Tödliches Vermächtnis - Lethal Legacy
der aber scheiterte.«
»Das weiß ich. Die Briten besiegten ihn im Mittelmeer,
und seine Truppen wurden von Frankreich abgeschnitten«, sagte Mike. »Er ließ seine Armee im Stich und kehrte nach Hause zurück.«
»Aber eine Menge Wissenschaftler und Gelehrte, die die Armee begleitet hatten, blieben in Ägypten, um umfangreiche und detaillierte Aufzeichnungen zu machen, angefangen bei den Obelisken und den großen Statuen am Nil über die großartigen Grabmäler bis hin zur ägyptischen Flora und Fauna«, sagte Jill.
»Und der letzte Band der Erstausgabe der Beschreibung Ägyptens ist ein Atlas - das Buch, das die Fantasie des jungen Fürsten Albert fesselte und in dem er die noch ältere Karte fand«, sagte Talbot Hunt. »Die Karte, die er an Jasper verkaufte.«
»Wissen Sie, wo Ihr Großvater die einzelnen Kartenteile aufbewahrte?«
»Wenn ich das wüsste, würde ich heute nicht nach ihnen suchen.« Hunt stand auf und sah Mike stirnrunzelnd an.
»Ich meine, hatte er sie ausgestellt oder auch in Büchern versteckt?«
»Er war ein Büchermensch, Mr Chapman. Zehn, zwanzig, dreißig Jahre nachdem er die Weltkarte gekauft hatte, war es still geworden um das Original. Wie mein Vater mir sagte, verlor mein Großvater wie alle anderen auch das Interesse an der Karte.«
»Also hat Jasper Hunt diese Karte vor hundert Jahren nur so, zum Spaß, gekauft?«, sagte Mike.
»Warum sammeln schwerreiche Männer seltene Gegenstände, Mr Chapman? Gemälde, Münzen, Motorjachten, Araberhengste, Mingvasen?«
»Da kann ich nicht mitreden. Ich habe mit dem Sammeln nichts mehr am Hut, seit meine Mutter nach
meinem Auszug von zu Hause neun Schuhkartons voller Baseballkarten weggeworfen hat.«
»Damit andere schwerreiche Männer nicht den Höchstpreis für sich beanspruchen können«, sagte Hunt. »Wenn es von dieser Karte weltweit zwei Exemplare gab, wovon das eine im Besitz eines zurückgezogen lebenden Fürsten war, dann wollte Jasper Hunt jr. die andere haben. Er bewahrte sie dreißig Jahre lang in einer speziell dafür angefertigten Lederschatulle in seiner Bibliothek auf, aber kein Mensch schien sich mehr dafür zu interessieren. In der Zwischenzeit war er längst schon wieder hinter anderen Schätzen her, über die mehr geredet wurde. Er starb zu früh, um das neu erwachte Interesse an seiner vergessenen Karte noch zu erleben.«
»Weiß irgendjemand - vielleicht Ihr Vater - warum die Karte in zwölf Teile gerissen wurde?«, fragte ich.
Talbot Hunt räusperte sich. »Die Taten eines Exzentrikers ergeben keinen Sinn. Falls mein Vater den Grund dafür weiß, hat er ihn mir nie mitgeteilt.«
Entweder stimmte das, oder aber Hunt wollte vor Bea Dutton und Jill Gibson keine weiteren Familiengeheimnisse preisgeben.
»War Ihr Großvater im Besitz einer Erstausgabe der napoleonischen Expedition?«
»Ja, Mr Chapman«, sagte Hunt. »Aber mein Vater hat sie der Bibliothek gegeben - das muss jetzt zwanzig Jahre oder noch länger her sein. Unser Kurator - und die Buchhalter - haben bestimmt einen Beleg über die Schenkung.«
»Bea.« Mike stand auf und klopfte auf den Tisch. »Wo ist der Atlas? Schauen wir ihn uns an.«
»Selbstverständlich können wir ermitteln, wo er
sich befindet, und Ihnen zeigen«, sagte Jill. »Aber warum fragen Sie?«
»Es ist der Band, in dem Fürst Albert die Karte entdeckte. Vielleicht spielte Jasper mit dieser Tatsache. Der Ausschnitt, den wir gerade gefunden haben« - Mike zeigte mit einer weit ausholenden Geste auf die Karte, die vor ihm auf dem Tisch lag - »befand sich in dem Audubon-Folianten, der einst Opa Hunt gehörte. Vielleicht suchte der Mörder die Bücher, in denen der Alte im Zuge seiner Spielchen und Tricks die Karte versteckt haben könnte. Das hätte doch zu seiner Exzentrik gepasst, oder?«
Talbot Hunt nickte. »Großvater wollte meinen Vater kurzhalten und ihn für sein Erbe hart arbeiten lassen.«
»Wäre denn ein Atlas nicht Teil der Sammlung in diesem Raum?«, fragte Mike.
»Wollen Sie wissen, wie hier Sachen verschwinden, Mr Chapman?« Hunt brüllte jetzt beinahe. »Natürlich befinden sich hier drinnen Karten und Atlanten. Aber einige Karten sind auch im Magazin, und wiederum andere befinden sich in den jeweiligen Rara-Sammlungen. Wir haben eine Sammlung - die Spencer-Sammlung -, die auf seltene Einbände spezialisiert ist. Der zuständige Kurator kümmert sich nicht die Bohne darum, ob die Bücher von Straßen oder Straußen handeln - dort interessiert einzig und allein das
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