Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Totenmesse

Titel: Totenmesse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Dahl
Vom Netzwerk:
der Firma geblieben sind, haben darauf verzichtet. Es konnte unglaublich kompliziert werden.«
    Â»Eine perfekte Parallelidentität?«
    Â»Eine schwedische Identität«, sagte Sven Fischer. »Komplett mit detailliertem falschen Hintergrund.«
    Â»Spricht er so gut Schwedisch?«
    Â»Er ist halber Schwede.«
    Â»Halber Schwede?«
    Â»Andreas Beckers Mutter war eine Kommunistin aus Göteborg, die nach Deutschland gereist ist, um am Aufbau der neuen Volksrepublik mitzuwirken, die sich aus dem Scherbenhaufen des Nationalsozialismus erhob. Das war nichts Ungewöhnliches. Viel weniger ungewöhnlich, als man glaubt. Die DDR war beliebt. Eine Chance, den Kommunismus in die Praxis umzusetzen. Und eine Chance für den Westen, seine Kommunisten loszuwerden.«
    Â»Erzählen Sie mehr von ihm.«
    Â»Er kam ziemlich spät in unser Büro, nachdem er an verschiedenen Orten in Europa gewesen war. Vielleicht war es im Frühjahr 1986. Wir wurden Freunde. Ich glaubte lange Zeit, es wäre selbstverständlich, dass er mein Partner in der Firma würde. Aber er wollte die andere Möglichkeit, als freier Schwede. Er verschwand, als es in den Fugen zu krachen begann.«
    Â»Sie müssen entschieden mehr von ihm wissen«, sagte Söderstedt.
    Sven Fischer vollführte eine nichtssagende kleine Geste, sagte aber nichts.
    Jorge Chavez sah von seiner braunen Aktenmappe auf und sagte: »Sie hatten totale Kontrolle über Ihr Büro. Das haben Sie selbst gesagt. Ich glaube, Sie wissen alles, was wir über diesen Becker wissen müssen. Möglicherweise wissen Sie sogar, was er in die Wand eingemauert hat. Und warum.«
    Fischer sah ihn nur an. Sein Blick verriet nichts.
    Aus dem Hintergrund von der Wand sagte Kerstin Holm: »Arto, du fährst jetzt nach Hause und bringst dieses Papier in Sicherheit. Das ist ein Befehl.«
    Söderstedt verschwand widerwillig.
    Holm fuhr, an Sven Fischer gewandt, fort: »Kennen Sie einen alten MI-6-Agenten namens Robert Andrews?«
    Fischer betrachtete sie forschend. Sie kannten den Blick. Tatsache war, dass die A-Gruppe das ganze Szenario kannte. Wieder einmal saß ein alter Agent bei ihnen in Haft, der mit der Präzision eines Computers und dem toten Blick eines Urzeithais Plus gegen Minus abwog. Beim ersten Mal hatte er Wayne Jennings geheißen und war Berufsmörder in Vietnam gewesen. Diesmal hieß er Sven Fischer und schien jetzt seine Überschlagsrechnung abgeschlossen zu haben. »Ja«, sagte er. »Selbstverständlich kenne ich ihn. Er hat ein Buch über sein Leben als Spion geschrieben.«
    Â»Hatten Andreas Becker und Robert Andrews miteinander zu tun?«, fuhr Kerstin Holm fort.
    Fischer zog die Stirn in Falten und antwortete mit diplomatischer Präzision: »Sie haben verschiedene Austauschaktionen durchgeführt, ja.«
    Â»Austausch von Spionen?«
    Â»Ja«, sagte Fischer. »Sie hatten unsere Agenten in Verwahrung, wir hatten ihre. Und zwischendurch haben wir sie ausgetauscht. Stockholm war dafür ein wichtiger Ort. Andreas hatte auf unserer Seite diese Angelegenheiten in der Hand. Andrews auf der englischen Seite. Wir nannten sie Andy Pandy.«
    Â»Andy Pandy?«
    Â»Bittere Feinde und vertraute Freunde.«
    Â»Ist es richtig, wenn ich davon ausgehe, dass diese Angelegenheiten auf russischer Seite von einem KGB-Mann namens Mikhail Zinovjev gehandhabt wurden?«, fragte Kerstin Holm.
    Â»Das ist richtig, tatsächlich«, sagte Sven Fischer überrascht.
    Â»Gestern hat Andy Pandy umgebracht«, sagte Kerstin Holm.
    Â»Oder möglicherweise Pandy Andy«, sagte Jorge Chavez. »Ein dreiundsiebzigjähriger Pensionär auf Gärdet grausam gefoltert.«
    Fischer sah nicht direkt geschockt aus, aber er schüttelte den Kopf. »Das kann nicht stimmen«, sagte er. »Andreas wollte nichts mehr mit Waffen zu tun haben. Deshalb wollte er sich nicht an unserer Firma beteiligen. Nicht einmal von der eingeschränkten Nähe zur Gewalt, wie sie bei einer schwedischen Bewachungsfirma infrage kommt, wollte er etwas wissen. Er wollte seine Vergangenheit begraben und ein durch und durch friedlicher Mensch werden. Eine schwedische Familie gründen und wie ein echter Svensson leben.«
    Â»Ich werde Sie erst gehen lassen, wenn wir ihn haben«, sagte Kerstin Holm. »Weil Sie keine Chance haben, ihn zu warnen, will ich ganz offen mit Ihnen reden.«
    Â»Gut«, sagte

Weitere Kostenlose Bücher