Töchter des Mondes - Sternenfluch (German Edition)
wird nicht warten. Mein Körper wird kaum erkaltet sein, ehe sie die Schwesternschaft übernimmt, Cate.«
Das ist das erste Mal, dass sie mich bei meinem Kosenamen nennt.
Wenn das hier unser Abschied ist, dann schulde ich es Cora, ihr Frieden zu schenken, und nicht umgekehrt. »Ich werde mit ihr um die Führung kämpfen.«
»Braves Mädchen.« Cora lächelt. »Gretchen weiß, wo meine Papiere versteckt sind und wie sie Brennan und unsere Spione erreicht. Seit meiner Kindheit kennt sie alle meine Geheimnisse. Ich vertraue ihr bedingungslos. Sie wird dir eine große Hilfe sein, so wie sie mir eine war.«
Meine Gedanken rasen. »Brennan – das ist unser Mann beim Höchsten Rat?«
Cora nickt. »Er ist einer von den Guten. Er hat eigene Töchter und unterrichtet sie heimlich. Du kannst ihm vertrauen.«
Aber ich kann nicht zu ihm gehen und ihn davor warnen, an der Sitzung teilzunehmen. Er würde wissen wollen, warum, und wenn er ein guter Mann ist – und ich glaube Finn und Cora, dass er es ist –, würde er versuchen, es zu verhindern. Auch ein anonymer Brief würde seinen Verdacht erregen und könnte dazu führen, dass die Sitzung abgesagt würde, und unsere Preisgabe riskieren.
»Wer noch von den Lehrerinnen?«, frage ich.
»Sophia, aber sie hat nicht immer den Mut zu tun, was notwendig ist. Der Rest hat sich mit Inez verbündet, bis auf Elena«, überlegt Cora und dreht ihren Amtsring um den Finger. Er sitzt ziemlich locker aufgrund des vielen Gewichts, das sie verloren hat, und ist mit einem Band umwickelt, damit er ihr nicht ganz verloren geht. Es ist der einzige Ring, den sie noch trägt, und ohne das viele Silber sehen ihre Hände seltsam aus. »Du solltest sie vielleicht um Rat fragen. Sie ist ein sehr schlaues Mädchen, weißt du, und ich hätte sie nicht nach Chatham geschickt, wenn ich ihr nicht vertrauen würde.«
Ich frage mich, wie viel Cora wohl über das weiß, was zwischen Elena und Maura passiert ist. Ich verziehe das Gesicht. Der Gedanke, Elena gegenüber höflich zu sein, gefällt mir gar nicht, und erst recht nicht, sie um einen Gefallen zu bitten.
Cora gibt plötzlich ein heiseres, ersticktes Geräusch von sich, und besorgt, dass es das gewesen sein könnte, springe ich auf – besorgt, dass Cora jetzt stirbt, hier, direkt vor meinen Augen –, bis ich begreife, dass sie lacht.
»Du guckst, als hättest du in eine Zitrone gebissen«, keucht sie. »Als hätte ich dich gebeten, einen Wurm zu essen.«
»Ist alles … Kann ich irgendetwas tun?«, frage ich, als sie nach Luft ringt. Ihre Hand ist weiß wie Papier und von blauen Adern durchzogen. Sie sieht klein und nackt aus ohne all die Ringe. Ohne nachzudenken, lege ich meine Hand auf ihre.
Ihr Schmerz ist unerträglich, die rasiermesserscharfen Zähne schnappen und reißen, und schnell ziehe ich die Hand wieder zurück. »Wie halten Sie das aus?«
Sie schafft es, ein paar tiefe, volle Atemzüge zu nehmen, und sinkt zurück in die Kissen. »Du kannst mich nicht heilen, und ich werde es nicht zulassen, dass du deine Energie verschwendest«, sagt sie und faltet die Hände über der Brust. Sie schließt die Augen für einen Moment, und ohne das sprühende Blau ihrer Iris sieht sie bereits tot aus.
Ich werde sie vermissen.
»Es tut mir leid, dass wir keine Gelegenheit hatten, uns besser kennenzulernen, Cate«, sagt sie. »Ich bin jetzt müde. Schwester Sophia besteht darauf, mir Medikamente in den Tee zu geben, obwohl ich ihr gesagt habe, dass ich es nicht will. Würdest du Gretchen zu mir schicken? Und zieh die Vorhänge bitte zu. Das Licht bereitet mir Kopfschmerzen.«
»Natürlich.« Ich binde die Goldschnüre auf, die die smaragdgrünen Vorhänge zurückhalten.
»Möge Persephone mit dir sein.« Schwester Coras Stimme ist jetzt leiser und durch ihre Müdigkeit leicht undeutlich. Ich drehe mich wieder zu ihr um und versuche, mich an die Dunkelheit im Raum zu gewöhnen. »Ich vertraue darauf, dass du das Nötige tun wirst, wenn es so weit ist.«
»Danke.« So wie ich Cora kenne, ist es das größte Kompliment, das sie machen kann. Ihr ganzes Leben drehte sich nur darum.
Nach dem Abendessen entfacht sich ein ziemlicher Aufruhr auf dem Flur. Als ich aus meiner Zimmer blicke, sehe ich Maura, die ihren Koffer den Gang hinunterzieht. Steppdecke und Kissen liegen ordentlich darauf gestapelt.
Tess folgt ihr. »Maura, das ist wirklich nicht nötig.«
Drei Türen von meinem Zimmer entfernt kommt Vi aus dem Zimmer, das sie sich mit Alice
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