Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Todestanz

Todestanz

Titel: Todestanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margie Orford
Vom Netzwerk:
Wahrscheinlich saß sie in Shazia Faizals halb gepacktem Wohnzimmer. Und wartete. Und betete inzwischen.
    Sie stützte den Kopf auf die Arme, während Fritzi ihren Schenkel walkte und ihr mit ihren scharfen Krallen ablenkende Schmerzen zufügte. Das tiefe Schnurren der Katze lullte sie langsam ein.
    Calvaleens Schultagebuch. Es lag inmitten des Trümmerhaufens auf ihrem Tisch.
    Clare griff danach und blätterte erneut darin herum. Hausaufgaben, Tests, Übungen. Ein oder zwei gezeichnete Herzchen in den schmalen Freiräumen für das Wochenende. Eines mit schwarzem Filzstift ausgestrichen. Leere Seiten. In den letzten Monaten hatte Calvaleen nicht oft die Schule besucht.
    Am Ende des Tagebuches eine Liste von Handynummern. Jede einem der kryptischen Spitznamen zugeordnet, mit denen Teenagermädchen ihre Freundinnen belegen. Clare ging sie durch. Keines der Mädchen, die sie erreichen konnte, hatte Calvaleen in letzter Zeit gesehen. Weggezogen, sagte
eine. Neue Freundinnen, meinte eine andere. Ein fester Freund? Vielleicht vor längerer Zeit, aber nichts Ernstes. Calvaleen hatte keinen Bock auf Männer, und ihr Vater war voll streng. Eine meinte, sie hätte Probleme und sich deshalb eine Auszeit genommen.
    Clare blätterte wieder durch das Tagebuch. Landete wieder bei den Telefonnummern.
    Die Ziffern. Die pummeligen Zweier und Dreier, die offenen Vierer, die Siebener mit Querstrich.
    Clare zog die Liste mit den Aktenzeichen heraus, die man durch ihren Briefschlitz geworfen hatte. Sie verglich sie mit Calvaleens Telefonnummern und begann schneller zu atmen.
    Dieselbe Handschrift.
    Das dürre Kind, das zum Taxi gerannt war.
    Calvaleen van Rensburg, die in den kleinen Nebenstraßen verschwunden war.
    Die Tochter von Riedwaans Vorgesetztem.
    Â 
    Clare bog in die Wohnanlage und hielt am bewachten Tor an. Ein Wachmann – ein anderer – kam auf sie zu.
    Â»Nummer acht«, sagte sie. »Van Rensburg.«
    Â»Mrs Latisha ist nicht zu Hause«, sagte der Wachmann.
    Â»Ich will nur etwas abgeben«, sagte Clare.
    Â»Okay.« Er deutete auf einen Parkplatz. »Parken Sie da drüben.«
    Clare hielt neben einem Mann im blauen Overall. Er köpfte ein paar Löwenzahnblüten, die ihre gelben Köpfe durch die Risse im Beton gebohrt hatten. Der Mann sah ihr nach, bis sie hinter der Hausecke verschwunden war.
    Niemand in der aufgeräumten Küche. Genauso wenig wie im Elternschlafzimmer mit den offenen Vorhängen. Calvaleens Vorhänge waren fest zugezogen. Da hatte sich nichts geändert.

    Das Wohnzimmer war ebenfalls leer. Auf dem Sofa standen aufgeplusterte diamantförmige Kissen. Nur der Schreibtisch am Fenster deutete daraufhin, dass die Räume bewohnt waren. Darauf ein Telefon, ein paar korrekt aufgestapelte Dokumente, ein Bierkrug voller Stifte, an dem eine Vatertagskarte lehnte. Für einen Vater, der rund um die Uhr arbeitete. Im strategischen Personaleinsatz. Selbst zu Hause: Die Dokumente waren Ermittlungsakten. Sie hatte sie bei ihrem Besuch am Morgen bemerkt, aber nicht wirklich wahrgenommen. An der obersten Akte klemmte eine Nachricht, in Van Zyls geschwungenem Gekrakel.
    Aus einer Ecke des Wohnzimmers blinkte sie ein rotes Auge an. Die Alarmanlage. Sie würde eine Menge Aufmerksamkeit erregen, wenn sie ins Haus eindrang. Clare sah zum Garagenfenster. Die verlassene Werkbank.
    Â»Ihre Freunde sind nicht da?« Der Gärtner im blauen Overall.
    Â»Sieht nicht so aus«, antwortete sie.
    Â»Wollen Sie eine Nachricht dalassen?«, fragte er. »Ich kann sie ihnen geben.«
    Â»Kein Problem.« Clare ging zu ihrem Auto zurück. »Ich rufe sie einfach an.«
    Dabei wählte sie bereits die Privatnummer, die Edgar Phiri ihr gegeben hatte.

Siebenundfünfzig
    Als Clare den Caledon Square erreichte, hielt eben Salome Ndlovus mächtiger schwarzer BMW am Haupteingang. Sie sah, wie der Fahrer Special Director Ndlovu den Schlag aufhielt.
Ndlovu ließ sich eine Minute Zeit, um ihr perfekt sitzendes Haar zurechtzumachen und das schwarze Jackett zuzuknöpfen. Dann griff sie nach ihrem Aktenkoffer und marschierte durch die Tür.
    Clare folgte ihr mit dem Polizei-Passierschein, den ihr Rita Mkhize ausgestellt hatte, und huschte in die eilig zusammengetrommelte Pressekonferenz. Weder Riedwaan Faizal noch Rita Mkhize waren irgendwo zu sehen. Hinter einer Phalanx von Mikrofonen und Kabeln stand Edgar Phiri. Special Director Ndlovu

Weitere Kostenlose Bücher