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Todeszauber

Todeszauber

Titel: Todeszauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur W. Upfield
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auf Blechbüchsen getrommelt. Sie hätten das sehen sollen, Diana! Wie ein riesiger Strom ergoß sich das Karnickelheer in die Falle, und immer wieder stießen die Adler herab. Mehrere tausend sind in die Falle gegangen, aber noch viel mehr sind uns entwischt. Jimmy Partner schätzte, daß ungefähr fünftausend im Gehege wären. Die Schwarzen haben jetzt alle Hände voll zu tun, die Felle abzuziehen. Dieses Jahr werden gute Preise dafür gezahlt.«
    »Na, dann wird aber das Bankkonto der Kalchut ganz schön anschwellen«, meinte Diana lächelnd.
    »Allerdings, meine Liebe, aber für unsere Schwarzen macht das weiter keinen Unterschied.« Mary setzte sich neben das Mädchen auf die Couch. »Tut mir leid, daß John nicht zu Hause ist. Er wird bestimmt enttäuscht sein, wenn er hört, daß Sie da waren.«
    »Bleibt er den ganzen Tag weg?«
    »Ja. Er ist drüben bei den Painted Hills und schneidet Futter für die Mutterschafe. Jimmy Partner hätte ihn eigentlich begleiten sollen, aber die Schwarzen kommen ohne ihn mit der Karnickelfalle nicht zurecht.«
    Diana nickte, man sah ihr deutlich die Enttäuschung an.
    »John hat Ihnen nie erzählt, was aus Jeffery Anderson geworden ist?« murmelte sie.
    »Was aus ihm geworden ist? Was soll denn aus ihm geworden sein?« Mary riß erschrocken die Augen auf.
    »Bitte, dringen Sie nicht in mich. Ich habe John versprochen, nichts zu sagen. Aber ich war immer der Ansicht, daß er es Ihnen erzählen sollte, doch John meinte, es wäre für Sie besser, wenn Sie nichts wüßten. Und nun bin ich gekommen, ihm zu sagen, daß er sorgfältig alle Haare beseitigen muß – von Kamm und Bürste, von Kopfkissen und Handtuch!«
    »Um Himmels willen, warum denn?«
    Das Mädchen hob hilflos die Hände. »Ich kann Ihnen nichts sagen. Ich habe John mein Wort gegeben. Sie müssen Vertrauen haben, zu mir und zu ihm. Er wird bestimmt wütend sein, daß ich Ihnen schon so viel verraten habe. Aber er ist ja nicht da, und wir müssen unbedingt alle Haare einsammeln.«
    Mary starrte durch das Fenster, und als sie das Mädchen anblickte, stand Furcht in ihren Augen.
    »Ich – ich habe mich schon gewundert«, gestand sie. »Ich werde nie vergessen, wie ich an diesem Abend im April auf die Rückkehr von John und Jimmy Partner gewartet habe. Es regnete heftig. Schließlich lief ich zum Eingeborenencamp. Jimmy Partner sprach mit Nero, und am nächsten Morgen waren die Schwarzen auf Wanderschaft gegangen. Als John nach Hause kam, hatte er eine blaue Strieme am Hals. Er behauptete, in der Dunkelheit gegen einen Ast geprallt zu sein. Ich möchte keine weiteren Fragen stellen, aber bitte beantworten Sie mir noch diese eine: ist John in Gefahr – durch Inspektor Bonaparte?«
    Diana nickte und seufzte leise. »Ja, er findet immer mehr heraus. Ach, wäre doch nur John zu Hause gewesen. Dann hätte ich Ihnen die Aufregung ersparen können. Zu dumm, daß er Sie nicht ins Vertrauen gezogen hat. Andererseits sehe ich ein, daß es klug von ihm war, Ihnen nichts gesagt zu haben, denn sollte der Inspektor zu Ihnen kommen, können Sie ihm nichts erzählen, weil Sie ja nichts wissen.«
    »Aber ich weiß. Ich weiß von –«
    »Nein, meine Liebe. Sie wissen nichts. Denken Sie immer daran: Sie wissen von nichts. Auf diese Weise können Sie John am besten helfen. Verstehen Sie?«
    Mary Gordon war aufgestanden, blickte hinab in die sorgenumwölkten Augen. Langsam umspielte ein Lächeln ihren Mund, und ein entschlossener Ausdruck trat in ihre Augen.
    »Ich werde nichts verraten, Diana, und ich werde John auch keine Fragen stellen. Wenn er die Zeit für gekommen hält, wird er mir schon alles erzählen. Jetzt trinken wir eine Tasse Tee, und dann gehen wir auf die Jagd nach Johns Haaren.«
    Sie drehte sich um und ging zum Herd. Plötzlich blieb sie stehen und starrte auf einen gestreiften Matratzenbezug, der sauber zusammengefaltet auf dem Küchenschrank lag.
    »Komisch!« murmelte sie und nahm den Matratzenbezug in die Hand. Sie schüttelte ihn aus und sah, daß er aufgeschnitten war. Diana beobachtete sie, und eine steile Falte erschien auf ihrer Stirn. Die Frau fuhr mit der Hand in den Bezug, holte eine schwarze Feder heraus.
    »Was ist denn damit?« fragte das Mädchen.
    Mary lachte irritiert auf. »Vor Jahren, als mein Mann noch lebte, waren einmal Tausende von Vögeln auf dem See. Er ging mit den Schwarzen auf Jagd, und mit den Federn füllten wir zwei Matratzen. Auf der einen schläft John, die andere lag auf einem der

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