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Tony Mendez 02 - Eine verräterische Spur

Tony Mendez 02 - Eine verräterische Spur

Titel: Tony Mendez 02 - Eine verräterische Spur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tami Hoag
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zum Mercy General. Ein Suchtrupp hat in den Hügeln eine Frau gefunden, die Gina Kemmer sein könnte. Es sieht nicht gut aus.«
    »Wo haben Sie sie gefunden?«, fragte Mendez.
    Er stand mit Tom Scott im Eingangsbereich der Notaufnahme des Mercy General. Der Leiter der Suchmannschaft war Mitte vierzig und wie ein Rugbyspieler gebaut – ein Muskelpaket mit dem kantigen Gesicht eines Comichelden.
    Hicks kehrte mit finsterem Gesicht vom Schockraum zurück und nickte. »Sie ist es.«
    »Sie lag etwa zwanzig Meter von einem Forstweg entfernt unweit des Dyer Canyon im Gebüsch. Mein Hund hat sie entdeckt. Wir haben dort oben nach einem Mann gesucht. Plötzlich ist mein Hund losgezischt. Er ist jung, noch in der Ausbildung. Ich hab gedacht, ich spinne. Ich also hinterher, und als ich über den Hügelkamm kam, sah ich ihn bei einer Frau stehen. Er zog an ihr, bellte, dann zog er wieder.
    Gott sei Dank hat er sie entdeckt. Bei dem vielen Gestrüpp da oben hätten wir die junge Frau nie gefunden. Der Hubschrauber war ein paar Stunden vorher über das Gelände geflogen und hatte nichts gesehen.«
    »In welcher Verfassung befindet sie sich?«, fragte Mendez.
    Scott schüttelte den Kopf. »In keiner guten. Schusswunde an der linken Schulter. Sieht nach einem Durchschuss aus, ist aber stark gerötet und heiß und vereitert. Der rechte Knöchel ist gebrochen. So was hab ich noch nie gesehen. Beide Knochen sind glatt durch. Den Fuß könnte man einmal rundherum drehen.«
    »Oh Gott«, sagte Mendez.
    Hicks wurde bei der detaillierten Beschreibung blass.
    »Stark dehydriert und unterkühlt«, fuhr Scott fort. »Sie war im Delirium, als wir sie fanden. Völlig weggetreten.«
    »Ist sie im Moment bei Bewusstsein?«
    »Nein, und es würde mich wirklich wundern, wenn sie durchkäme. Ich weiß ja nicht, was sie durchgemacht hat, aber es muss schrecklich gewesen sein. An den Händen, an den Beinen, im Gesicht, überall Wunden, die wie Rattenbisse aussehen. Und der Gestank erst. Als hätten wir sie aus der Kanalisation in Kalkutta gezogen.«
    »Hat sie etwas gesagt, als Sie sie fanden?«, fragte Mendez. »Hat sie den Namen des Täters genannt? Oder irgendetwas anderes?«
    »Nein. Sie hat vor sich hingebrabbelt, unzusammenhängendes Zeug. Als wir sie endlich in den Hubschrauber geschafft hatten, verlor sie das Bewusstsein. Mir ist bisher keiner untergekommen, der mit so niedrigem Blutdruck noch einen Puls hatte.«
    Er deutete mit dem Kinn nach draußen zu dem Rettungswagen, in dem sein Kollege wartete. »Ich muss nur schnell meinen Bericht abliefern, aber dann fahre ich gerne mit Ihnen raus und zeige Ihnen die Stelle.«
    »Scheiße«, sagte Mendez, als er dem Mann hinterhersah. »Wir haben aber auch gar kein Glück.«
    »Wir?«, sagte Hicks und nickte in Richtung des Schockraums. »Du solltest sie mal sehen. Wenn du beim lieben Gott einen Gefallen gut hast, dann solltest du ihn jetzt vielleicht einfordern.«
    Mendez bekreuzigte sich. »Gott steh ihr bei. Gott steh uns bei. Und zwar subito.«

67
    Die Stelle, an der der Deutsche Schäferhund Gina Kemmer gefunden und vor dem sicheren Tod gerettet hatte, befand sich in einem felsigen, von Gestrüpp überwucherten Niemandsland.
    Im Moment wirkte die Gegend allerdings nicht weniger als einsam und verlassen. Der Forstweg stand voller Fahrzeuge. An der Fundstelle waren Scheinwerfer aufgestellt worden und reichten von dort bis zu einer Ansammlung ehemaliger Ranchgebäude, die schon lange verlassen waren und von denen nur noch ein paar Balken zeugten.
    »Wir sind den Schleifspuren bis dorthin gefolgt«, brüllte Tom Scott, um die drei Hubschrauber zu übertönen, die über dem Gebiet kreisten – einer gehörte zum Büro des Sheriffs, zwei zu Fernsehsendern aus Los Angeles. »Sie scheint in dem alten Brunnen dort gelegen zu haben. Derjenige, der sie angeschossen hat, hat sie vermutlich in den Schacht geworfen und ist dann abgehauen. Sie muss einen verdammt starken Willen haben, wenn sie es geschafft hat, aus diesem Loch rauszukommen.«
    Mendez und Hicks leuchteten mit ihren Taschenlampen auf den Grund des Brunnens. Er war nicht einmal zwei Meter breit und mindestens sieben Meter tief. Am Boden lag ein Haufen Müll, der schlimmer roch als alles, was Mendez jemals gerochen hatte. »Himmel«, sagte er. »Wenn man den Sturz überlebt, verreckt man an dem Gestank!«
    »Die Leute werfen seit Jahren ihren Müll da rein«, sagte Scott. »Der Grund ist frei zugänglich. Außerdem feiern die Jugendlichen aus

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