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Toedliche Blumen

Toedliche Blumen

Titel: Toedliche Blumen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wahlberg
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hintereinander die Augenlider, bis der Schmerz nachließ und er mit dem Abladen weitermachen konnte. Er zog und zerrte an Ästen und Zweigen, einige waren recht dick und unhandlich. Da er versuchte, sie rückengerecht zu heben, bekam er auch keine Probleme mit dem Kreuz. Sein erster Hexenschuss lag nämlich noch nicht allzu lange zurück.
    Gerade wehte ihm eine leichte Windbö ins Gesicht, die mit Salz angereichert war und seine erhitzte Haut angenehm erfrischte, als er eine ältere Dame erblickte, die neben dem Anhänger stand und zu ihm hochschaute. Sie winkte ihm vorsichtig mit einer Hand zu. Er blickte zu ihr hinunter.
    »Entschuldigen Sie, wissen Sie, ob die Anlage beaufsichtigt wird?«, fragte sie.
    Ihre Stimme klang hell und wohl artikuliert. Er trocknete sich die Stirn mit dem Jackenärmel, ließ seinen Blick über das Gelände in Richtung Büro schweifen und erblickte dabei die Abstellfläche für Elektrogeräte, konnte aber keinen Menschen sehen. Sie waren nur zu zweit beziehungsweise zu dritt, wenn man Klara mitrechnete.
    »Eigentlich müsste jemand hier sein, aber ich kann niemanden entdecken. Sie werden sich wohl da hinten im Büro aufhalten«, antwortete er und hoffte, dass die Frau sich damit zufrieden geben und er nicht gezwungen sein würde, das Gelände nach einer Ansprechperson abzusuchen.
    Sie drehte ihren Kopf, schaute allerdings wenig überzeugt in die Richtung, in die er gezeigt hatte, und blieb stehen. Sie trug genau wie er selbst typische Arbeitskleidung: eine verschlissene, aber robuste Jacke, festes Schuhwerk, ausgebeulte Hosen, die sie offensichtlich aus der hintersten Ecke ihres Schranks hervorgekramt hatte, und derbe Arbeitshandschuhe. Ihr Gesicht war von Furchen durchzogen, und sie selbst war zierlich, sah jedoch ziemlich rüstig aus. Er schätzte sie so um die siebzig.
    »Denn in dem Container dort hinten liegt ein Kleiderbündel«, erklärte sie und wies mit dem Finger in die Richtung, wo ihr betagter, aber offensichtlich rostfreier Volvo 740 mit geöffneter Heckklappe stand.
    »Ja und?«
    »Vielleicht täusche ich mich. Aber es sieht aus, als befände sich Blut auf der Hose … oder was es nun ist. Irgendetwas Dunkles. Und auf dem Mantel oder der Jacke ebenso. Man sollte vielleicht besser die Polizei rufen, oder was meinen Sie? Wenn man liest, was in der Zeitung steht …«
    Claes Claesson gab nicht sofort zu erkennen, wer er war. Aber er sah ein, dass er nicht drum herumkommen würde, ihr zu helfen, und kletterte vom Hänger. Dann hob er Klara aus dem Kindersitz im Auto.
    »Oh, was für ein süßer Kleiner … Ist es ein Junge?«, fragte die Frau und lachte Klara mit freundlichen Augen an, um die herum sich fächerförmig Fältchen bildeten, während diese mürrisch zurückschaute.
    Seine Tochter war eher scheu und gegenüber Fremden nicht besonders zugänglich.
    »Sie heißt Klara«, klärte er sie auf.
    »Oh, Entschuldigung! Es ist gar nicht so leicht, den Unterschied zu erkennen. Nicht, wenn sie noch so klein sind. Das hab ich mit meinen Kindern auch erlebt. Ich habe insgesamt vier. Und sechs Enkelkinder.«
    »Da sind Sie ja reich beschenkt worden«, entgegnete Claesson und lächelte sie an, während er ihr zum Container folgte.
    Die Frau neben ihm schlug ein schnelles Tempo an. Ziemlich fit, die alten Damen heutzutage!, dachte Claesson.
    Dort angekommen, beugten sie sich über den Rand und schauten in die Tiefe. Nur der Boden war mit Müll bedeckt. Ein alter Gartenstuhl, eine abgewetzte, gefütterte Wildlederjacke, diverse Bücher, ein kaputtes Regal, rote Weihnachtsbaumkugeln und anderes Gerümpel.
    »Da ist es«, rief sie aus und zeigte auf das Kleiderbündel, doch das wäre gar nicht nötig gewesen.
    Claesson erblickte die helle, khakifarbene Jacke sofort. Hingegen war es schwer auszumachen, ob es sich um eine Herren- oder Damenjacke handelte. Der Stoff war, soweit er es sehen konnte, hauptsächlich auf der Vorderseite mit Flecken beschmutzt. Daneben lagen hellblaue, verschlissene Jeans mit dunkelbraunen Spritzern auf den Hosenbeinen. Inwieweit auch der Pulli verschmiert war, konnte er nicht erkennen. Er war schwarz.
    Über dem Container hing ein Schild, auf dem in großen Lettern »Brennbares« stand.
     
    Louise saß an ihrem Schreibtisch im Polizeipräsidium, hatte die Tür geschlossen und das Telefon abgestellt, aber keineswegs ihren Geist.
    Bereits am Tag zuvor hatte sie damit begonnen, die wichtige Besprechung vorzubereiten, die am heutigen Nachmittag stattfinden würde

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