habe sie verloren.«
    »Ich weiß, wo sie hinfahren«, warf Lucy leise ein.
    »Jetzt, wo wir dich haben, werden sie ihre Pläne vermutlich ändern«, meinte ich.
    »Sam ist nicht mehr für Sie zuständig«, stellte Mila klar. »Sie haben es jetzt mit mir zu tun.«
    »Ich hab’s dir gesagt, Sam – Daniel ist ganz in der Nähe. Lass mich gehen, dann hast du ihn in ein paar Stunden.«
    »Ich glaube dir nicht. Du hast nicht gewusst, dass ich hierher zum Bahnhof kommen würde. Bestimmt hast du mich noch in Holland vermutet, wahrscheinlich in einem

Weitere Kostenlose Bücher