Treffpunkt Irgendwo
lächelte Len an, der neben mir lag und an die Decke starrte.
»Guten Morgen.« Er drehte sich zu mir.
»Gut geschlafen?«
»Großartig.« In diesem Moment fiel ein Sonnenstrahl durchs Fenster direkt auf ihn. Geblendet kniff er die Augen zusammen und sagte: »So ein warmes sauberes Bett hat schon was.«
»Tja, kannst du gerne öfters haben.«
»Ehrlich.«
»Jeden Tag.«
»Klingt gut.« Er lächelte und alles war so einfach, dachte ich in diesem Moment. Es war der Wahnsinn.
»Wollen wir frühstücken?«
»Okay.«
»Dann komm!« Ich wollte aus dem Bett steigen, doch er hielt mich fest.
»So eilig.«
»Ich hab Hunger.«
»Ich auch.«
»Dann los!«
»Ne, Frühstück im Bett«, er lächelte einladend und nun verstand ich, was er vorschlug.
»Lieber nicht«, antwortete ich, ohne genau zu wissen, warum ich nicht wollte. In der Nacht war es doch so großartig gewesen.
»Okay.« Er ließ mich los und wir standen auf. Es war eigenartig, wie er nun so nackt im Zimmer stand, sah er ganz anders aus als in der Nacht. Er ging zur Tür, schloss auf und verschwand quer über den Flur ins Badezimmer. Langsam folgte ich ihm, beobachtete ihn durch die offen stehende Tür, wie er vor dem Klo stand und pinkelte.
»Geile Badewanne«, sagte er, nachdem er fertig war mit Blick auf die große Eckbadewanne. »Wollen wir baden?«
»Klar«, antwortete ich, ohne zu zögern. »Warte, ich lass uns Wasser ein.« Ich beugte mich über die Wanne und drehte den Wasserhahn auf. »Die haben wir neu, ist der Stolz meiner Mutter, die kann sprudeln.«
»Echt, Whirlpool?«
»Ja, wollte meine Mutter haben.«
»Geil, hab ich noch nie.«
Wenig später saßen wir einander gegenüber in der Badewanne. Ich hatte Orange- und Zitronenbadetabs ins Wasser geworfen. Es blubberte unter und um uns herum, der Schaum stieg höher und es war wunderbar, sich unter und über Wasser so nahe zu sein.
»In einer richtigen Badezimmerwanne war ich schon ewig nicht mehr.«
»Echt?«
»Ab und an gönne ich mir mal ein Wannenbad im Schwimmbad. Ist aber anders. Halt eher so medizinisch, Badekabinen.« Len lehnte vollkommen entspannt in der Wanne, seine Hand ruhte in meinem Nacken.
»Ich stell mal den Sprudel ab, das schäumt sonst über und ich habe keine Lust, das Badezimmer zu wischen.«
»Okay.«
Ich drückte den Ausschalter an der Wand, die Pumpengeräusche verstummten. Stille breitete sich im Badezimmer aus.
»Ist okay«, bemerkte Len nach einer Weile.
»Wie meinst du das?«
»Jana, du brauchst hier niemandem was vormachen. Dir nicht, mir nicht.«
»Echt, da komme ich jetzt nicht mit«, sagte ich trotzig.
»Ich weiß, was du denkst. Du willst mich nicht rauswerfen, aber du hast Angst, was passiert, wenn deine Eltern zurückkommen.«
»Hör auf.«
»Klar kann ich aufhören, aber du wirst es dich dennoch weiter fragen.«
Wir schwiegen. Ich wusste nicht, was ich sagen sollte, denn Len hatte recht. Was in der Nacht noch so einfach ausgesehen hatte, war unversehens kompliziert geworden. Was sollte ich jetzt tun? Mein Vater hielt es nie lange bei IKEA aus und hatte danach immer absolute Scheißlaune. Und wenn er genervt war, war dann meine Mutter auch immer schlecht drauf. Kein guter Moment, um ihnen meinen neuen Freund zu präsentieren. Aber sagen, dass er bitte gehen solle, kam nicht infrage. Ich wollte ihn ja hier haben.
»Wenn meine Eltern Stress machen, dann ziehe ich eben aus.«
»Ach ja und wohin?«
Das saß.
»Echt, Jana, sieh doch endlich ein, das taugt nicht mit uns. War schön, wäre schön, aber hat keine Zukunft. Wir beide…«
»Was denn?«, unterbrach ich ihn. »Willst du mich jetzt abservieren. Doch nur ein One-Night-Stand. Einmal ficken und baden, oder was?«
Len schloss die Augen und schwieg.
»Tut mir leid«, sagte ich nach einer Weile kleinlaut. »Das war gemein. Ich habe dich gebeten mitzukommen.«
»Jana.« Seine Augen gingen wieder auf und er sah mich ernst und traurig an. »Es geht schon los. Du merkst es doch. Das mit uns ist nicht gut. Lass uns klug sein. Es war schön, aber eben ein Traum. Ich gehöre in meine Welt, du in deine…«
»Aber das will ich nicht.«
»Das ist keine Frage des Wollens.« Len stand abrupt in der Wanne auf. »Glaub mir, es ist besser so.« Er griff sich das Handtuch meines Vaters und begann, sich abzutrocknen.
»Ach, ist es das?«, schrie ich.
»Jana, bitte!«
»Nein, du darfst jetzt nicht gehen.«
»Doch, du hast doch keine Ahnung, worauf du dich einlässt.« Len stand bereits auf
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