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Toechter der Dunkelheit

Toechter der Dunkelheit

Titel: Toechter der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Balzer
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gleich.
    „Ich will ihn haben!“, zischte sie, kaum, dass Kythara die Augen aufgeschlagen hatte.
    Kythara blinzelte, zeigte allerdings keinerlei Verwirrung, fragte erstaunlicherweise nicht einmal, wovon Inani sprach.
    „Warum? Warum willst du es übernehmen?“
    „Ich weiß es nicht. Aber ich weiß, dass ich es will.“
    „Er ist der Erzpriester. Damit ist er besser geschützt als selbst der König von Roen Orm. Du bist noch lange nicht bereit, ihm zu begegnen, Kind.“
    „Ich werde es sein. Eines Tages. Diese Rache gehört mir.“
    Sie blickte auf, fürchtete, Spott oder, noch schlimmer, Nachsicht zu begegnen. Doch Kythara betrachtete sie lediglich nachdenklich.
    „So soll es sein. Diese Rache wird dir gehören. Ich werde dir helfen, sie zu nehmen.“
    Inani nickte dankbar und wandte sich dann zögernd um. Es war Zeit, die Peinlichkeiten dieses Morgens zu beenden und Kythara schlafen zu lassen. Sie brauchte all ihre Kraft, um ein Grinsen zu unterdrücken – sie wusste zu genau, warum die Königin müde war.
    „Geht es ihm gut?“
    Inani blickte über die Schulter zurück und errötete, als sie Kythara lächeln sah.
    „Ich hoffe es.“ Sie kicherte, und brachte sich dann endlich in Sicherheit.
     
    „Zufrieden mit der Wahrheit?“, fragte Maondny, kaum, dass Kythara versuchte, sich noch ein wenig auszuruhen.
    „Nicht wirklich. Inani macht mir Angst, seit dem Tag, an dem sie geboren wurde … Aber vielleicht wird es Zeit, eher um ihre Feinde zu fürchten, nicht wahr?“
    „Oh, auf jeden Fall. Ihre möglichen Schicksalswege sind so vielfältig wie bei keinem zweiten Lebewesen auf dieser Welt. Wohin auch immer sie geht, ihre Feinde haben einen Grund, sie zu fürchten. Und Kythara, vielleicht solltest du nachher Thamar versichern, dass er nicht ihr Feind ist. Inani ist es nicht ganz gelungen, ihn da zu beruhigen …“
     

18.
     
    „Wenn du wissen willst, wer du wirklich bist, blicke nicht in den Spiegel. Blicke in die Augen deiner Kinder und frage dich, was du getan hast, dass sie eben so wurden, wie sie sind.“
    Weisheit der Nola
     
    „Meinetwegen kannst du schweigen, bis du grün anläufst, aber glaub mir, es wird dir nicht helfen“, sagte Chyvile gelassen.
    Seit neun Tagen waren sie nun schon unterwegs. Jordre war mittlerweile am Ende seiner Kräfte angekommen, Chyvile hatte ihm kaum ein paar Stunden Schlaf und nur wenig Zeit zum Essen zugestanden. Nachdem Bitten und Streitgespräche versagt hatten, versuchte er es nun mit beharrlichem Schweigen. Es ärgerte ihn, dass sich diese verflixte Famár, die ihn schon sein ganzes Leben lang quälte, davon weder stören noch beeindrucken ließ.
    Sie schleifte ihn von einer tödlichen Gefahr zur nächsten, durch weglose Wälder, stinkende Moore und vor allem in jede Ansammlung von Wasser, die tiefer als eine Pfütze war. War das nicht ein wirklich guter Grund, wütend zu sein?
    „Siehst du da vorne die Höhle? Es ist der Eingang zu einem unterirdischen Flusslauf. Damit können wir wenigstens zwanzig Meilen abkürzen“, erklärte Chyvile.
    Jordre stierte stumm geradeaus.
    „Kommst du? Oder bist du schon wieder müde?“ Spöttisch sah sie zu ihm auf. Ihre blassblaue Haut leuchtete im letzten Licht des Tages, die drahtigen, mattgrünen Haare standen wild zu allen Seiten ab. Schön waren sie nicht, die Famár, oder zumindest in den Augen der meisten Orn nicht. Für Jordre war Chyvile das erste Lebewesen, an das er sich bewusst erinnerte und damit die wichtigste Person in seinem Leben überhaupt. Er war höchstens zwei Jahre alt gewesen, als sie ihn aus dem Pionfa rettete, eine schwarze, magisch verseuchte Brühe, die vor langer Zeit einmal ein Fluss gewesen war. Chyvile konnte seine Eltern nicht finden, also hatte sie ihn mit in das Dorf genommen, das sie beschützte, und ihn kurzerhand adoptiert.
    „Na komm, nur ein paar Schritte, dann kannst du dich schön ausruhen.“ Sie lachte und schob ihn vor sich her wie ein trotziges Kind, obwohl sie ihm kaum bis zur Hüfte reichte.
    „Ich kann alleine laufen, und ja, ich bin müde!“, brach es aus ihm heraus. „Ich habe es satt, von dir durch die Wildnis geschleppt zu werden. Der Himmel mag wissen, warum und wohin. Ich habe deine Abkürzungen satt, und ja, ich habe sogar das Wasser satt, obwohl ich nie geglaubt hätte, dass so etwas einmal geschehen könnte!“ Als Adoptivsohn einer Famár hatte er tatsächlich mehr Zeit mit Schwimmen als Laufen verbringen müssen und war damit nach Chyviles Aussage nicht nur

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