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Todesspiel

Titel: Todesspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Sandford
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Parkarbeiter wechselte das Netz auf einem Beachvolleyball-Platz aus, auf dem knöcheltief gelber Sand verteilt war.
    Wegen des Revolvers trug ich trotz der Hitze ein leichtes Sportjackett. Die Waffe steckte in der linken Brusttasche, wo sie den Stoff zwar ein wenig ausbeulte, aber nicht so, dass es auffiel. Ich spürte ihr Gewicht jedoch schwer an der Brust.
    »So ein Gebäude«, sagte LuEllen und sah hinüber zu Griggs Apartmenthaus, »ist für meinen Job die schlimmste aller Möglichkeiten.«
    »Schlimmer als, sagen wir mal, das Haus eines Juweliers in Saddle River mit einer Hunderttausend-Dollar-Alarmanlage?«
    »Irgendwie schon«, sagte sie und erging sich in einer fachkundigen Analyse. »Beim Haus des Juweliers hast du nach sorgfältiger Vorbereitung Geld in einen Insider investiert, der es dir ermöglicht, die Alarmanlage in den Griff zu kriegen. Er sagt dir auch, wann das Haus mehr oder weniger leer ist, und selbst wenn es nicht leer ist, weißt du, wo sich die Bewohner aufhalten. Aber bei einem Haus wie dem da kommen und gehen dauernd Leute – niemand kann wissen, wer wann und warum kommt oder geht. Alles beruht auf Zufälligkeiten. Und das Haus ist schon älter, hat also wahrscheinlich relativ dünne Wände: Wenn du eine Tür aufbrechen musst, läufst du Gefahr, dass es jemand hört. Oder jemand sieht den Schaden an einer Wohnungstür. Außerdem erkennt jeder Bewohner vermutlich einen Fremden.« Sie biss ein Stück von ihrem Sandwich ab und schaute nachdenklich zu dem Gebäude hinüber.
    »Sag jetzt ja nicht, du willst über das Dach einsteigen«, sagte ich. Sie liebte das Fassadenklettern und den Einsatz von Seilen.

    »Ich habe gerade gedacht, dass das eine Möglichkeit sein könnte«, gestand sie. »Man vermeidet damit vielerlei Unwägbarkeiten. Und schau dir die Fenster an. Es handelt sich um diese altertümlichen Fenstertypen, die mit einem Drehgriff verschlossen werden. Du schneidest ein Loch ins Glas, drehst den Griff, und schon bist du drin. Es begegnet dir niemand in den Fluren, und du brauchst keine Wohnungstür aufzubrechen. Kein sichtbarer Schaden.«
    »Allerdings mit dem kleinen Mangel behaftet, dass du aufs Dach steigen musst.«
    »Das ist nicht schwierig.« Sie richtete ihren Kennerblick weiterhin auf das Apartmenthaus. Ein Mann, auf dem Kopf einen komischen altmodischen Strohhut mit ganz schmalem Rand, wurde von seiner angeleinten Bulldogge an uns vorbeigezerrt. Der Mann musterte LuEllen aufdringlich; die Bulldogge schnüffelte an einem Blumenbeet, Stiefmütterchen, wie ich vermutete – sie sahen den Usambaraveilchen ähnlich, die wir am Tag zuvor in Stroms Wohnung im Spülstein gesehen hatten, waren farblich jedoch heller und variantenreicher -, und dann hob der Köter das Bein und pinkelte auf die Blümchen.
    Ich sah den beiden nach, während sie tiefer in den Park hineingingen – und entdeckte dabei den Mann mit dem Fernglas. Ich drehte sofort, aber doch langsam und unauffällig, den Kopf zu LuEllen, sagte: »Wenn du an meinem Hinterkopf vorbei in den Park guckst, siehst du einen Mann in einem blauen Hemd, der uns durch ein Fernglas beobachtet. Entweder das, oder er hält nach kleinen Vögeln Ausschau …«
    Sie wandte mir das Gesicht zu, lachte laut, warf den Kopf zurück, sagte: »Ja, ich sehe ihn … Wer kann das sein? Verfolgt uns jemand? Wäre das möglich? Was machen wir jetzt? Wegrennen?«
    »Nein, nicht wegrennen, aber weggehen. Ich knülle die
Sandwichtüten zusammen, gehe zu dem Papierkorb da drüben und werfe sie rein. Du bleibst hier sitzen, dann rufe ich dich, als ob ich dir was zeigen wollte, okay? Das bringt uns dreißig Meter in Richtung unseres Wagens.«
    »Ist es wirklich ein Fernglas? Ich hoffe, es ist keine Kamera. Ich hoffe, er hat keine Zoom-Linse. Ich hoffe, er hat unsere Gesichter nicht festgehalten …«
    »Es ist ein Fernglas, keine Kamera«, sagte ich bestimmt. Wenn dich jemand durch ein Fernglas beobachtet oder ein Foto von dir mit einem Zoomobjektiv macht, nimmt er jeweils automatisch eine spezielle Körperhaltung ein, die ihn verrät. Ein Mann, der ein Fernglas auf dich richtet, spreizt die angewinkelten Arme seitlich aus, die Hände liegen mit gebogenen Fingern vor den Augen. Ein Mann, der dich fotografiert, drückt die angewinkelten Arme seitlich an den Körper, um die Kamera zu stützen, und sein Gesicht ist vollständig von der Kamera verdeckt. Beide Körperhaltungen sind nicht zu verwechseln.
    Ich stand auf, nahm LuEllens Sandwichtüte, machte eine

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