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Tödliche Jagd

Tödliche Jagd

Titel: Tödliche Jagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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entschlossen drein, als er mich auf den Gang
zog und vor sich her dirigierte.
      Pendlebury wartete in der Eingangshalle auf uns. Er
wirkte sehr gestreßt und gab in dem alten Regenmantel, der ihm
mindestens zwei Nummern zu groß war, eine ziemlich
lächerliche Figur ab. Er sah mich nervös an und senkte den
Blick, als PaiChang mich durch die Haustür und die Stufen hinunter
hinaus in den Regen schob. Pendlebury trottete ganz langsam hinter uns
her; der Chinese wartete deshalb mit unbewegtem Gesicht auf ihn, bevor
wir unseren Weg über die Rasenfläche fortsetzten.
      Es regnete ununterbrochen, der schwere, widerliche
Geruch faulender Pflanzen wurde immer stärker, je näher wir
dem See kamen, und schließlich tauchten die dunklen Umrisse eines
alten Bootshauses auf. Pai-Chang schob den Riegel an den schweren
Holztüren beiseite, stieß die eine ganz auf, verschwand nach
drinnen, ein Schalter wurde betätigt und über den Türen
ging eine Lampe an.
    Das Bootshaus war auf der anderen Seite
offen, ein hölzerner Steg führte noch weiter in den See
hinaus. Eine Lampe brannte am Ende des Stegs; vermutlich wurde sie
gleichzeitig mit der über den Türen angeschaltet.
      Mehrere kleine Ruderboote und das sich im Laufe der
Jahre so ansammelnde Gerümpel waren zu sehen, doch Pai-Chang
ließ mir keine Zeit zu dessen näherer Betrachtung, er packte
mich am Arm und zog mich auf den Steg.
      Im Schein der Lampe lag ein Ruderboot mittlerer
Größe vertäut, halb voll Wasser, soweit ich das
erkennen konnte. Der Regen prasselte auf die nassen Planken, und unsere
Schritte klangen dumpf und hohl.
      Pai-Chang stieß mich auf einen Haufen altes,
stockendes Segeltuch und befahl Pendlebury, auf mich aufzupassen,
während er das Boot fertig machen würde. Nachdem er sich
entfernt hatte, sagte ich leise zu Pendlebury: »Du siehst doch,
daß du es allein nicht schaffst. Ich bin der einzige, der dir
helfen kann.«
      In dem fahlen Licht der Lampe sah er zum Erbarmen aus.
Als würde er jeden Moment vor Angst sterben. Und seine Hände
zitterten wieder.
    »Was soll ich tun?« flüsterte er mit belegter Stimme.
      »Du hast noch dreißig Sekunden, es dir zu
überlegen«, preßte ich hervor. »Mach das Beste
draus.«
      Pai-Chang war zum Boot hinuntergestiegen und kam nun
die Leiter wieder hoch. Pendlebury ging hinter mir in die Hocke, ein
Taschenmesser schnappte, einige rasche Bewegungen und meine Fesseln
fielen ab.
      Pai-Chang roch den Braten und war schon zur Stelle. »Was ist hier los?«
    Er beugte sich etwas nach unten, um in
dem schwachen Licht Genaueres zu erkennen; ich griff ihm im Aufstehen
an die Kehle, was ein großer Fehler war, da meine Hände
immer noch ganz taub waren und ich keine Kraft in ihnen hatte. Ein
Griff an die Kehle ist nicht ratsam, wenn etwas anderes völlig
ausreichend wäre, wie Pai Chang mir demonstrierte, indem er mich
an den Revers meines alten Trenchcoats packte, mir den Fuß in den
Bauch stemmte, sich nach hinten abrollte und mich über sich warf.
      Ich fiel kopfüber in den See, war aber so klug,
nicht sofort wieder an die Oberfläche zu kommen, sondern unter dem
Steg hindurch- und erst auf der anderen Seite langsam aufzutauchen.
Auch dort war eine Leiter, was mir sehr gelegen kam, ich zog mich
vorsichtig aus dem Wasser und spähte über die Kante des
Stegs.
      Pendlebury kniete völlig verängstigt links
von mir, Pai-Chang stand auf der anderen Seite und starrte, eine
Pistole in der Hand, ins Wasser.
      An einem Nagel neben der Leiter hing ein Bootshaken.
Ich nahm ihn und stürzte auf den Steg hoch, rutschte auf den
nassen Planken aus und ging in die Knie. Pai-Chang fuhr herum, die
Waffe auf mich gerichtet. Ich stieß mit dem Bootshaken nach ihm,
das einzige, was mir übrigblieb, und erwischte ihn unterhalb des
Kinns an der Kehle. Er gab ein kurzes Röcheln von sich und fiel
rücklings in den See.
      Ich stocherte mit dem Bootshaken noch eine Weile in
den dunklen Fluten herum, doch bald war klar, daß er nicht mehr
auftauchen würde. Pendlebury war auf die nassen Planken gesunken
und schien zu weinen; er hatte die Hände vors Gesicht geschlagen,
seine Schultern zuckten. Ich zerrte ihn hoch und schüttelte ihn.
    »Hör auf damit. Wo sind sie hin?«
      Er rückte mit der Antwort nicht sofort heraus, und so packte ich ihn am Kragen.
      »Wie du willst. Ich kann dich gleich ins Wasser
befördern, damit du deinem Freund Gesellschaft leisten
kannst.«
    »Nicht, um Gottes willen

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