Todesspiel
ist?«
»Laptop«, sagte sie.
»Was?« Ich ging zu ihr. Tatsächlich, unter der Couch lag ein Toshiba-Notebook. Das Stromkabel führte noch zu einer Steckdose in der Wand. Es sah aus, als ob jemand mit dem Laptop auf dem Bauch auf der Couch gelegen und nebenher Fernsehen geguckt hätte, dann den Computer ausgeschaltet und unter die Couch geschoben hätte, damit niemand drauftrat. Ich habe das selbst auch schon tausendmal so gemacht. Ich zog den Stecker raus und nahm den Laptop an mich.
»Bobbys Laptop?«, fragte LuEllen. »Das wäre wohl zu viel verlangt …«
»Ja, das ist wirklich zu viel verlangt«, sagte ich, schob das Gerät in LuEllens Rucksack. »Baird sagte, Bobbys Laptop sei ein IBM. Das da ist ein normales Notebook wie mein Vaio. Bobbys Laptop war wahrscheinlich viel schwerer, mit einer Menge eingebauter Zusatzfunktionen. Bobby machte keine Reisen …«
Wir waren inzwischen fünf Minuten in dem Wohnwagen, und meine innere Eieruhr sagte mir, wir sollten schleunigst verschwinden. LuEllen war derselben Meinung: »Es sei denn, du willst noch nach was Speziellem suchen …«
»Nein, komm, wir hauen ab«, sagte ich. Im selben Moment hörten wir das Knirschen von Autoreifen auf dem Kies vor dem Wohnwagen.
LuEllen legte den Zeigefinger auf die Lippen, trat zu einem Fenster, sah durch einen Spalt im Rollladen nach draußen, zischte mir zu: »Zwei Männer …« Dann: »Kommen zur Tür!«
Ich sah LuEllen an: Sie schien erfreut zu sein. Ihr gefallen solche beschissenen Situationen, weil sie dann einen Kick kriegt, und das ist für sie das Höchste.
Sie deutete zum Schlafzimmer, und wir schlichen auf Zehenspitzen zur Hintertür. Ich hielt den Atem an. Häuser geben
Vibrationen von sich – verursacht durch Schritte, schnelle Bewegungen, ja selbst durch Verlagerungen des Körpergewichts. In Wohnwagen, leichter gebaut als stabile Häuser, ist das besonders ausgeprägt. Im hinteren Schlafzimmer legte LuEllen die Hand auf den Drehknopf der Hintertür, und wir warteten angespannt, was passieren würde. LuEllen hat für solche Situationen einen Plan: Man öffnet die Hintertür im selben Moment, in dem die »feindliche« Person die Vordertür öffnet; das Geräusch und die Vibration heben sich dann gegenseitig auf.
Aber die beiden Männer kamen nicht herein. Sie klopften heftig an die Vordertür. Wir hörten, dass sie miteinander redeten, dann stapfte einer von ihnen um den Wohnwagen, kam zur Hintertür, klopfte, rüttelte am Türknopf. Dann marschierte er zurück zu seinem Begleiter.
Ich schlich zum Fenster und schaute durch einen Spalt im Rollladen schräg nach vorne zum Eingang. Ja, zwei Männer: ein Schwarzer und ein Weißer, beide in kurzärmligen Hemden und Khakihosen. Sie sahen aus wie zwei missvergnügte, außer Form geratene Bürohengste, beide zu fett, aber mit modischem Dreißig-Dollar-Haarschnitt. Der Weiße, blond, rotgesichtig, pausbäckig, trug auf der Hemdbrust ein hübsches rechteckiges Stoffabzeichen, das ihn als Anhänger des Cool Jazz auswies; vielleicht nahm er irgendwo Saxofon-Unterricht. Dem Schwarzen stand sein rosa Baumwollhemd großartig.
Sie berieten sich wieder, nervös, wie ich fand, sahen die Straße hinauf und hinunter, als ob sie nach jemandem Ausschau hielten, der ihnen Auskünfte über Carp geben konnte. Dann stiegen sie in ihren Wagen und fuhren davon. Ich las LuEllen die Autonummer vor, und sie kritzelte sie mit einem Kugelschreiber auf ihren Unterarm. Dann hob sie das Walkie-Talkie an den Mund und sagte: »Dave, komm uns abholen.«
Wir verließen den Wohnwagen durch die Hintertür, gingen seitlich über das kleine Rasenstück zur Straße. John kam langsam hinter uns angefahren, hielt an, und wir stiegen ein. Der alte Mann war fertig mit dem Rasenmähen, saß jetzt auf einem Gartenstuhl und trank Bier aus einer braunen Flasche. Er sah nicht zu uns herüber, als wir losfuhren.
»Verdammt!«, stieß ich aus.
»Nichts gefunden?«, fragte John.
»Zwei Männer kamen und klopften an die Tür«, erklärte LuEllen. »Wir haben das Kennzeichen ihres Wagens.«
»Oh, Scheiße. Ich habe da draußen natürlich nichts davon mitgekriegt.«
»Ford Taurus. Könnte ein Leihwagen gewesen sein.«
»Cops?«
»Glaub ich nicht«, sagte ich. »Das waren Innendienstleute. Bürohengste. Vielleicht können wir über das Autokennzeichen was rausfinden.«
»Verdammt«, knurrte John. »Wir verschwenden unsere Zeit und werden beinahe auch noch erwischt …«
»Nein, nein – wir haben einen
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