Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition)
mit diesem Quatsch!“
„Sie hat gesagt, der Herr von Fornestembre müsste
seiner Berufung folgen und nach Frillort ge–“
„ Hör auf damit !“, schrie Firn ihn plötzlich an
und packte ihn am Kragen der Jacke. „Du kommst also doch von diesem sikkashai … ich wusste es doch! Du – du –“
„Lass das! Lass los! Ich komme von niemandem!“
„Ah – kupadanni , und lügen kannst du also doch!
Gut, dann richte deinem Scheißharfner aus, dass es damit endgültig vorbei ist! Klar?! Du als Hakemi weißt es ja am besten. Harfe werd ich nie wieder
spielen!“ Er stieß ihn von sich und ließ los. Dann ging er, mit schnellen,
wütenden Schritten. Schneemann folgte ihm.
„Ich hab keine Ahnung, wovon du redest! Firn! Hörst
du mich ?!“, brüllte er ihm nach.
Aber das Schneetreiben verschluckte Firn und den Hund,
ohne dass noch eine Antwort gekommen wäre. Schließlich drehte er sich um und
ging zum Blauen Haus zurück.
18. Im Schatten des Kumatinli
1.
Verdammt !
Von der Sache mit Fornestembre hatte er überhaupt nur angefangen, um Firn
dazubehalten. (Hatte ja prima funktioniert.) Aber so wie der sich aufgeregt
hatte, musste da irgendwas dran sein, man sollte wohl mal drüber nachdenken.
Irgendwann. In einer ruhigeren Minute. Wenn er nicht so verdammt wütend war wie
jetzt.
Zum Glück kam er ungehindert an dem Custodian vorbei,
der nicht weit vom Blauen Haus in einer Felsnische stand und rauchte. Den
Händler, der vorhin noch hier gehockt hatte, musste der wohl vertrieben haben.
Carmino zappelte vor der Haustür herum. „Und? Wo ist
er?“
„Gegangen.“
„Was, wirklich?! Mann, warum denn? Was haben wir dem
denn getan?!“
„Keine Ahnung. Ist auch egal.“ Als er in der
Unterführung angekommen war, wischte James sich den Schnee aus dem Gesicht.
Dabei kam die weiße Farbe in widerlichen feuchten Bröckeln mit herunter. Sein
ganzes Gesicht juckte unter dem Zeug. Und bestimmt gab es keine Möglichkeit,
sich heute noch zu waschen.
„Kommt er denn wieder?“
„Nein. Wir kommen auch so klar. Pix muss sich die Hand
verbinden und seine Rolle übernehmen.“
„Und Schneemann? Wo ist der?“
„Mitgegangen. Tut ihm leid, soll ich dir sagen. Aber
du kennst ja –“
„Och nö, Scheiße! Schneemann auch! Der wär so ein
nützlicher Begleiter gewesen!“
James sah auf. Wollte der jetzt etwa wegen dem
verdammten Köter losheulen? Firn war weg, und der jammerte nach dem Hund?!
„Habt ihr Betten bekommen?“
Carmino nickte. „Ganz oben unter dem Dach. Mann, die
Bude ist so voll, du kriegst kaum die Tür auf. Alles durcheinander. Alles
Pilger, angeblich. Pix ist wieder mal in Killerstimmung. Und du hast das
Abendessen verpasst.“
Drinnen vor der Rezeption wartete bereits die nächste
Gruppe, auch die in Weiß und mit Schnee auf den Haaren. Schon auf der Treppe konnte
James den eingesperrten Geruch von vielen Fischgerichten und noch mehr Menschen
kaum noch ertragen. Er hatte es auf einmal so satt, sich jeden Abend wieder auf
etwas Fremdes einstellen zu müssen, nie irgendwo zuhause zu sein.
Der Schlafsaal unter dem Dach hatte eine schräge Wand,
was bedeutete, dass man sich auf den obersten der Dreierbetten nicht mal mehr
halb aufrichten konnte. Auf den ersten Blick schien alles voll zu sein. Manche
Betten waren sogar doppelt belegt – Mütter mit Babys, Kinder, zwei alte Leute.
In der Mitte hing eine spindelförmige Lampe, die ein kaltes, blässlichblaues
Licht verbreitete. Es gab eine runde Fensterluke an der einen Schmalseite des
Raums, und bei dem Bett davor blieb Carmino stehen.
„Hab dir das mittlere gelassen. Da oben unter die
Schräge pass ich besser als du.“
Ganz unten schlief schon jemand; er hielt dabei seine
Tasche fest im Arm. Für James war gut gesorgt. Sogar seine Sachen lagen schon
da. Er nahm die Reste von Verbandszeug aus seinem Hakemikasten. „Und wo ist
Pix?“
Carmino führte ihn zu einem mittleren Bett am anderen
Ende des Raumes. In der Koje darunter stillte eine Frau ihren Säugling, ein
Kleinkind wuselte quengelnd durch den Bettkasten. Im obersten Bett starrte eine
fette Frau mit ausdruckslosen Augen ins Leere. Pix lag schon in ihrem
Schlafsack, das Gesicht zur Wand gedreht.
„Pix?“
Grunzend wandte sie sich zu ihm um. „Ist er weg?“
„Ja.“
„Tut’s dir leid?“
„Ja.“
„Mir nicht.“
„Also, ich sollte jetzt deinen Verband wechseln“,
sagte er und versuchte sich an einem vielsagenden Blick.
„Hä?“
„Du weißt schon. Deine linke
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