Traummann auf Raten
gerötetes Gesicht umrahmte, über ihren schlanken Hals hinab zum grauen Wollkleid, dessen weicher Stoff ihre wohlgeformten Brüste und langen Beine umschmiegte. „Du siehst wie ein Geist aus – wie ein kleiner grauer Geist. Die Perlen meiner Mutter stehen dir übrigens gut.“
„Sie gehörten deiner Mutter?“ Unwillkürlich tastete sie nach der Kette. „Das wusste ich nicht. Lionel hat mir nicht erzählt …“
Er zuckte die Schultern. „Warum sollte er? Er hat sie ihr zu meiner Geburt geschenkt. Unter normalen Umständen hättest du sie ohnehin bekommen – wahrscheinlich zur Geburt unseres ersten Kindes“, fügte er ernst hinzu.
Joanna errötete noch tiefer. „Dann trage ich sie unter falschen Voraussetzungen.“ Sie wollte den Verschluss öffnen. „Du kannst sie gleich wiederhaben.“
„Behalte sie“, befahl er. „Perlen müssen getragen werden, sonst verlieren sie ihren Glanz.“
„Meine Nachfolgerin dürfte nicht deiner Meinung sein.“ Cynthia hatte sie stets um das Kollier beneidet.
„Das ist dann meine Sache und nicht deine.“ Sein Tonfall duldete keinen Widerspruch. „Betrachte sie als Leihgabe, wenn du willst.“
„Auf eine mehr oder weniger kommt es wohl nicht mehr an“, meinte sie leise.
„Wie bitte?“
„Ach nichts.“ Insgeheim fragte sie sich, ob er nach Larkspur Cottage gefahren war, um die Aufstellung seines Eigentums zu überwachen.
„Ich brauche einen Schlummertrunk.“ Gabriel erhob sich und ging zum Sideboard. „Möchtest du auch einen?“
Die Vorsicht gebot ihr abzulehnen und das Zimmer zu verlassen. Andererseits wollte sie nicht unhöflich wirken … „Danke, gern. Ich nehme einen Brandy.“
Er nickte. „Such uns derweil Musik aus.“
Zögernd trat sie zum CD-Player. Falls Gabriel glaubte, sie würde die Atmosphäre für ein romantisches Tête-à-tête schaffen, hatte er sich getäuscht. Nur weil sein Rendezvous mit Cynthia offenbar nicht so verlaufen war, wie er gehofft hatte …
Joanna entschied sich für Rimski-Korsakows „Scheherezade“.
„Eine gute Wahl“, lobte er und reichte ihr den Drink. „Es war schon immer eines meiner Lieblingsstücke.“
„Das wusste ich nicht.“ Sie umfasste das Glas mit beiden Händen und atmete tief das würzige Aroma ein.
Gabriel schmunzelte. „Musik ist nur eines von vielen Dingen, die wir über den anderen nicht wissen.“ Er legte ein Holzscheit ins Feuer. „Der Mann, mit dem du heute Nachmittag geplaudert hast, war vermutlich Charles’ und Sylvias neuer Mieter. Kennst du ihn schon lange?“
Sie schüttelte den Kopf. „Ich bin ihm am Morgen zum ersten Mal begegnet.“
„Du erstaunst mich.“ Er setzte sich wieder. „Ich hätte ihn für einen guten alten Freund gehalten.“
„Zu manchen Leuten findet man eben schneller Kontakt als zu anderen“, erklärte sie und zuckte die Schultern.
„Aber ja“, bestätigte er spöttisch. „Aus purer Neugier – wie hast du ihn kennen gelernt?“
„Ich finde, das geht niemanden außer uns selbst etwas an“, entgegnete sie kühl.
„Irrtum“, er betrachtete den Inhalt seines Glases, „solange wir verheiratet sind, interessieren mich alle deine Bekannten.“
„Ich habe ihn heute Morgen beim Ausritt getroffen. Er lief die Wellow Lane entlang. Wir kamen ins Gespräch. Das ist alles.“ Joanna warf Gabriel einen herausfordernden Blick zu. „Ist irgendetwas verkehrt daran?“
„Sag du es mir.“
„Oder ist es mir plötzlich verboten, neue Freundschaften zu schließen?“
„Absolut nicht.“ Er trank einen Schluck. „Wie ist sein Name?“
„Gordon. Rupert Gordon. Ist das so wichtig?“
„Eigentlich nicht – sofern ich mich auf deine Diskretion verlassen kann.“
Empört stellte Joanna ihr Glas auf den Couchtisch. „Gratuliere, Gabriel. Du wurdest soeben zum Heuchler des Jahres gewählt.“
„Was soll das heißen?“
„Dass deine eigene Geschichte keiner näheren Prüfung standhalten würde“, konterte sie.
„Harte Worte, Süße. Worauf basiert diese Annahme?“
„Deine Abenteuer als Playboy sind dokumentiert.“
„Klatschspalten sind keine zuverlässigen Quellen – gleichgültig, wie seriös sie sich auch geben mögen.“
„Willst du behaupten, du hättest die letzten zwei Jahre wie ein Mönch gelebt?“
Er presste die Lippen zusammen. „Nein. Wenn du hungrig bist, begnügst du dich sogar mit Brosamen, Joanna.“
„Und dein Appetit ist natürlich gewaltig.“ Ihre Stimme bebte.
Gabriel sah sie versonnen an. „Ich schätze, so
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