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Tokio Killer 06 - Letzte Vergeltung

Tokio Killer 06 - Letzte Vergeltung

Titel: Tokio Killer 06 - Letzte Vergeltung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barry Eisler
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kratzen. Der Raum hatte ein eigenes Klo, worüber er eigentlich froh sein müsste, aber sich derart gefesselt den Hintern abzuputzen war nicht unbedingt ein Glanzpunkt seines Tages. Er war drauf und dran, sich einen runterzuholen, ehrlich gesagt, mehr als drauf und dran, erst recht, wo er die ganze Zeit an die Frauen dachte, die er defloriert hatte, und es wäre auch machbar gewesen, weil seine Hände praktischerweise direkt vor seinem Schritt gefesselt waren. Aber die demütigende Vorstellung, dass seine Kidnapper sich womöglich totlachten, wenn sie das Klirren der Ketten im Dunkeln hörten, war für ihn unerträglich. Außerdem, wie zum Teufel sollte er die Schweinerei saubermachen?
    Was er sich mehr als alles andere wünschte, wenn er hier rauskam, abgesehen davon, aufrecht zu stehen und sich zu strecken, war, sich einfach die Zähne zu putzen. Das letzte Mal hatte er das an dem Morgen seiner Entführung tun können, und mittlerweile hatte er das Gefühl, als würde ihm dichtes Moos im Mund wachsen.
    Er hatte sich schon das Hirn zermartert, wie er fliehen könnte, aber er sah einfach keine Möglichkeit. Die Tür war abgeschlossen. Er hatte sie mit der Schulter getestet und wusste, dass sie massiv und solide war. Ohne Fesseln würde er sie vielleicht aufbrechen können, obwohl sie sich nach innen öffnete, daher wohl doch eher nicht, aber in diesen Ketten würde er nicht mehr Wucht entwickeln als ein schwangerer Pinguin. Und an Treten war schon gar nicht zu denken. Die Tür hatte ein kleines Fenster, durch das sie jedes Mal spähten, ehe sie reinkamen. Echt, selbst wenn sie mit verbundenen Augen reinkämen, was könnte er schon machen? Rüberschlurfen und ihnen einen Kopfstoß verpassen wie der Schwarze Ritter in Monty Pythons Die Ritter der Kokosnuss? Sie beschimpfen auf Teufel komm raus?
    Er hätte brüllen können, wenn er das Gefühl hatte, dass sie in einem Hafen lagen, doch er bezweifelte, dass ihn jemand hören würde. Er wusste nicht, wie groß das Boot war – er hatte die Augen verbunden gehabt, als sie ihn herbrachten –, aber sie hatten ihn einige Stufen hinabgeführt und dann über einen kurzen Gang in diesen Raum. Er befand sich also auf einer unteren Ebene und sehr wahrscheinlich in einem nach innen gelegenen Raum. Nein, die Chancen, mit Rufen irgendwas zu erreichen, tendierten gegen null, wohingegen die Chancen, dass einer von ihnen reinkäme, ihn mit einem Knüppel niederschlagen, ihm anschließend den Mund zukleben und obendrein noch eine Kapuze überstülpen würde, ziemlich gut standen. Es würde also nicht viel bringen.
    Schlimm misshandelt worden war er nicht, das musste er zugeben – abgesehen von dem Waterboarding und den paar Stromschlägen, die sie ihm verabreicht hatten, um ihn zum Schreien zu bringen, damit Rain es am Telefon hören konnte. Allmächtiger, das Waterboarding war echt die Hölle. Das Verrückte war, wie kurz die Wirkung anhielt. Da machst du dir vor Panik in die Hose, und eine Minute später bist du wieder klar bei Verstand und schwörst, diesmal nicht einzuknicken. Und schon passiert es wieder. Es war zermürbend, derart von blinder Angst erfasst zu werden – als würdest du die Kontrolle über deine Gedärme verlieren oder so, nur hundertmal schlimmer. Hilger hatte recht gehabt: Waterboarding beim SERE-Training war eine Sache, aber es durch die Hand von den bösen Jungs zu erleben, die es ernst meinen, war etwas völlig anderes.
    Sie hatten ihn in seinen kalten, nassen, verdreckten Klamotten etwa einen Tag lang liegen lassen und ihm zunächst auch nichts zu essen gebracht. Das bedeutete, dass sie noch dabei waren, die Informationen zu überprüfen, die er ihnen gegeben hatte. Er sollte es unbequem haben und die Folter nicht vergessen, damit sie ihn leichter zum Reden bringen konnten, falls er ihnen nur Scheiß erzählt hatte. Als sie ihn dann abspritzten, ihm einen sauberen, trockenen Trainingsanzug anzogen und Essen und Wasser hinstellten, wusste er, dass irgendetwas angeleiert worden war. Und worum es auch immer ging, sein Leben war Teil des Geschäfts.
    Danach hatten sie ihn so ziemlich in Ruhe gelassen, außer als er mit Rain am Telefon sprechen sollte. Das Gespräch war hart gewesen. Rain war sein Freund, und er wusste, der Mann würde nicht eher aufgeben, bis er ihn freibekommen hatte oder selbst dabei draufgegangen war. Er schämte sich, seinen Partner durch seine Unvorsichtigkeit in diese Lage gebracht zu haben. Es war schrecklich zu wissen, dass Rain da

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