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Tödliche Ohnmacht: Kriminalroman (German Edition)

Tödliche Ohnmacht: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Tödliche Ohnmacht: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
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zu suchen. Sie hämmerte an die Tür, hämmerte wie wahnsinnig, bis ihre Mutter mit raschen Schritten kam, um sie zu öffnen. Auch George stand im Flur, herbeigelockt von dem Getöse.
    »Mutter!«, schluchzte Marjorie. »Es ist Ted!«
    »Komm herein, Liebes. Komm herein, wir machen erst einmal die Tür zu«, sagte ihre Mutter besänftigend.
    Sie ließ kein Anzeichen des Triumphes erkennen. Sie hatte gewusst, dass so etwas binnen Kurzem geschehen musste– was genau, hatte sie nicht voraussagen können, aber irgendeine Zuspitzung dieser Art, die ihr Ted ausliefern würde.
    Marjorie stolperte in den Flur hinein. Sie sahen, dass ihr Gesicht tränenüberströmt war. Marjorie wirkte beinahe unmenschlich vor Angst und Übelkeit.
    »Was ist los, Liebling?«, fragte George. »Was ist denn nur, Liebste?«
    »Es ist Ted!«, wiederholte sie mit kreischend erhobener Stimme. »Er ist ein Teufel! Er ist böse! Ein Schurke!«
    »Was hat er getan?«, fragte George.
    »Oh, er hat ... nein, ich kann nicht hierbleiben! Ich darf nicht hierbleiben! Ich muss zurück! Schnell!« Wirr drehte sie sich wieder zur Tür um und tastete nach dem Riegel.
    »Wir gehen mit«, sagte Mutter kurz entschlossen. »George, du begleitest sie. Ich komme in einer Minute nach.«
    Sie gingen hinaus auf die Straße, George schweigend und wutentbrannt, Marjorie jetzt kraftlos stolpernd und bei jedem Schritt erbärmlich schluchzend. Einige Augenblicke darauf kam Mutter angelaufen und schloss zu ihnen auf. In ihrer Hand schwang die lederne Tragetasche, und in dieser Tasche war etwas Schweres, doch weder George noch Marjorie bemerkten es. Fünfzig Meter weit sprach keiner ein Wort, und es war Marjorie, die schließlich das Schweigen brach. Ihre Stimme klang ganz matt jetzt, so als würde sie nur hauchen, was sie sagte.
    »Beeilt euch!«, sagte sie und versuchte, mit gutem Beispiel voranzugehen, doch ihre kraftlosen Beine gaben fast unter ihr nach. »Er will Anne verprügeln! Vielleicht schlägt er sie schon.«
    »Warum will er das tun?«, fragte George.
    »Damit ich mit ihm schlafe. Er ist grausam. Er ist scheußlich.George, du weißt nicht, wie er ist. Er ist ... er ist ... oh, beeilt euch, beeilt euch!«
    Sie zwang sich vorwärtszugehen. Es dauerte eine Minute, bis sie wieder Atem genug geschöpft hatte, um zu sprechen.
    »Was wollen wir zu ihm sagen, Mutter?«, fragte Marjorie.
    »Wir sagen gar nichts zu ihm«, erwiderte Mutter grimmig. »Wir töten ihn.«
    George neben ihr stieß einen schnellen, schneidenden Atemzug aus. Er hatte gehört, was sie gesagt hatte, und es entsprach genau dem, was er selbst empfand. Er war verrückt, ja außer sich vor Wut. Doch er verschwendete keinen Gedanken an eine Waffe, als er die Hände zu Fäusten ballte; er wusste nicht, was da so schwer in der Ledertasche schwang, die Mrs Clair trug. Marjorie hatte es auch gehört. Sie war verwirrt und betäubt vor Kummer, aber sie hatte es gehört und verstanden. Wenn Ted starb, wäre Anne für immer in Sicherheit. Das war ihr vorherrschender Gedanke. Sehr dunkel und verschwommen dachte sie außerdem, dass Teds Tod auch all ihre anderen Probleme lösen würde. Doch sie war zu sehr in Eile und zu sehr von Angst beherrscht, um diese Ahnung weiterzuverfolgen.
    »Ich habe darüber nachgedacht, wie wir es machen können«, sagte Mutter, bereit, jede Unentschlossenheit zu bekämpfen. Doch das war gar nicht nötig. Keiner hatte einen Kommentar abzugeben. Weder George noch Marjorie konnten klar genug denken, um sich von irgendeiner Konsequenz abschrecken zu lassen oder überhaupt die Möglichkeit von Konsequenzen in Betracht zu ziehen. Sie eilten schnell durch die Straßen, alle drei. Die Anhöhe der Simon Street hielt sie nicht auf. Dann hasteten sie den abschüssigen Harrison Way entlang.
    »Hier hinein«, sagte Mutter, wie immer alle praktischen Details bedenkend.
    Sie gingen durch die Seitentür ins Haus, in die Küche, und blieben dort einen Augenblick stehen. Mutter lauschte, die anderen beiden waren unschlüssig.
    »Kommt«, sagte Mutter, die lederne Tragetasche immer noch in der Hand. Sie wollten ihr beide in den Flur folgen, doch Marjorie drängte sie zurück.
    »Warte hier«, sagte sie zu ihr, und dann zog sie George mit sich ins Wohnzimmer.
    Marjorie stand auf der Türschwelle zwischen Küche und Flur, wo ihre Mutter sie aufgehalten hatte, und hörte, wie die Wohnzimmertür geöffnet wurde.
    »Was zum Teufel?«, hörte sie Ted laut und wütend sagen. »Was zum Teufel habt ihr in meinem

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