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Todesspiel

Titel: Todesspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Sandford
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Spezialistin, aber sie kannte sich gut aus -, konnte man sich anhand dieser Bilder einen Schlüssel feilen. Die Software machte es eigentlich überflüssig, noch tiefer ins Innerste des Schlosses zu sehen, wie es für die Anfertigung eines soliden Schlüssels auf der Basis eines Rohlings bei fast allen Türschlössern in den USA und Europas angebracht erschien, aber, wie Drexel sagte, die meisten seiner Kunden würden diese zusätzliche Möglichkeit gerne nutzen. »Es bestätigt ihnen, dass alles richtig ist und sie die richtige Rohlingnummer erfasst haben.«
    Wir schauten zu, wie LuEllen das Schloss mit der Sonde ausleuchtete, und auf dem Laptopscreen zeigten sich deutlich seine Eingeweide. Sie sah sich die Bilder an, grunzte, schaltete dann das Gerät aus. »Ich hole das Geld«, sagte sie, drückte Drexel das Kästchen in die Hand und eilte die Kellertreppe hinauf.
     
    Als sie verschwunden war, wollte Drexel die Deckenlampe ausschalten, aber ich legte den Zeigefinger auf die Lippen, und er ließ es sein. Ich fragte: »Haben Sie eine kleine Handfeuerwaffe für mich? Eine handliche, nicht zu laut? Aber bedrohlich aussehend?«
    »Man sollte es tunlichst vermeiden, Leute mit einer Waffe zu bedrohen«, sagte Drexel ernst. »Wenn man schon an dem Punkt angelangt ist, dass man die Waffe ziehen muss, dann sollte man auch abdrücken. Und in dieser Situation wiederum sollte man sich nicht zu viele Gedanken über die Lautstärke
machen. Der Unterschied in der Lautstärke zwischen einer 380er und einer 357er ist ziemlich bedeutungslos, wenn man die Pistolen in einem ausgebuchten Motel abfeuert. Der Knall wird so oder so gehört, also sollte man sich gleich eine Waffe zulegen, bei der man sich auf die Durchschlagskraft verlassen kann.«
    »Was haben Sie denn auf Lager?«
    Er sah jetzt sehr erfreut aus: Waffen waren seine große Liebe, und es machte ihm Spaß, sie an den Mann oder die Frau zu bringen. »Das hängt ganz davon ab, wozu Sie sie brauchen.«
    »Hören Sie, ich kann mich nicht zu lange mit dieser Sache aufhalten, ich möchte die Waffe haben, bevor meine Freundin zurückkommt.«
    »Sie wollen doch nicht etwa …« Seine Augenbrauen fuhren hoch.
    Ich verstand im ersten Moment nicht, was er meinte, aber dann fiel der Groschen: »Um Gottes willen, nein , ich will doch nicht sie erschießen! Wir haben es mit einem ziemlich durchgedrehten Typen zu tun, dem ich nicht unbewaffnet entgegentreten will, aber wenn ich mir eine Waffe zulege, würde LuEllen wahrscheinlich lange Diskussionen mit mir beginnen.«
    Er nickte zufrieden. »Gut. Ich bin froh, dass Sie’s nicht auf sie abgesehen haben. Sie ist eine gute Kundin, und ich würde es sehr bedauern, sie zu verlieren. Okay, Sie sind kein Waffennarr, Sie brauchen schlicht und einfach eine Waffe zur Selbstverteidigung, nicht irgendwas Spezielles. Und da habe ich genau das Richtige für Sie. Siebenhundert Dollar.«
     
    Wir gingen bereits die Kellertreppe hoch, als LuEllen zurückkam. Die Waffe steckte schwer in meiner Hosentasche; es war ein mit sechs 38er-Patronen geladener Smith-&-Wesson-Revolver mit kleinem, abgerundetem Schlagbolzen, um ein Verheddern
in der Kleidung zu vermeiden, wenn man ihn hastig ziehen musste. Waffen sind zum Töten da. Die Menschen mögen einen Sport aus dem Schießen mit Feuerwaffen machen, einen Zeitvertreib, ein Hobby, aber das alles ist nichts anderes als eine Pervertierung des eigentlichen Daseinszwecks einer Waffe. Waffen aller Art sind zum Töten da, und Handfeuerwaffen sind zum Töten von Menschen aus kurzer Entfernung da. Irgendwie gab mir der Revolver in der Hosentasche nicht die erwartete Erleichterung …
    Und ich erzählte LuEllen davon, sobald wir Drexels Haus hinter uns gelassen hatten.
    »Heh, du hast mich vorher nicht gefragt …«, sagte sie.
    »Ich habe erst daran gedacht, ihn zu kaufen, als wir mit Drexel im Keller waren«, sagte ich. Ich nahm den Revolver aus der Tasche und schob ihn unter den Sitz. »Ich wollte nicht, dass du ein Veto gegen den Kauf einlegst.«
    »In unserer jetzigen Situation hätte ich das nicht getan«, sagte sie. »Nicht mehr, nachdem wir zusehen mussten, wie Carp diesen Mann exekutiert hat. Aber ich habe kein gutes Gefühl dabei … Warum erzählst du es mir denn jetzt überhaupt?«
    »Wenn wir in Stroms Wohnung eindringen und erwischt werden und eine Handfeuerwaffe dabeihaben …«
    »Ach so. Ja …«
    In den meisten Staaten der USA wird bewaffneter Einbruch mit einigen zusätzlichen Knastjahren bestraft.

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