TS 87: Der kleine Fuzzy
warum ich sie nicht verteidigt habe. Sie glauben jetzt, Pappi Jack hat sie im Stich gelassen.“
„Sind sie weg, Jack?“ fragte Brannhard. „Bestimmt?“ Dann stand er auf, griff hinter sich und brachte einen kleinen Ball aus weißem Pelz zum Vorschein. Baby Fuzzy klammerte sich mit seinen zwei winzigen Händchen an seinen Bart und quiekte vergnügt.
„Baby! Sie haben ihn nicht erwischt!“
Brannhard löste die Händchen aus seinem Bart und gab Jack den Fuzzy.
„Nein, aber sie haben für ihn quittiert.“ Brannhard leerte sein Glas, holte eine Zigarre aus der Tasche und zündete sie an. „Jetzt fahren wir nach Mallorys Port und holen uns den Rest zurück.“
„Aber … aber der Oberrichter hat doch die Anweisung unterschrieben. Er wird sie doch nicht zurückgeben, nur weil wir darum bitten.“
Brannhard machte eine geringschätzige Handbewegung.
„Ich wette meine letzte Flasche Whisky darum, daß Pendarvis diesen Schrieb nie gesehen hat. Im Gerichtsbüro liegen diese Fetzen stapelweise blanko unterschrieben herum. Wenn sie jedesmal warten müßten, bis einer der Richter Zeit hat, den Auftrag zu unterschreiben, wenn etwas beschlagnahmt werden soll oder sie einen Zeugen verhören wollen, dann würden sie überhaupt nicht mehr zur Arbeit kommen. Wenn O’Brien sich das nicht selbst ausgedacht hat, dann war es eben Leslie Coombes.“
„Wir nehmen meinen Luftwagen“, sagte Gerd. „Kommst du mit, Ben?“
Er verstand einfach nicht. Die Großen in den blauen Kleidern waren Freunde gewesen; sie hatten ihnen die Pfeifchen gegeben und waren traurig gewesen, als der Getötete beerdigt worden war. Und warum hatte Pappi Jack nicht sein großes Gewehr geholt und sie aufgehalten? Er hatte doch bestimmt nicht Angst gehabt. Nein, Pappi Jack hatte vor nichts Angst.
Dann spürte er die Klinge des kleinen Messers, das Pappi Jack ihm gemacht hatte. Er konnte sich aus dem Sack befreien und die anderen auch, aber das würde keinen Sinn haben. Sie waren in einem der Dinger, in dem die Großen in den Himmel flogen, und wenn er jetzt den Sack aufschnitt, würden sie ihn wieder einfangen. Besser also warten.
Als Gus Brannhard und Jack Holloway sich in Pendarvis’ Büro gesetzt hatten und dieser ihnen Mohammed Ali O’Brien vorgestellt hatte, steuerte der Oberrichter sofort auf das Thema zu.
„Meine Sekretärin sagt mir, daß Sie gegen Mr. O’Brien hier Beschwerde führen?“
„Allerdings, Euer Ehren.“ Brannhard klappte seine Mappe auf und schob die beiden Schriftstücke – die Gerichtsorder und die Quittung – über den Schreibtisch. „Mein Mandant und ich möchten wissen, auf Grund welchen Gesetzes Euer Ehren diesen Akt sanktioniert haben und mit welcher Berechtigung Mr. O’Brien seine Beamten in Mr. Holloways Camp geschickt hat, um diese kleinen Leute ihrem Freund und Beschützer, Mr. Holloway, wegzunehmen.“
Der Richter sah die beiden Schriftstücke an.
„Meine Sekretärin hat natürlich Photokopien dieser Schriftstücke gemacht, als sie mit Ihnen den Termin für diese Besprechung vereinbarte, aber Sie können mir glauben, Mr. Brannhard, daß das das erstemal ist, daß ich diese Order im Original sehe. Sie wissen ja, daß diese Anweisungen alle blanko unterschrieben werden. Das ist eine Praxis, die viel Zeit und Mühe gespart hat, und bis jetzt sind solche Schriftstücke immer nur dann verwendet worden, wenn außer Zweifel stand, daß ich oder ein anderer Richter einverstanden waren. In diesem Fall bestand zweifellos ein solcher Zweifel, denn ich hätte diese Order nie unterschrieben, wenn man sie mir vorgelegt hätte.“ Er wandte sich O’Brien zu. „Mr. O’Brien“, sagte er. „Man beschlagnahmt nicht einfach intelligente Wesen als Beweisstücke, so wie man einen gestohlenen Airjeep beschlagnahmt oder ein Veldtier, wenn es um ein strittiges Brandzeichen geht. Die Tatsache, daß die Intelligenz dieser Fuzzys noch sub judice ist, schließt durchaus die Möglichkeit ein, daß sie intelligent sind. Und Sie wissen sehr wohl, daß die Gerichte angesichts der Möglichkeit, daß eine unschuldige Person zu Unrecht leiden muß, nichts unternehmen dürfen.“
„Und Euer Ehren“, sprang Brannhard in die Bresche, „es kann doch nicht abgeleugnet werden, daß diese Fuzzys ein erschütterndes Unrecht erlitten haben! Stellen Sie sich vor – nein, stellen Sie sich unschuldig hilflose Kinder vor, denn das sind diese Fuzzys, unschuldige Kinder, die bis jetzt nur Zuneigung und Freundlichkeit gekannt haben
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