Toedlicher Blick
Ort für den Lauschangriff. »Ich kann hier und da drüben durch die Wand gehen, ohne dass großer Schaden entsteht«, sagte er zu Culver. »Ist das okay?«
»Ja, einverstanden … Räumen Sie ruhig die Sachen da aus dem Weg.« Culver ging zurück in den Lagerraum.
»Wird der Ton gut sein?«, fragte Lucas den Techniker.
»O ja, großartig sogar«, antwortete Gibson. »Wenn ich die Mikrofone eingebaut habe, wird keine verdammte Kakerlake durch den Raum schleichen können, ohne dass wir sie hören. Wir brauchen keine Sender – ich verlege Drahtleitungen. Digitaler Klang … Soll ich auch eine Kamera installieren?«
»Ich weiß nicht … Ist das problematisch?«
»Ich glaube, ich kann die Kamera so einbauen, dass er sie nicht sieht, aber es besteht immer die Gefahr, dass er sie entdeckt. Wenn die Kamera ihn sieht, kann auch er sie sehen. Die Linse jedenfalls.«
»Sehen Sie zu, was Sie machen können«, sagte Lucas.
»Es gibt da noch eine private Frage«, meinte Gibson.
Barstad sah ihn an, fragte: »Wie lautet sie?«
»Wenn Sie ihn … anmachen, und Sie haben ja vorher schon mal mit ihm geschlafen, wird er auf … körperliche Kontakte aus sein. So was mitzuhören ist eine Sache, es zu beobachten ist eine andere …«
Sie schüttelte den Kopf. »Lassen Sie sich von solchen Gedanken nicht abhalten. Ich bin nicht zimperlich.«
Die beiden sahen sie an, dann sagte Lucas zu Gibson: »Okay, machen Sie, was immer möglich ist.«
Als sie fertig und die Funktionsprüfungen zufrieden stellend verlaufen waren, sah Lucas auf die Uhr und sagte: »So, Schluss für heute. Jim, ich bitte Sie, Ellen auf dem Rückweg im Hotel abzusetzen, okay? Wir alle treffen uns morgen um zwölf Uhr wieder hier. Ellen, wir beide reden dann darüber, wie Sie die Sache angehen sollten –überlegen Sie sich über Nacht ein paar Möglichkeiten, was Sie sagen und tun wollen, und ich denke ebenfalls darüber nach. Morgen arbeiten wir dann einen Plan aus. Okay? Weiß jeder, was zu tun ist?«
Alle wussten es.
Später rief Lane an, wegen Qatar. »Ich habe den Mistkerl verpasst – es gibt einfach zu viele Türen hier, und ich weiß nicht, durch welche zum Teufel er verschwunden ist. Zu Hause ist er nicht. Aber ich habe ihn mal gesehen, ich weiß jetzt, wie er aussieht, und ich warte hier vor seinem Haus auf ihn. Wenn er zu spät kommt und es mit dem Foto nicht mehr klappt, lege ich mich morgen früh auf die Lauer. Dann erwische ich ihn bestimmt.«
»Sobald du kannst, Mann.«
»Ich weiß, ich weiß…«
24
Marcy rief um halb neun morgens bei Lucas an, erwischte ihn noch im Bett. Er nahm den Hörer ab. »Was ist los?«
»Die Ärzte haben gestern am späten Nachmittag ein erstes Gespräch mit Randy geführt«, berichtete sie. »Sie haben ihm eröffnet, dass er wahrscheinlich nie mehr wird gehen können, samt allen daraus resultierenden Konsequenzen. Er ist total ausgeflippt. Ich habe vorhin seinen Anwalt, diesen Robert Lansing, angerufen, um mit ihm einen Ruck-Zuck-Deal zu verabreden: Randy die Fotos von Qatar zu zeigen, sobald Lane sie geschossen hat … Und Lansing sagte, das könnten wir uns abschminken. Randy wolle mit keinem Menschen sprechen, nicht mal mit ihm, seinem Anwalt. Er schreit jeden an, der in sein Zimmer kommt. Er hat alle Infusionsnadeln herausgerissen – die Krankenpfleger mussten ihn auf dem Bett festschnallen.«
»O Gott …«
»Na ja, stell dir mal vor, du wärst in seiner Lage …«
»Ja.« Wenn ich in seiner Lage wäre, dachte Lucas, würde ich mir früher oder später den Lauf einer Pistole in den Mund stecken. »Was ist mit Lane? Haben wir endlich ein Foto in der Hand, mit dem wir weitermachen können?«
»Noch nicht. Lane hat Qatar zwar auf dem Parkplatz erwischt, aber nicht frontal. Das Problem ist, ihn genau von vorn vor die Linse zu kriegen. Lane wartet jetzt in der Nähe seines Wagens, um ihn beim Einsteigen zu erwischen.«
»Verdammt, Marcy, sag ihm noch mal, er solle sich beeilen«, knurrte Lucas.
»Selbst wenn er das Risiko eingeht, dabei von Qatar gesehen zu werden?«
»Nein, nein … Das natürlich nicht. Es würde alles verderben.«
»Dann musst du Geduld haben, Lucas«, sagte sie.
»Hab ich aber nicht. Und ich bin ja schließlich der verdammte Boss hier, oder?«
Qatar saß an seinem Schreibtisch und sortierte einen Stapel Dias für seine nächste Vorlesung. Er setzte nicht gern mehr als zwanzig Dias je Vorlesung ein – dies überstieg das Aufnahmevermögen der Studenten und zwang ihn selbst
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