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Trieb

Trieb

Titel: Trieb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Krist
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ihn nur prüfen wollen.
Ich wollte wissen
,
wie weit Sie zu gehen bereit sind.
Wie ernst es ihm mit seiner Story war.
Was für eine Frage!
Schließlich war er durch und durch Reporter.
    Sein Monitor blieb dunkel. Vorsichtig berührte Sackowitz die Tastatur. Nichts geschah. Er rüttelte mit der Maus über sein Pad. Immer noch nichts.
Verdammt
,
nicht schon wieder!
Er versuchte einen Neustart. Auch nichts. Dann griff er nach dem letzten Strohhalm und rief Heiko Richter an.
    »Hast du wieder die falschen Tasten gedrückt?«, ulkte der Experte.
    »Nein, habe ich nicht«, blaffte Sackowitz.
    »Zufällig eine Datei gelöscht?«
    »Ich mag zwar ein Laie sein, aber doof bin ich nicht.«
    »Also, wenn man so wie du die Tastatur …«
    »Heiko? Leck mich!« Aus dem Augenwinkel bemerkte Sackowitz Stanislaw Bodkema.
Nicht auch noch der.
Als der Chefredakteur ihn zu sich winkte, trottete Sackowitz zaudernd durch das Großraumbüro.
Was für ein einmalig beschissener Tag.
    Zur Begrüßung rümpfte Bodkema die Nase. »Mein Gott, Hardy, du stinkst ja wie …«
    »Ich war im Reitstall bei meinem Sohn.«
    »Und dort hast du in einem Haufen Dung gebadet?«
    Sackowitz schob seine Füße weit unter den Stuhl, um seine dreckigen Schuhe zu verbergen. »Sehe ich etwa so aus?«
    »Nein, eigentlich nicht. Aber … ist ja jetzt auch egal.« Bodkema machte das Fenster einen Spalt weit auf. Die frische Luft vertrieb schnell den Geruch nach Pferdemist. »Eigentlich wollte ich nur kurz mit dir über deinen Text reden. Ich dachte, es interessiert dich vielleicht, dass die verkaufte Auflage von heute eine der höchsten in diesem Jahr ist.«
    »Willst du mich verarschen? Das Jahr ist erst zwölf Tage alt.«
    »Na und? Mensch, Hardy, ich dachte, du freust dich.«
    »Mach ich auch. Aber vor allem darüber, dass mein Riecher der richtige war.«
    Bodkema lehnte sich auf seinem Stuhl zurück. »Jetzt übertreib mal nicht: Die Geschichte war ja wohl eher Zufall.«
    »Klar, wenn die Jungs mich nicht zu ihr geführt hätten, wäre ich nie an Celil Kaan herangekommen. Aber mein Instinkt hat mir sofort gesagt, dass das Interview eine tolle Schlagzeile abwirft.«
    Bodkema verschränkte die Hände hinter dem Kopf. »Na schön, ich gebe zu: Du hast eine gute Story gebracht, und die Verlagsleitung ist zufrieden. Ist es das, was du hören wolltest?«
    »Nein«, gab sich Sackowitz betont bescheiden, doch in Wahrheit hatte er es tatsächlich genau auf diese Worte aus dem Mund von Bodkema abgesehen. Schließlich räumte ihm das Lob die Chance ein, ein anderes Thema anzuschneiden.
Wenn nicht jetzt
,
wann dann?
»Stan, ich wollte noch einmal mit dir über Jan-Sönken Schulze reden.«
    Die Haltung seines Chefs wirkte plötzlich merklich angespannter.
    »Ich habe dir ja schon erzählt, dass mir vor drei, vier Wochen jemand etwas gesteckt hat.«
    Damals, an einem lausigen Dezembertag, war Sackowitz bei einem Prozess in Moabit dabei gewesen. Zwei rechtsradikale Jugendliche hatten einen libanesischen Imbissbetreiber krankenhausreif geschlagen, weil der sich geweigert hatte, ihnen eine Currywurst zu servieren, ein Gericht, das nicht einmal auf seiner Speisekarte stand.
    Im Anschluss an den Richterspruch war ein Mann an Sackowitz herangetreten und hatte drei Sätze hervorgepresst. Eigentlich waren es nicht einmal richtige Sätze gewesen, sondern nur Satzfetzen: »Herr Sackowitz. Schulze, das war kein Schlaganfall. Es war Selbstmord.« Gleich darauf war der Mann wieder im Menschengetümmel untergetaucht, doch die unverhohlene Angst, mit der er die Nachricht überbracht hatte, war nicht zu überhören gewesen und hatte Sackowitz’ Neugier geweckt.
    »Und seitdem versuchst du herauszufinden, ob Schulze in einen Skandal verwickelt war oder nicht«, resümierte Bodkema. »Vergeblich, wie ich anmerken darf.«
    »Ja, aber heute Morgen habe ich Schulzes Sekretärin wiedergetroffen …«
    Mit einem Ruck schoss Bodkema aus seinem Sessel empor und beugte sich zu Sakowitz. »Du hast was?«
    »Ganz zufällig«, fügte der Reporter hinzu. »Im Reitstall bei meinem Sohn.«
    Bodkemas aufmerksame Augen fixierten ihn auffällig. »So, so, im Reitstall bei deinem Sohn? Und zufällig?«
    »Stan, ich habe mit ihr gesprochen, und Frau Michels weiß etwas über den Tod ihres Chefs. Da bin ich mir ganz sicher. Mein Gefühl sagt mir …«
    Bodkemas Halsschlagader pochte sichtbar. »Hast du vielleicht noch etwas anderes als dein Gefühl anzubieten?«
    »Früher hat euch mein Instinkt doch auch

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