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Töchter des Mondes - Sternenfluch (German Edition)

Töchter des Mondes - Sternenfluch (German Edition)

Titel: Töchter des Mondes - Sternenfluch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Spotswood
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emsig über ihr Strickzeug gebeugt und hält Wache. Als sie mich kommen sieht, macht sie sich noch nicht einmal die Mühe, von ihrem Stuhl aufzustehen. »Die meisten Mädchen sind bei der Arbeit, Schwester.«
    »Bei der Arbeit?«, frage ich. »Zu was für einer Art von Arbeit sind sie denn überhaupt in der Lage?«
    »Ah, Sie sind wahrscheinlich die Neue.« Die Krankenschwester lächelt. Sie hat ein großes rotes Muttermal auf der rechten Wange. »Dieser Flügel beherbergt die Patientinnen, die uns keinen Ärger bereiten. Ein paar helfen im Garten, andere in der Küche oder in der Wäscherei. Sie wissen ja – Müßiggang ist aller Laster Anfang. Sie werden natürlich die ganze Zeit über beaufsichtigt.«
    »Natürlich.« Es ist so düster überall, dass ich mich frage, wie die Frauen hier nicht verrückt werden sollen. Die Kerze der Krankenschwester spendet das einzige Licht. Die alten Fußbodendielen knarzen unter meinen Füßen, als ich den Gang hinuntergehe. Vorhänge mit Mottenlöchern verdecken die Fenster, von den Wänden blättert die Tapete. Es gibt keinerlei Bilder oder Pflanzen, die den Eindruck des Zerfalls und des Verlassenseins abmildern würden. Ein kleines dunkles Etwas – eine Maus? – huscht mit scharrenden Krallen über den Gang.
    In die Türen sind kleine Gucklöcher eingelassen, durch die in jede Zelle hineingesehen werden kann. Darunter sind Schilder mit den Namen der Patientinnen angebracht. Die meisten Zimmer stehen tatsächlich leer. Als ich den Gang schon zur Hälfte hinuntergegangen bin, entdecke ich auf der rechten Seite schließlich ein Schild, auf dem in ausgeblichener blauer Tinte Z. ROTH steht.
    Meine Patentante.
    Durch das Guckloch sehe ich auf einem Schaukelstuhl vor dem Fenster eine große Frau sitzen. Sie hat dichtes, lockiges dunkles Haar, was mich irgendwie überrascht. Ich hätte gedacht, sie wäre klein und rothaarig, so wie Mutter. Ich hole tief Luft und stoße die Tür auf. Zara stöhnt, als sie mich bemerkt.
    »Miss Roth? Zara Roth?«
    »Was wollen Sie?« Ihre Stimme ist rau, der Blick leblos. Trotz der Dunkelheit sind ihre Pupillen so klein wie Nadelstiche. »Ich bin heute nicht in Stimmung zu beten, Schwester.«
    »Ich bin nicht … ich …« Die Tür fällt hinter mir ins Schloss, und panische Angst überkommt mich. Die Krankenschwester wird schon irgendwann kommen. Schwester Sophia wird mich nicht hier zurücklassen. Trotzdem muss ich mich sehr zusammenreißen, nicht mit beiden Fäusten gegen die Tür zu trommeln und zu schreien, dass ich rausgelassen werden will. Der Raum fühlt sich erdrückend klein an, er ist kaum groß genug für das schmale Bett und den Schaukelstuhl. Es gibt nichts Persönliches, nichts Fröhliches oder Willkommenheißendes, nichts Schönes.
    Wie hält Zara das aus? Sie ist bereits seit zehn Jahren hier.
    »Gehen Sie und lassen Sie mich in Frieden.« Meine Patentante muss einst sehr hübsch gewesen sein, aber jetzt ist sie ausgemergelt: lange Glieder ragen wie bei einer Vogelscheuche unter ihrem zerlumpten Kleidersaum und aus den Ärmeln hervor, ihr Gesicht ist hohlwangig und die Nase für das schmale Gesicht zu groß.
    Ich zögere. Wenn ich doch nur Tess’ Begabung hätte, in Menschen hineinzusehen. »Ich bin Cate«, sage ich und trete näher an sie heran. »Annas Tochter, Cate.«
    »Cate Cahill?« Zara fasst nach dem Goldmedaillon um ihren Hals. Dann sieht sie mich lange an. »Du siehst nicht aus wie Anna«, sagt sie und dreht sich weg, als wäre damit alles gesagt.
    »Maura sieht aus wie Mutter. Ich komme mehr nach Vater«, erkläre ich, während ich mir eine lose Haarsträhne zurück in den blonden Nackenknoten stecke.
    Zara schielt mich an. Jetzt, wo ich näher bei ihr stehe, fühle ich den Luftzug vom eisenvergitterten Fenster; ich sehe die Krähenfüße in ihren Augenwinkeln und die grauen Strähnen in ihrem Haar. Sie ist gerade mal siebenunddreißig, so alt wie Mutter jetzt wäre, aber sie sieht älter aus. »Brendan hat nie besonders gut ausgesehen. Anna war so hübsch, sie hätte einen Besseren finden können, aber die beiden waren nun mal verliebt.« Sie schüttelt den Kopf. »Warum verwirren Sie mich mit diesem Gerede über Anna? Was wollen Sie von mir?«
    Ich beiße mir auf die Lippe. »Ich möchte nur mit Ihnen reden. Ich gehe auf die Klosterschule der Schwesternschaft, und ich wollte gerne meine Patentante kennenlernen.«
    »Die Schwesternschaft. Ah. Cora hat also von der neuen Seherin gehört.« Sie lacht ein eingerostetes,

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