Trieb
Tisch oder einem Fernseher.
»Und du lebst hier?«, zweifelte Sackowitz.
»Sieht man das nicht?« Christian verstaute die Regenwürmer, die Antons Mahlzeit überlebt hatten, in einem kleinen Schrank, aus dem er nun ein raschelndes Döschen zutage förderte. Die Heuschrecken, die kläglich darin fiepten, kippte er, ohne innezuhalten, zu den Geckos. Sofort erwachten die Exoten zum Leben, kraxelten über den Baumstamm und schnappten sich mit ihren erstaunlich schnellen Zungen die Insekten.
Wie ein Vater sein Neugeborenes verfolgte Christian verträumt das Futterschauspiel seiner Reptilien. Als alle Geckos gesättigt und wieder in ihre Starre zurückverfallen waren, wandte er sich zum ersten Mal Sackowitz zu.
»Und wo isst du?«, wollte dieser wissen.
»In meiner Küche.«
»Äh …?«
»Meine Küche ist der Inder gegenüber«, lachte Christian. »Oder der Marokkaner daneben. Ein Stück weiter rauf ist auch noch ein Argentinier. Und gleich danach kommt ein Spanier. Du siehst, in meiner Küche geht es sehr international zu. Und nebenan ist die
Morena-
Bar. Dort frühstücke ich fast jeden Morgen, wenn ich nicht …«
»… tagelang hinterm Rechner sitze, ich weiß. Heiko erwähnte es bereits.«
Christian grinste noch breiter. »In solchen Fällen lasse ich mir das Frühstück liefern. Das machen die nur für mich. Die italienische Platte kann ich dir wärmstens empfehlen. Es gibt nichts Besseres.«
Wie hatte es Heiko noch mal ausgedrückt?
Christian ist ein bisschen verschroben.
Das war ganz eindeutig untertrieben. Selbst der Begriff »Nerd«, der häufig für Computerfreaks verwendet wurde, brachte Christians Erscheinung nur unzureichend auf den Punkt. Aber wenn er sich auf PC-Probleme verstand, dann sollte Sackowitz seine Persönlichkeit egal sein. Er zog die CD aus seiner Jackentasche. »Kannst du dir die mal anschauen?«
»Was ist denn drauf?«
»Eine Datei. Aber sie ist mit einem Passwort geschützt.«
Christian fütterte seinen Rechner mit dem Datenträger. Wie Sackowitz klickte er den Ordner an, woraufhin er sofort nach einem Passwort gefragt wurde.
»Siehst du?«, sagte Sackowitz. »Das meine ich.«
»Ja, das sehe ich.«
»Und?«
»Und was?«
»Kannst du da irgendwie rankommen?«
»Hm.« Christian wippte unruhig auf seinem Stuhl und hackte auf die Tastatur ein. Fenster ploppten scheinbar willkürlich auf dem Bildschirm auf und schlossen sich wieder. Dann startete er ein Programm. Zumindest nahm Sackowitz das an.
»Was machst du da?«
»Ich probiere was aus.«
»Was denn?«
Christians Finger flogen in unglaublicher Schnelligkeit über die Tasten.
»Meinst du, du schaffst das?«
Christians Augen verschmolzen mit dem Monitor. Sackowitz ahnte, dass er keine Antwort auf seine Frage bekommen würde, und setzte sich auf den einzigen Stuhl, der in der Bude noch frei war – direkt neben Antons Terrarium.
Hüte dich vor Anton!
Der Journalist rückte den Schemel etwas weiter weg in respektvollen Abstand zu dem Tier. Sein Blick wechselte zwischen der Natter, die zischelnd durch den Sand im Glaskasten glitt, und Christian, der ebenso leise vor sich hin murmelte.
Plötzlich klatschte er in die Hände. »Hab ich’s mir doch gedacht!«
»Was?«
»Na, das!«
»Ich kann nichts erkennen.«
Christian markierte ein Dokument auf dem Desktop. »Auf der CD waren versteckte Dateien. Zwei, nehme ich an, sind unbedeutend, aber die dritte erscheint mir wichtig.«
Nachdem er die Textdatei mit Word geöffnet hatte, baute sich auf dem Monitor ein Feld voller kryptischer Zeichen auf:
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Mit der Maus scrollte Christian an das Ende der Seite, an die sich zwei weitere mit einer ähnlichen Ziffernfolge anschlossen. »Man könnte meinen, es sei ein Binärcode.«
»Ein was?«
»Heiko erwähnte bereits, dass du keine Ahnung von Computern hast.« Christian lächelte.
»Stimmt, aber trotzdem: Was ist ein Binärcode?«
»Ein Binärcode ist so etwas wie eine Programmierung.«
»Um das
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