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Torso

Torso

Titel: Torso Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfram Fleischhauer
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konnte ihn nicht jetzt mitten in der Nacht aufsuchen und ihn bitten, ihr ein sauberes Internetcafé zu nennen. Sie loggte sich von Erics Laptop aus ins Internet ein und gab TBG in die Suchmaske ein. Wie zu erwarten, ergab das Tausende von Treffern. Sportvereine. Firmen. Produkte. Sie probierte es mit der Verknüpfung von BIG und TBG . Das Ergebnis sah schon besser aus.
    »Berlin Investment Group dank Treubau-Gesellschaft weiterhin auf Wachstumskurs.«
    Die Schlagzeile stammte von 1999. Die anderen versprengten Meldungen über die beiden Finanzinstitute enthielten zu viel Bankenlatein, als dass Elin viel damit hätte anfangen können. Allein die Meldungen vom Oktober 2002 waren eindeutig.
    14. Oktober: » TBG dementiert Schieflage der BIG .«
    17. Oktober: »Interne Prüfung erhärtet Insolvenzverdacht der BIG .«
    20. Oktober: » BIG zahlungsunfähig.«
    Elin schrieb die Meldungen ab. Was war diese BIG überhaupt? Sie brauchte fast eine Stunde, bis sie endlich Namen gefunden hatte. Irgendwo in den Tiefen des Internets hatte die Suchmaschine eine Handelsregistereintragung vom Februar 1992 aufgespürt und dort zwei Namen aufgespießt: Uwe Marquardt, Günther Sedlazek. Persönlich haftende Gesellschafter der Berlin Investment Group. Sie schrieb die Namen auf und gab
BIG
und
Billroth
in die Suchmaschine ein. Aber die Korrelation ergab kein Ergebnis. Lediglich die Seiten zur BIG , die sie alle schon geprüft hatte, tauchten wieder auf. Danach folgten seitenweise Fundstellen zu allen Billroths dieser Welt. Sie erweiterte die Suche um den Vornamen. Anton Billroth ergab einen Treffer. Es war nur eine halbe Zeile aus einer Zeitungsmeldung: »… Polizeihauptkommissar Anton Billroth (1939–2002). Völlig unerwartet …« Elin öffnete den Artikel, einen Nachruf aus einem Journal namens »Polizeidienst«.
    Anton Billroth ist tot. Das Landeskriminalamt Berlin – Abteilung Wirtschaftskriminalität – trauert um seinen verdienten Mitarbeiter, Polizeihauptkommissar Anton Billroth (1939–2002). Er verstarb nach kurzer Krankheit völlig unerwartet am 17. Dezember 2002. Wir alle trauern um einen lieben Kollegen und zuverlässigen Mitarbeiter. Unser tiefes Mitgefühl gilt seiner Familie.
    Elin übertrug die wichtigsten Daten auf ihren Notizblock. Was hatte dieser Name in Erics Aufzeichnungen verloren? Hatte er den Mann gekannt? Sie setzte den Stift ab und lehnte sich nach hinten. Wo war ihr Bruder da nur hineingeraten? Sie schloss den Ordner und öffnete den nächsten. Er enthielt drei Dateien. Sie klickte auf die erste mit der Bezeichnung ACCESS . Ein Textdokument öffnete sich. Es enthielt nichts als Nummern.
    DE 14 011 243 110 030 000/0933/Elin1412
    DE 43 259 853 980 070 000/0933/Elin1412
    Gen – 6372
    Log – 3437
    Gar – 8652
    Elin musterte irritiert die letzten Buchstaben und Ziffern in den ersten beiden Zeilen. Ihr Vorname und ihr Geburtstag? Was sollte denn das? Sie starrte auf die Zahlen. Dann dämmerte ihr, worum es sich handelte. Es waren Bankkonten! IBAN -Codes. Sie sequenzierte die Nummern.
    DE /140 112 431/10 030 000/0933/Elin1412
    DE /432 598 539/80 070 000/0933/Elin1412
    Kontonummer, Bankleitzahl, PIN und Passwort. Die Suche nach den Banken über die Bankleitzahl dauerte dank Internet weniger als zwei Minuten. Elin gab den Namen der ersten Bank ein und klickte auf Online-Banking. Die Maske erschien und verlangte Kontonummer und PIN . Elin füllte die Felder aus. Eine Tastatur erschien. Elin klickte die Buchstaben und Zahlen an. Im nächsten Moment erschien das Hauptmenü Kontoführung. Elin klickte auf »Kontenübersicht«.
    Saldo: 43.115,95 Euro ( DM 84.327,46)

[home]
30
    D esmond Naeve hatte sie eine halbe Stunde vor Mitternacht an einem Nebeneingang abholen und in sein Büro bringen lassen. So blieb ihnen die Warterei auf der Sandpiste vor dem Gebäude erspart. Nach der Länge der Schlange zu schließen, hätten sie mindestens eine Stunde in der Kälte gestanden und sich mit Sicherheit einen gehörigen Schnupfen geholt.
    »Das ist ja hier wie früher am Grenzübergang Friedrichstraße«, bemerkte Udo Brenner kopfschüttelnd, während sie an den Wartenden vorbei auf den VIP -Eingang zumarschierten.
    Desmond Naeve empfing sie persönlich in seinem Büro. Das Wummern der Bässe drang bis hierher. Der Engländer erklärte ihnen kurz, welche Partys heute Nacht im Gange waren.
    »Und hier hinten können Sie sich umziehen«, sagte er zum Abschluss.
    »Umziehen?«, wunderte sich

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