Todtstelzers Krieg
zerrissen und in ihre
Bestandteile aufgelöst, bevor der Wind sie in alle Richtungen
verstreute. Wieder andere explodierten einfach, als sie von
Blitzen getroffen wurden, die über das Deck fegten. Nichts als
knisternde, funkensprühende Reste blieben von ihnen übrig.
Die Menschen standen wie erstarrt und beobachteten das
Schauspiel ehrfürchtig. Der Sturm hatte sie völlig verschont.
Reineke Bär wurde von der Wucht des Windes von den Füßen gerissen, doch der Seebock packte ihn mit einer Hand und
klammerte sich mit der anderen verzweifelt an der Reling fest.
Die Belastung drohte, ihn zu zerreißen, doch er ließ nicht lokker. Schließlich war er der Seebock, und der Seebock ließ seine
Freunde nicht im Stich. Poogie und Alles klammerten sich verängstigt aneinander. Sie hatten unter einem Stapel Decksstühlen Zuflucht gesucht. Im Salon, im Zentrum des künstlichen
Sturms, fielen die Spielsachen tot um, wo sie standen oder gingen. Der Wind heulte wie eine menschliche Stimme, voll
Schmerz und Jubel zugleich, und fegte die Spielzeuge ins Wasser zurück.
Und dann erstarb der Sturm so rasch, wie er gekommen war,
und an Bord war alles wieder ruhig – mit Ausnahme der
schmerzerfüllten Schreie aus dem Salon und Halloweenies verzweifelten Hilferufen. Die Menschen und die guten Spielzeuge
vergaßen ihren plötzlichen, unvermuteten Sieg und ihre zahlreichen Wunden und rannten zum Salon. Sie schoben sich
durch die halb zerstörte Tür und an den zerschmetterten Barrikaden vorbei. Und dann sahen sie Halloweenie, der seinen zerbrochenen, geschundenen Körper voller Schmerzen über den
Boden zog und versuchte, Julian zu erreichen, der zuckend in
den Armen des Ersten Todtsteltzers lag. Die entsetzlichen
Schreie des Espers wurden rauher, als würde seine Kehle zunehmend Schaden nehmen. Giles ließ Julian zu Boden sinken
und wich zurück. Er musterte die anderen mit kalten, wachsamen Augen.
»Laßt ihn nicht entkommen!« kreischte Halloweenie. »Er ist
an allem schuld! Er hat Julian weh getan. Er hat irgend etwas
mit ihm angestellt, und Julian fing an zu schreien und konnte
nicht mehr aufhören.«
Finlay und Evangeline traten rasch vor und knieten neben
dem jungen Esper nieder . Julian Skye zuckte am ganzen Leib,
und seine Hacken trommelten auf den Boden . Der Kopf
schnellte von einer Seite zur anderen, hin und her, hin und her,
und Blut strömte aus seinem Mund, während er schrie . Evangeline half ihm, sich aufrecht hinzusetzen, und wiegte ihn dann in
den Armen, Sie versuchte, seine hilflosen Bewegungen aufzufangen. Finlay untersuchte Julian nach Wunden, und bald wurde seinen in der Arena trainierten Augen klar, daß die Verletzungen innerer Natur sein mußten. Die Gegenwehr des jungen
Espers wurde schwächer, als die letzten Kräfte ihn verließen . Seine Schreie wurden zu einem Stöhnen . Blut sickerte aus seinen Ohren und tropfte aus den Augenhöhlen und über die
Wangen wie purpurrote Tränen. Er war leichenblaß im Gesicht
und seine Haut eiskalt. Finlay starrte den Todtsteltzer feindselig an.
»Was zur Hölle habt Ihr mit ihm gemacht?«
»Nur das, was nötig war«, antwortete Giles. Seine Stimme
klang gelassen, aber wachsam. »Wir benötigten einen PSISturm. Es war unsere einzige Überlebenschance. Also half ich
dem Esper, einen zu produzieren.«
»Ihr wußtet, daß er daran sterben konnte!« hielt ihm Evangeline vor.
»Ja, das wußte ich«, bestätigte Giles. »Das wußte ich. Aber
es war notwendig.«
»Wenn er stirbt, seid Ihr ein Mörder!« sagte Evangeline.
»Es wäre nicht mein erster Mord. Werdet endlich erwachsen,
Frau! Wir befinden uns mitten in einem Krieg. Das Überleben
der Gruppe kommt an erster Stelle. Unsere Mission ist wichtiger als jeder einzelne von uns. Und bevor Ihr fragt – ja, das
schließt mich mit ein!«
Tobias eilte herein. Er brachte einen kleinen Autodoc aus der
Sanitätsabteilung der Missis Merry Truspott mit und reichte ihn
dem Feldglöck. Finlay riß den Kragen des jungen Espers auf
und preßte die flache Scheibe auf dessen Hals. Tobias trat zurück, um Flynns Kamera nicht die Sicht zu versperren.
»Es ist ein ziemlich einfacher Autodoc«, erklärte er zögernd.
»Ich meine, er ist ganz gut, was das Verabreichen von Beruhigungsmitteln und Schmerzdämpfern angeht, aber fragt mich
nicht, was er gegen einen totalen Schock und zerebrale Hämorrhagien bewirken kann.«
Julian beruhigte sich nach und nach, während die Wirkung
der Medikamente einsetzte, die
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