Töchter des Mondes - Sternenfluch (German Edition)
mache, um an Informationen heranzukommen?«
»Du musst ja nicht zu weit gehen, wir wissen schließlich beide, dass dein Herz einem anderen gehört.« Elena grinst. »Aber du könntest ihn doch in seinem Büro besuchen – ich nehme an, bei diesem Wetter arbeitet er nicht draußen auf der Baustelle. Und im Büro hat er sicherlich Baupläne von Harwood. Wer weiß, was du dort Hilfreiches finden kannst?«
»Wird Paul mich nicht verdächtigen, wenn er von einer Meuterei in Harwood hört?« Elena sieht mich an, als wäre die Antwort darauf offensichtlich, und ich rutsche unruhig auf dem Sofa hin und her. »Nein. Er ist mein ältester Freund, ich kann doch nicht …«
»Doch, du kannst«, unterbricht mich Elena und streicht sich die rosafarbenen Röcke glatt. »Wenn es darum geht, Hunderte von Mädchen zu retten, kannst du es. Du wirst es.«
Sie hat recht.
»Wann fährst du zur nächsten Heilmission nach Harwood?«, fragt sie.
Ich schlucke. »Morgen Nachmittag. Wir fahren normalerweise samstags, aber ich wollte an Sachis Verhandlung teilnehmen, und Sophia wollte mitkommen.«
»Dann solltest du Mr McLeod morgen früh einen Besuch abstatten. Und wir müssen herausfinden, wie viele der Mädchen in Harwood tatsächlich Hexen sind. Irgendwo muss es Aufzeichnungen darüber geben. Diejenigen, die der Gedankenmagie fähig sind, sollten unsere oberste Priorität sein, denke ich, jedenfalls im Hinblick darauf, wen wir ins Kloster mitnehmen; sie werden uns von großem Nutzen sein, wenn sich die Lage zuspitzt.« Elena runzelt die Stirn und tippt sich mit einem glatten Fingernagel gegen die Lippen.
»Finn sagt, im Nationalarchiv werden alle möglichen Aufzeichnungen aufbewahrt. Er wollte sehen, was er finden kann«, sage ich vorsichtig. Ich warte nur darauf, dass Elena wieder eine Bemerkung darüber macht, dass er der Gärtner ist.
»Ich kann morgen leider nicht mitkommen – ich habe so gut wie keine Fähigkeiten in Heilmagie, dadurch würde ich mich nur verdächtig machen –, aber ich werde bei der eigentlichen Aktion mitkommen«, sagt sie. Ich kann förmlich sehen, wie ihr Gehirn arbeitet. »In der Zwischenzeit werde ich mit ein paar der anderen Gouvernanten und Lehrerinnen sprechen. Die meisten hat Inez in der Tasche, aber es gibt ein paar, die uns sicherlich helfen wollen. Ich denke, wir sollten ihnen nicht zu viele Einzelheiten verraten – nun, wir haben noch gar nicht besonders viele Einzelheiten, aber je mehr Leute eingeweiht sind, desto wahrscheinlicher ist es, dass wir auffliegen. Ich glaube nicht, dass Inez sich die Mühe macht, dich aufzuhalten – ihr kann es nur recht sein, mehr Hexen zur Verfügung zu haben –, aber sie ist schwer einzuschätzen.«
»Danke.« Ich sehe sie neugierig an. »Wenn Maura herausfindet, dass du mir geholfen hast, wird sie ganz schön wütend auf dich sein.«
»Ich weiß.« Es ist seltsam, dass Elena nach all ihren Ausflüchten so offen mit mir redet. »Ich wäre auch froh, wenn es eine andere gäbe, die dir helfen könnte. Dann hätte ich Coras Bitte abgeschlagen, ob sie nun im Sterben liegt oder nicht. Aber es gibt keine andere, und Cora hat – ganz richtig, wie ich finde – darauf hingewiesen, dass wenn Inez an die Macht kommt, sie Maura benutzen und anschließend fallen lassen wird.«
»Maura vertraut ihr. Sie sagt, Inez glaubt an sie.« Meine Stimme ist voll Bitterkeit.
»Ich habe Angst um sie«, gesteht Elena und sieht mich mit ihren braunen Augen an.
Ich hole tief Luft. »Ich habe Angst vor ihr.«
Kapitel 16
»Cate?«, Paul kommt aus seinem Büro und sieht vollkommen verblüfft aus, mich in dem kleinen, eleganten Vorzimmer von Jones & Sons vorzufinden.
»Hallo.« Ich lächle ihn schüchtern an. »Hast du kurz Zeit?«
Seine grünen Augen leuchten auf, und ich verachte mich selbst ein bisschen hierfür.
Es ist für die Schwesternschaft, rufe ich mir ins Gedächtnis. Für die unschuldigen Mädchen, die in Harwood eingesperrt sind.
»Für dich habe ich immer Zeit«, sagt er und führt mich über den mit Teppich ausgelegten Flur zu einem kleinen Zimmer, in dessen Mitte ein großer Mahagonitisch steht, auf dem hohe Stapel sich an den Seiten wellender Zeichnungen aufgetürmt sind. Paul hängt meinen Umhang an einen schmiedeeisernen Kleiderständer in der Ecke, dann setzt er sich hinter den Tisch auf einen braunen Ledersessel. Ich nehme ihm gegenüber Platz und genieße das Gefühl der seidenweichen Armlehnen unter meinen Händen. Der Anblick von Paul erinnert mich an zu
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