Tori und die verschwundene Stute
vorbeidrängen könnte, um mit schmutzigen Schuhen durch den frisch geputzten Flur zu laufen.
âIch ⦠also ⦠wir haben ein Problemâ, stotterte Tori. Sie hatte gestern mit Jonas geprobt, was sie Frau Fischer sagen wollte, aber jetzt, wo sie vor ihr stand, war alles weg.
âDas höre ichâ, sagte Frau Fischer finster. Von der Sunshine Ranch drang Fritzâ Gebrüll herüber. Man hörte es nur sehr gedämpft, weil die Mädchen den Esel inzwischen nicht mehr auf die Weide brachten, sondern im Stall in die hinterste Box sperrten. Aber den Fischers war es natürlich immer noch zu laut.
âLetzte Nacht hat jemand versucht, in die Ranch einzusteigenâ, begann Tori. âDie Diebe wollten die Tür zum Büro aufbrechen, aber es ist ihnen nicht gelungen, weil der Hund auf sie losgegangen ist und sie in die Flucht geschlagen hat.â
Haha, Washington als Wachhund, das war der Witz des Jahrhunderts. Glücklicherweise hatte Frau Fischer keine Ahnung von Washingtons wahrem Wesen.
âDie Einbrecher haben sich wirklich gut ausgekanntâ, fuhr Tori fort. âSie müssen die Ranch schon eine Weile lang beobachtet und gewusst haben, dass Frau Mirador im Urlaub ist. Und sonntags ist immer Kinderreiten, danach ist die Kasse gut gefüllt.â
âNa, so was.â Frau Fischer stemmte ihre Hände in die Hüften. âAn dem Einbruch ist doch bestimmt dieser Esel schuld. Das Gebrüll zieht das Gesindel der ganzen Gegend an, so sieht es doch aus.â
Tori holte tief Luft. âHaben Sie in den letzten Tagen etwas Verdächtiges bemerkt?â
âNeinâ, erwiderte Frau Fischer. âIch hab auch keine Zeit mehr, mir brennt gleich die Marmelade an.â
âSie wohnen direkt neben der Ranchâ, sagte Tori hastig, bevor Frau Fischer die Tür schlieÃen konnte. âWenn die Einbrecher bei uns nicht erfolgreich waren, versuchen sie es beim nächsten Mal bei Ihnen. Und Sie haben keinen Hund.â
Frau Fischer kniff die Augen zusammen wie eine Katze, die eine Maus vor sich hat.
âMeine Freundin hat einen der Diebe gesehenâ, fuhr Tori fort. âEinen schwarzhaarigen Kerl mit Schnurrbart und Ohrring.â
âEdgar!â, schrie Frau Fischer über die Schulter ins Haus. âKomm mal zur Tür!â
Als Herr Fischer herangeschlurft war, musste Tori ihre Geschichte wiederholen.
âIst dir etwas aufgefallen?â, fragte Frau Fischer ihren Mann.
Er zog die Mundwinkel nach unten und schüttelte den Kopf. âKlingt nach einem Ausländer. Nein, so jemanden hab ich hier nicht gesehen.â
Tori unterdrückte ein Seufzen. Na super. War ja auch eine bescheuerte Idee gewesen, überhaupt hierherzukommen.
âSo einer wär mir aufgefallenâ, sagte Herr Fischer. âIch bin keiner von denen, die immer wegschauen. Ich halte die Augen offen.â
Seine Frau nickte selbstgefällig. Nein, Desinteresse an ihrer Umgebung konnte man den Fischers wirklich nicht vorwerfen. Jeder wusste, dass sie den lieben langen Tag am Fenster saÃen und die Nachbarschaft ausspionierten.
âHaben Sie sonst irgendetwas bemerkt?â, fragte Tori ohne groÃe Hoffnung. âEinem anderen Zeugen ist ein schwarzer Mercedes mit verdunkelten Scheiben aufgefallen, der mehrmals verdächtig langsam an der Ranch vorbeigefahren sein soll.â
âVerdächtig langsam?â, rief Herr Fischer. âDas ist doch totaler Quatsch!â
âWas meinen Sie damit?â, fragte Tori verwirrt.
âDer Mercedes ist hier durch-ge-schos-sen!â, erklärte Herr Fischer. âWie eine Rakete. Der hatte mindestens fünfzig Stundenkilometer drauf und hier ist DreiÃigerzone.â
âWas?â, rief Tori aufgeregt. âWann haben Sie den Wagen gesehen?â
Herr Fischer verzog wieder das Gesicht. âIst schon ein paar Tage her. Letzte Woche. Und dann noch mal am Wochenende.â
âSonntag?â, fragte Tori.
Als Herr Fischer nickte, begann ihr Herz schneller zu schlagen.
âSie haben sich nicht zufällig die Nummer des Wagens notiert?â, fragte Tori aufgeregt.
Herr Fischer zog ein Taschentuch aus der Hosentasche und wischte sich damit umständlich über seine Glatze. Dann faltete er es sorgfältig zusammen und steckte es wieder zurück in die Hose. âNatürlich hab ich die Nummer aufgeschriebenâ, erklärte er. âUnd dann hab ich auch gleich
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