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Töchter des Mondes - Sternenfluch (German Edition)

Töchter des Mondes - Sternenfluch (German Edition)

Titel: Töchter des Mondes - Sternenfluch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Spotswood
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schlägt die Tür hinter sich zu.
    Tess lehnt sich gegen den marmornen Kaminsims, die Tränen laufen ihr das Gesicht hinunter. »Ich bin bloß wütend«, erklärt sie, als sie sich die Tränen wegwischt. »Ich finde es furchtbar, so von oben herab behandelt zu werden. Und ich mag es nicht, wenn Maura so tut, als wäre sie mir … überlegen. Dabei plappert sie bloß Schwester Inez alles nach.«
    Ich nicke. Es ist schlimm genug, solche kaltherzigen Absichten von Inez zu hören, aber von Maura, die Brenna kennt und praktisch mit ihr aufgewachsen ist! Seit wann kann Maura so gelassen über Mord sprechen?
    Heute Abend werde ich Finn treffen, aber ich weiß immer noch nicht, wie ich mit Inez’ Vorschlag, ihn für die Schwesternschaft spionieren zu lassen, umgehen soll. Ich kann ihr nicht ganz trauen, aber ich bin der Geheimnisse und Lügen so müde, und ich ertrage den Gedanken nicht, dass Mädchen Leid zugefügt wird, weil wir zu verängstigt sind, die Bruderschaft zu bekämpfen. Wenn Finn uns Informationen über die Pläne der Bruderschaft beschaffen kann, könnte Inez sie dann nutzen, um die Brüder zu stürzen?
    Inez ist eine Frau, die einen Krieg gewinnen könnte, aber zu welchem Preis?
    Tess zieht sich auf ihr Zimmer zurück, und ich gehe wieder ins Wohnzimmer, um Mei wegen der Chinesischstunden zu fragen. Als ich den Raum betrete, sitzen Maura, Alice und Vi zusammen auf dem Sofa und unterhalten sich. Maura wirft mir einen kurzen Blick zu. Lucy Wheeler spielt gerade ziemlich schlecht auf dem Klavier, ihre Freundinnen Hope und Rebekah stehen daneben, blättern die Seiten um und singen die alten Volkslieder mit. Hope hat einen schönen, hohen Sopran. Mei und Addie sind nicht mehr da, aber Rory sitzt zusammengesackt in einem blau karierten Sessel in der Ecke und blättert lustlos durch Modezeitschriften. Als ich hereinkomme, sieht sie auf. »Cate!«
    »Rory. Hast du deine Briefe abgeschickt?«
    Rory ist gestern ins Kloster gezogen, Bruder Ishida hatte keine Einwände. Cora hatte angeboten, mit ihm zu reden, aber es war gar nicht nötig; wahrscheinlich war er froh, Rory los zu sein. Daraufhin hat Schwester Cora an Mrs Elliott geschrieben und Rory an Nils, um ihre Verlobung aufzulösen. Tess und ich haben ihr gestern nach dem Abendessen dabei geholfen. Es ist ein wahres Meisterwerk geworden: Weil sie die Bösartigkeit ihrer Busenfreundin nicht erkannte, will sie jetzt dafür büßen, indem sie ihr Leben ganz dem Herrn widmet, statt ihren irdischen Gefühlen für Nils nachzugeben.
    Rory nickt. Sie sieht wieder ganz aus wie sie selbst in ihrem karmesinroten Kleid mit den Spitzenärmeln. »Nils findet bestimmt schnell eine Neue. Ich habe ihn schon mal dabei ertappt, wie er Emily Ruhl angesehen hat.«
    Ich lasse mich auf die große blaue Ottomane zu ihren Füßen fallen. »Wirst du ihn vermissen?«
    Rory zuckt mit den Schultern. »Ich glaube schon. Ich werde es vermissen, jemanden zu küssen, jemanden zu haben, der mir das Gefühl gibt, etwas Besonderes zu sein«, sagt sie und blinzelt ein paar Tränen weg. »Ich schätze, du weißt, was ich meine. Sachi hat mir erzählt, dass es Finn war, den du geküsst hast, nicht Paul McLeod.«
    Ich spüre ein Kribbeln im Nacken und schaue über die Schulter. Ich hätte gedacht, dass Maura und Alice gerade über mich lästern, aber stattdessen erblicke ich Schwester Inez im Türrahmen. Sie sieht zu meiner Schwester herüber. »Maura, kann ich dich kurz sprechen?«
    Maura schaut erwartungsvoll zu ihr empor. »Natürlich.«
    Verwundert blicke ich den beiden hinterher, bevor ich mich wieder Rory zuwende. »Sachi hat dir alles erzählt, oder?« Sie war die Einzige, der ich mein Geheimnis verraten habe, gleich nachdem sie mir erzählt hatte, dass Rory ihre Schwester ist.
    Rory wird rot, was ich bei ihr noch nie gesehen habe; ich wusste gar nicht, dass sie dazu fähig ist. Sie blickt zu den kleinen Mädchen am Klavier hinüber, zu Alice und Vi auf dem Sofa.
    »Nachdem ich sie dabei erwischt hatte, wie sie Elizabeth Evans geküsst hat«, flüstert sie.
    »Elizabeth Evans – geküsst?« Elizabeth Evans ist ein großes hübsches Mädchen und die Nichte des Chocolatiers von Chatham.
    »Guck doch nicht so, Cate! Ich war natürlich auch schockiert. Ich hatte Angst um meine Unschuld«, scherzt Rory und wirft ihr dunkles Haar zurück.
    Ich muss kichern. Rorys Beziehung zu Nils war alles andere als keusch. »Da hat Sachi mir erklärt, dass sie es ganz bestimmt nicht auf mich abgesehen habe, woraufhin

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