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Töchter des Mondes - Sternenfluch (German Edition)

Töchter des Mondes - Sternenfluch (German Edition)

Titel: Töchter des Mondes - Sternenfluch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Spotswood
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begleitest hast. Das war sehr freundlich von dir.« Es ist mir unangenehm, mit welcher Betonung das Wort aus mir herauskommt. Ich habe kein Recht, mich wegen der Aufmerksamkeit, die er Maura schenkt, unwohl zu fühlen. »Wenn ihr mich bitte entschuldigt, ich muss mich jetzt auf den Weg machen, ich habe es ein wenig eilig.«
    »Du darfst nicht alleine ausgehen«, ruft Alice mir ins Gedächtnis.
    »Ich hole Tess sicher gleich ein«, erkläre ich und bete, dass sie es dabei bewenden lässt.
    »Ich komme mit und werde dir alles von unserem Tag berichten«, verkündet Maura. Sie wendet sich Paul zu und spielt mit ihrem Ohrring, was sie verlegen und schüchtern wirken lässt. Wo hat sie solche charmanten Tricks gelernt? »Vielen Dank noch einmal für das wunderbare Essen, Paul. Ich hoffe, du meldest dich bald wieder.«
    Ich warte seine Antwort nicht ab, sondern laufe einfach los auf die stürmische graue Straße. Maura muss regelrecht rennen, um mich einzuholen. »Das war ganz schön unhöflich von dir. Warum hast du es so eilig? Haben wir etwa eine geheime Verabredung mit unserem Spion?«
    »Er ist nicht dein irgendetwas«, fahre ich sie an. Ich würde sie am liebsten zurück zum Kloster schicken, aber falls Tess in Schwierigkeiten steckt, könnte ich vielleicht Mauras Hilfe gebrauchen.
    »Soll ich euch wirklich nicht mit der Kutsche mitnehmen?«, ruft Paul uns hinterher.
    »Nein, vielen Dank! Der Wind ist sehr … erfrischend!«, rufe ich zurück.
    »Es ist eiskalt«, schimpft Maura, steckt die Hände in ihren schwarzen Pelzmuff und hüllt das Gesicht in das warme Futter ihrer Kapuze. »Es ist doch lieb von ihm, es anzubieten, oder? Du hättest das Café sehen sollen, in dem wir essen waren. Es war ja so elegant. Die Geschäfte müssen wirklich gut für ihn laufen, wenn er sich so etwas leisten kann. Und dazu noch seine Kutsche. Diese kleinen Einspänner sind gerade groß in Mode, sagt Alice. Könntest du mal etwas langsamer gehen, bitte? Ich kann nicht so schnell. Wohin gehen wir überhaupt?«
    Ich wirble zu ihr herum. »Ich gehe zum Hafen, um Tess davon abzuhalten, die Gefangenen vom Richmond Square zu befreien. Ich wäre dir für deine Hilfe sehr dankbar, wenn du mal für zwei Minuten aufhören könntest, von Paul zu reden.«
    Vor einem Backsteinhaus, an dessen schmiedeeisernem Zaun sich gelbe Rosen ranken, bleibt Maura wie angewurzelt stehen. »Was? Warum sollte sie das vorhaben?«
    Wahrscheinlich aufgrund einer Mischung aus meiner flammenden Rede und einer ihrer Vorhersehungen, nehme ich an.
    Aber das kann ich Maura nicht sagen.
    Ich fasse Maura am Arm und ziehe sie hinter mir her. »Ich weiß es nicht, aber ich hoffe, wir können sie noch rechtzeitig aufhalten.«
    Hat Tess etwa vorhergesehen, wie sie die Gefangenen befreit? Oder hat sie gesehen, dass ihnen etwas Schreckliches zustößt, und das ist jetzt ihre dickköpfige Methode, es verhindern zu wollen? Weil ich ihr erzählt habe, wir sollten unser Schicksal bekämpfen? Dass es besser wäre, etwas zu versuchen, als gar nichts zu tun?
    Schweigend eilen wir weiter durch das wohlhabende Wohnviertel. Einige Einspänner mit jungen Männern und Frauen fahren an uns vorbei, offenbar unternehmen sie ihre Nachmittagsspazierfahrten. Sie alle haben eine Mutter oder Schwester oder ein Dienstmädchen als Anstandsdame auf der Rückbank mit dabei. Wie Paul haben sie das lederne Klappverdeck aufgespannt, um ihre zarten Passagiere vor dem Wind zu schützen. Wir laufen in die Straße nördlich der Kirche und entfernen uns vom hohen Turm der Richmond-Kathedrale.
    Eine Straße weiter packt Maura mich am Arm. »Cate, sieh nur!«, flüstert sie.
    Zu unserer Rechten steht die ausgebrannte schwarze Ruine eines Gebäudes. Die Backsteinfassade ist noch erhalten, aber das Dach und das Innere sind rußgeschwärzt, und kein Fenster ist mehr ganz. Offenbar war es ein Geschäft, doch jetzt kann ich durch die große Schaufensteröffnung bis zu dem Gebäude dahinter sehen. Ich frage mich, was für ein Laden es wohl war, bis ich das Schild entdecke, das an einem Mast davor hängt.
    »Das war eine Buchhandlung«, sage ich verbittert, und ich muss daran denken, wie ich an dem Tag, an dem ich Chatham verließ, an Belastras Buchhandlung vorbeifuhr, vor der ein Schild mit der Aufschrift DAUERHAFT GESCHLOSSEN hing.
    Besser die von Marianne gewählte Geschäftsaufgabe als das hier.
    Ich bezweifle, dass der Brand ein Unfall war.
    Maura läuft vor mir her, ihre Stiefel knallen wütend und laut wie

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