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Tote Maedchen luegen nicht

Titel: Tote Maedchen luegen nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jay Asher Knut Krueger
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Tor ganz nach oben schob. Dann stieg er in den Wagen, setzte zurück und fuhr davon.
    Warum er mich nicht gefragt hat, warum ich sein Haus anstarre, weiß ich nicht. Vielleicht dachte er, ich wolle ihn nur vorbeilassen, ehe ich meinen Weg fortsetzte.
    Doch was auch immer der Grund gewesen sein mag, die Situation kam mir unwirklich vor. Zwei Menschen, ein Haus. Er konnte nicht ahnen, was ihn mit mir - dem Mädchen auf dem Bürgersteig - verband, als er mit seinem Wagen davonfuhr. Aus irgendeinem Grund kam mir die Luft plötzlich schwer vor. Erfüllt von Einsamkeit. Einer Einsamkeit, die mich durch die Nacht begleiten sollte.
    Selbst die schönsten Momente der Nacht standen unter dem Einfluss dieser Begebenheit, dieser nicht erfolgten Begegnung vor meinem alten Haus. Sein mangelndes Interesse hätte mir zu denken geben sollen. Obwohl mich eine ganz persönliche Geschichte mit diesem Haus verband, spielte sie keine Rolle mehr. Wie die Dinge gewesen waren beziehungsweise wie ich sie erlebt hatte, war ohne Belang.
    Alles, was zählte... war das Hier und Jetzt.
    Auch wir, die wir auf den Kassetten vorkommen, können nicht mehr zu unserem alten Leben zurückkehren. Als hätten wir nie ein Päckchen vor unserer Tür oder in unserem Briefkasten vorgefunden. Dieser Moment hat unser Leben verändert.
    Das erklärt auch, warum ich so überreagiert habe, Clay. Darum wollte ich, dass auch du diese Kassetten bekommst. Ich wollte dir alles erklären. Mich entschuldigen.
    Ob sie sich daran erinnert? Erinnert sie sich daran, dass ich mich in dieser Nacht bei ihr entschuldigt habe? Will sie sich deswegen entschuldigen?

    Die Party war schon in vollem Gange, als ich auftauchte. Schließlich können die meisten Leute aus dem Haus gehen, bevor ihre Eltern eingeschlafen sind.
    Am Eingang hingen die üblichen Typen herum, sturzbetrunken und jedermann mit einem erhobenen Bier begrüßend. Ich dachte, mein Name sei unmöglich auszusprechen, wenn man schon lallt, aber diese Jungs kriegten das ziemlich gut hin. Das heißt, ein paar von ihnen versuchten es immer wieder, während die anderen lachten.
    Aber die waren harmlos. Fröhliche Zecher sind für jede Party eine Bereicherung. Typen, die nicht darauf aus sind, sich zu prügeln oder ein Mädel abzuschleppen, sondern die sich einfach nur besaufen und ihren Spaß haben wollen.
    Ich weiß, wen sie meint. Das waren sozusagen die Maskottchen dieser Party. »Hey, Clay! Wasmachsduuunhier?«
    Die Musik war dröhnend laut, doch niemand hat getanzt. Es hätte jede x-beliebige Party sein können... wäre einer nicht hier gewesen.
    Clay Jensen.
    Bestimmt hast du dir jede Menge ironische Kommentare anhören müssen, als du gekommen bist, doch als ich auf der Bildfläche erschien, warst du ein ganz normaler Bestandteil der Party. Das heißt für alle anderen. Für mich nicht. Ich war schließlich nur wegen dir gekommen.
    Es war so vieles in meinem Leben geschehen, so vieles in meinem Kopf herumgegangen, worüber ich mit dir reden wollte. Ein richtiges Gespräch führen. Nur ein einziges Mal. Denn dazu hatten wir in der Schule oder während der Arbeit nie Gelegenheit. Ich wollte wissen, wer du eigentlich bist.
    Es kam nie dazu, weil ich Angst hatte. Angst, dass du mich abblitzen lässt.

    Und es war okay, ich hatte mich damit abgefunden. Denn was wäre gewesen, wenn du dich tatsächlich als diejenige entpuppt hättest, die du den Gerüchten zufolge warst? Wenn du ganz anders gewesen wärst, als ich gehofft habe?
    Das wäre schlimmer gewesen als alles andere.
    Als ich in der Küche Schlange stand, um meinen Becher aufzufüllen, warst du plötzlich hinter mir.
    »Hannah Baker...«, sagtest du, und ich drehte mich um.
    »Hi, Hannah!«
    Als Hannah auf der Party erschien, als sie plötzlich durch die Eingangstür kam, fühlte ich mich total überrumpelt. Wie ein Vollidiot machte ich auf dem Absatz kehrt und rannte davon. Ich stürmte durch die Küche bis in den Garten.
    Das ging mir alles zu schnell. Dabei war ich mit dem festen Vorsatz auf die Party gegangen, mit Hannah zu reden, falls sie auch da sein sollte. Es war höchste Zeit. Mir egal, wer die anderen Gäste waren. Ich würde nur Augen für sie haben und wir würden reden.
    Doch als sie plötzlich vor mir stand, verlor ich die Nerven.
    Ich konnte es nicht glauben. Da standst du plötzlich, wie aus heiterem Himmel.
    Nein, nicht wie aus heiterem Himmel. Zuerst bin ich im Garten hin und her gelaufen und habe mich verflucht, so ein ängstlicher kleiner Junge

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