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Totenstadt

Totenstadt

Titel: Totenstadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Hodge
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nebeneinander zur Eingangstür. Der Bürgersteig fühlte sich im Garden District immer irgendwie feucht und glitschig an, das war ihr zuvor schon aufgefallen, ebenso wie der Geruch vermodernder Blätter. An diesem Ort fühlte man sich immer ein bisschen so wie zu Halloween.
    April läutete und klopfte dann gegen die Tür, als die Reaktion nicht schnell genug erfolgte. Und als Christophe Granvier endlich vor ihnen stand, starrte er sie einfach nur an. Konnte sie es ihm verdenken, wenn mitten in der Nacht zwei heruntergekommene Heimatlose vor seiner Tür standen?
    »Es ist alles viel schlimmer geworden«, sagte sie und wartete nicht erst auf eine Einladung. Sie zwängte sich an ihm vorbei und zog Justin am Ellenbogen mit, bis sie beide in der Halle standen.
    »Ich würde Ihnen ja die Hand geben«, meine Justin, »aber …« Er drehte sich um, sodass Granvier die Fesseln sehen konnte.
    »Sie sind verletzt.« Granvier schloss die Tür und verriegelte sie, nachdem er einen Blick über die Straße geworfen hatte. Er ließ eine Markise vor dem Bleiglasfenster hinunter. Dann ging er mit offenkundiger Besorgnis auf Justin zu.
    »Wir wussten nicht, wo wir sonst hingehen sollten.« April schmiegte sich eng an Justin und streckte dabei die Hand aus, um Granviers Arm zu berühren. »Justin kam hierher, um sich für Sie einzusetzen, und Sie wollten nichts damit zu tun haben. Okay, gut, wir konnten Sie auch zu nichts zwingen. Aber jetzt ist die Sache sehr viel größer, diese Leute …«
    Und dann sprudelte alles, was inzwischen geschehen war, aus ihr hervor. Granvier hörte zu, ohne sie zu unterbrechen, und sie konnte es ihm nicht verdenken, dass er sie zuvor weggeschickt hatte; der Grund dafür war etwas weitaus Schlimmeres als Apathie gewesen. Sie konnte in seinen Augen das schwache Schlagen eines zerschmetterten Herzens erkennen; sie wusste, dass er für sich selbst zwar nicht mehr eintreten, dies aber durchaus für andere tun würde. Sie hoffte es zumindest. Oh, wie sie es hoffte!
    »Kennen Sie in der ganzen Stadt denn niemanden, den Sie um Hilfe bitten können?«, fragte sie. »Jemanden, der Einfluss hat, irgendetwas?«
    Das teilnahmslose schwarze Gesicht war so zerfurcht, und in seinem Haar waren schon zu viele graue Strähnen zu sehen. »Wegen dieser Sache? In dieser Stadt? Nein. Aber … es gibt vielleicht jemanden, an einem anderen Ort.«
    Granvier wandte ihnen den Rücken zu und ging durch die Halle zur Küche. Wahrscheinlich wollte er telefonieren. In der offenen Tür hielt er inne und drehte sich noch einmal zu ihnen um. Die ganze Länge der Halle lag nun zwischen ihnen.
    »Ich habe nie um Ihre Hilfe gebeten. Aber was geschehen ist … ist geschehen.«
    Er verschwand hinter der Tür.
    »Das wäre eine gute Grabinschrift«, murmelte Justin.
    Sie runzelte die Stirn und piekste ihn in die Schulter. »Sag nicht so was.«
    Er nickte mit gespieltem Bedauern, dann schlurfte er ruhelos durch die Halle. Ein Teil seines inneren Feuers war zurückgekehrt, und sie musste nicht mal sehr genau hinsehen, um zu erkennen, dass ihm das irgendwie gefiel. Er stand an der Vordertür und schob die Markise mit der Nase so weit zur Seite, dass er hinaussehen konnte. Dann ließ er sie wieder zurückfallen.
    »Dir ist klar, dass wir nicht hierbleiben können«, sagte er. »Früher oder später wird jemand auf die Idee kommen, hier nach uns zu suchen, und ich kann mir ziemlich gut vorstellen, was für eine Laune er dann haben wird.«
    April nickte, sie war nicht gerade begeistert, weitere schlechte Neuigkeiten zu überbringen: Tut mir leid, ich weiß ja nicht, wie gefährlich es bisher für Sie war, aber jetzt ist es sehr viel schlimmer geworden … Aber Granvier war das inzwischen bestimmt auch schon klar geworden; er kannte die Leute, die gegen ihn waren, weitaus besser als sie.
    Sie lehnte sich gegen die Wand, verschränkte die Arme vor der Brust und lauschte der ruhigen, eindringlichen Stimme, die aus der Küche zu hören war. Mit wem er wohl gerade telefonierte? Beide lauschten angespannt.
    Beim letzten Satz von Granvier mussten April und Justin dann beide breit grinsen:
    »Oh, und könnten Sie auch Schlüssel für die Handschellen mitbringen?«

22
M IT BEIDEN H ÄNDEN
     
    Justin erwachte am nächsten Morgen als Erster, auch wenn das allein an seinem Unbehagen lag. Er lag mit dem Gesicht nach unten auf der Matratze; in dieser Stellung hatte er auch den Großteil der Nacht verbracht. Angesichts des Sonnenlichts, das schwach und anämisch

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