Todesnacht - Booth, S: Todesnacht - Scared to Live
letzten haben wir leider verkauft.«
Darren Turnbull parkte seinen Astra im Gras am Straßenrand, ließ einen Traktor vorbeifahren und huschte dann in eine Telefonzelle. Er benutzte nur ungern sein Mobiltelefon, um Magpie Cottage anzurufen, weil er fürchtete, Fiona könne es in die Finger bekommen und seine Anrufliste kontrollieren.
»Du musst kommen und dich außerhalb der Ortschaft mit mir treffen«, sagte er, nachdem Stella abgenommen hatte.
»Dann weißt du also, dass du derjenige bist, nach dem sie suchen?«, sagte sie. »Du hast Angst, Darren.«
»Ich glaube, es ist einfach keine gute Idee, wenn die neugierigen Idioten aus deiner Nachbarschaft wieder was zu tratschen haben.«
»Weißt du, was ich glaube? Ich glaube, du musst zur Polizei gehen.«
»Das geht nicht, Stell.«
»Die suchen nach jemandem, der einen Mord begangen hat.«
»Ich weiß, aber...«
»Dann ist es dir also egal? Dir ist es egal, dass in meinem Ort ein Mörder rumläuft und alleinstehende Frauen umbringt?«
»Komm schon, Stella, dir passiert schon nichts.«
»Du solltest hier bei mir sein und dafür sorgen , dass mir nichts passiert.«
»Triff dich mit mir in Wirksworth oder in Cromford oder sonst irgendwo«, flehte er. »Das ist doch nicht weit.«
»Und was dann, hm?«
»Na ja...«
»Wenn du denkst, ich mach’s in meinem Alter noch im Auto auf dem Rücksitz, hast du dich geschnitten, Darren Turnbull. Vor allem in deinem verdammten Astra, nach dem die Polizei
überall sucht. Ich habe keine Lust darauf, dass irgendein Bulle an die Scheibe klopft und mich ohne Schlüpfer erwischt.«
»Wir fahren irgendwohin, wo wir ungestört sind. Da gibt’s genug Stellen.«
»Nein, Darren, entweder du gehst zur Polizei, was du tun solltest, oder ich rufe sie selber an und sage ihnen, wem das Auto gehört.«
»Stella …«
»Ja, das mache ich. Und dann kommen sie zu dir nach Hause, um dich abzuholen. Wie würde das deiner heißgeliebten Fiona gefallen, hm?«
Darren erschauderte bei dem Gedanken. Er spähte schuldbewusst zur Telefonzelle hinaus, doch es war niemand in der Nähe, der ihn hätte sehen können.
»Sieh mal, Stell, das ist doch nicht nötig. Ich komme heute Abend wie üblich bei dir vorbei, und dann reden wir darüber, okay?«
»Gut. Also bis dann. Und vergiss den Alkohol nicht.«
Bevor Fry aus der West Street aufbrach, klopfte sie an der Bürotür des Detective Inspectors an, um ihn über ihr weiteres Vorgehen in Kenntnis zu setzen. Hitchens saß an seinem Schreibtisch und starrte auf einen Reisepass, der in einer durchsichtigen Plastikhülle vor ihm lag. Der Umschlag hatte das vertraute Burgunderrot mit dem goldfarben geprägten königlichen Wappen. Der Löwe und das Einhorn, dieu et mon droit .
»Ist das Rose Shepherds Pass?«, fragte sie.
»Ja. Finden Sie es nicht auch seltsam, dass vorn auf einem britischen Pass ein französisches Motto steht? Ich wette, die meisten Leute wissen nicht mal, was es bedeutet.«
»Wir sind jetzt in der Europäischen Union«, sagte Fry. »Wir sollen gar nicht alles verstehen. Und warum ist er hier?«
»Die HOLMES-Ermittler haben die Passnummer überprüft.
Wie es scheint, haben die britischen Behörden diesen Pass nie ausgestellt. Wir werden ihn noch dem Forensic Science Service schicken, damit die Dokumentexperten einen Blick darauf werfen können, aber die Schlussfolgerung ist ziemlich eindeutig: Rose Shepherds Pass ist eine Fälschung. Eine sehr gute Fälschung, aber trotzdem eine Fälschung.«
»Aber das bedeutet ja...«
Hitchens drehte sich mit seinem Stuhl, um sie anzusehen.
»Genau, Diane. Das bedeutet, dass wir überhaupt keine Ahnung haben, wer sie wirklich war.«
Es war siebzehn Uhr achtunddreißig, als Lazar Zhivko die Zahlen in das Tastenfeld eintippte und die Tür seines Elektrogeschäfts am Stephenson Place in Chesterfield abschloss. Er rüttelte am Griff, um sicherzugehen, dass sie verschlossen war, und blickte über die Schulter, als fürchtete er, ein Straßenräuber könne genau diesen Augenblick wählen, um zuzuschlagen. In Lazars Augen flackerte Furcht auf, als sein Blick über den Bürgersteig und die Fahrzeuge schweifte, die vor dem Laden geparkt waren.
Während Lazar vor der Tür des Ladens zögerte, wartete sein Bruder Anton bereits am Randstein, trommelte ungeduldig mit den Fingern auf die Armlehnen seines Rollstuhls und fummelte an der Decke auf seinen Knien herum. Er hatte den Blick starr nach vorn gerichtet und schenkte den
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