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Todesspiel

Titel: Todesspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Sandford
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geführt hatte.
    Wir gingen wieder zum Apartment-Komplex, wanderten Arm in Arm an den Geschäften des Einkaufscenters vorbei, machten Window-Shopping, schauten ab und zu nach oben, wo LuEllen die Wohnung Stroms vermutete. Die Fenster waren dunkel. Vor Barnes & Noble riefen wir im Apartment an. Keine Antwort. Ich wählte ihre Handynummer, und sie reagierte nach dem dritten Läuten. »Sharon?«, fragte ich.
    »Oh, sie haben anscheinend die falsche Nummer gewählt«, sagte Strom. Sie hatte eine hübsche Sopranstimme und klang nach netter Frau – einer höflichen jedenfalls. Ich hörte Stimmen im Hintergrund, sagte: »Entschuldigung, ist das nicht …« Ich nannte ihre Handynummer – mit zwei vertauschten Zahlen.

    »Nein, aber dicht dran, Sie haben nur zwei Zahlen in der falschen Reihenfolge gewählt. Okay?«
    »Okay«, sagte ich. »Entschuldigen Sie die Störung.« Andere Stimmen, leises Klappern von Geschirr. Ende des Gesprächs.
    Ich sah LuEllen an. »Sie ist in einem Restaurant.«
    »Könnte nur fünf Minuten von hier weg sein«, sagte die misstrauische LuEllen. »Ist es wahrscheinlich sogar.«
    »Egal, eine günstigere Situation wird’s kaum mal geben. Auf geht’s!«
     
    Ich hatte den Laptop und das Sondenkästchen im Stoffbeutel unter den Arm geklemmt, die Nachschlüssel steckten in meiner Hosentasche. Wir gingen durch den Eingang, fuhren mit dem Aufzug nach oben, und LuEllen führte mich zu Stroms Wohnungstür. Ich probierte es mit dem ersten Schlüssel, und die Tür ging auf. »Ich bin ein Genie«, sagte LuEllen. »Ich warte unten auf dich.«
    Ich ging durch die Tür, rief: »Hallo?«
    Keine Reaktion. Ich schob die Tür mit dem Fuß ins Schloss, tippte auf einen Lichtschalter, rief noch einmal, diesmal ein wenig lauter: »Hallo? Jemand da?«
    Keine Antwort. Ich huschte in die Wohnung hinein, die sich als Drei-Zimmer-Apartment – Wohnzimmer, Schlafzimmer, Gästezimmer – erwies, suchte nach den Lichtern einer Alarmanlage. Keine Alarmanlage. Es roch nach frischen Pflanzen und, unangenehm scharf, nach Pflanzendünger. In der Küche stieß ich auf sechs frisch gewässerte Usambaraveilchen, aufgereiht auf einem Tropfgitter über dem Spülstein.
    Dann ging ich ins Gästezimmer, das als hübsches Arbeitszimmer eingerichtet war, einschließlich eines Dell-Desktops und eines sehr komfortablen Bürostuhls. Eine schwarze Schultasche, wie sie erfolgreiche Managerinnen als Aktentaschen
zu benutzen pflegen, stand neben dem Stuhl auf dem Boden. Ich warf den Computer an, durchsuchte die Tasche. Sie enthielt den üblichen Bürokram – Kugelschreiber, Bleistifte, Kleenex, die Schlafmaske einer Fluggesellschaft, ein dünnes Telefonverbindungskabel für einen Laptop, aber keinen Laptop, eine Ersatzbrille und eine ärztlich verordnete Sonnenbrille, etwa hundert Visitenkarten in einem Mäppchen und, in einem Füllfederhalteretui, einen grauen USB Data Key. Diese kleinen Sticks eignen sich vorzüglich, in begrenztem Rahmen wichtige Dateien stets parat zu haben. Großartig …
    Ich steckte den Stick in den USB-Zugang meines Laptops und speicherte ein halbes Megabyte unbekannten Inhalts auf der Festplatte meines Laptops ab, steckte dann den Stick zurück in die Schultasche. Keine Zeit zum Nachschauen, was ich mir da kopiert hatte. Ich hielt mich seit rund drei Minuten im Apartment auf und spürte bereits den Drang, mich zu beeilen.
    Ich setzte mich vor ihren Computer, verband ihn mit meinem Laptop und begann, ihre Dokument-Dateien auf die Festplatte meines Laptops zu kopieren. Die meisten der Dateien waren mit wenig interessanten Namen bezeichnet wie Finanzen oder Briefe, und ich war nicht besonders zuversichtlich, dass ich damit ihre Computer-Passwörter knacken konnte. Ich überprüfte unterdessen ihre Schreibtischschubladen, die Rückseite ihrer Tastatur, die Unterseite der Schreibtischplatte und besonders sorgfältig jedes Blatt Papier in der Schultasche auf ungewöhnliche Buchstaben-Zahlen-Kombinationen, die Passwörter sein konnten. Ich fand nichts.
    Aber vielleicht hatte sie sich die Passwörter irgendwo anders notiert, überlegte ich. In Behörden mit hohem Sicherheitsbedürfnis raten die Computer-Fachleute den Angestellten, Passwörter aus willkürlich ausgewählten Zahlen, Buchstaben
und Symbolen zusammenzustellen, sodass sie von Hackern nicht geknackt werden können. Das Problem dabei ist, dass kein Mensch sich an solche komplizierten Passwörter permanent erinnern kann, also notiert man sie irgendwo.
    Es wäre

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