Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition)

Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition)

Titel: Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loons Gerringer
Vom Netzwerk:
Hand. Die schon seit
Jahren verletzt ist und nicht heilen will. Her damit.“
    „Ein neuer Anfall von Alzheimer oder so was?“
    Er seufzte. Flüsterte dann: „Du übernimmst ab jetzt
Firns Rolle. Wir drei sind jetzt – Geschwister. Wir haben uns auf den Weg
gemacht, damit deine Hand wieder in Ordnung kommt. Gib hier die Leidende –
erzähl’s rum, frag, ob irgendwer irgendwas über so eine Höhle weiß wie die, die
du in deinen Visionen gesehen hast! Ich glaub’s zwar nicht, das sind alles
Fremde hier, aber man weiß ja nie. Hauptsache, wir haben einen guten Grund,
morgen rumzusuchen. Alles klar?“
    „He Bruder, das war meine Idee!“
    „Eben. Und jetzt her mit der Hand.“
    Man konnte nur hoffen, dass Firn sich neues
Verbandszeug besorgte … aufpasste auf die Hand. Aber das war jetzt nicht mehr
seine Sache. Das quengelnde Kind im Unterbett schlug gegen seine Beine.
    „Gut so?“, fragte er, als er die Enden des Verbandes
aus alten Peregrini-Hemden verknotete.
    „Klasse. Es tut schon kaum noch weh.“
    „Okay. Dann hört mal zu. Ihr haut euch jetzt hin.
Versucht zu schlafen. Wer weiß, was uns morgen erwartet. Ich geh noch ’ne Weile
raus. Ich muss –“
    Pix fuhr auf wie ein Kastenteufel und knallte mit dem
Kopf gegen das obere Bett. „Wehe, wenn du gehst! Wenn du uns auch sitzenlässt! Du hast uns an diesen verschissenen Arsch der Welt gebracht – und jetzt willst du
uns hier hängenlassen – einfach abhauen, bloß weil dein –“
    „Pix, shhh, leise!!“ Sie hatte ihm fast direkt ins Ohr
gekreischt, und selbst das kleine Gör unten hielt erschrocken still.
    Carmino schnaubte. „Du dämliche Kuh, halt doch einmal
deine –“
    „Hört zu, wir müssen jetzt alle drei die Ruhe bewahren!
Immerhin sind wir da angekommen, wo wir hinwollten. Alles wird gut. Wir
schaffen das! Aber ich muss jetzt nachdenken. Vielleicht hör ich mich auch noch
um. Ich geh nicht weit. Ist das in Ordnung?“
    Carmino nickte. Pix starrte ihn an, als wollte sie in
seinen Augen lesen.
    „Du musst mir jetzt einfach vertrauen, Pix. Bitte.
Verschwende nicht weiter deine Energie – und unsere, für diese blöden
Zankereien. Ich bin so scheißmüde!“
    „Du bleibst hier in der Nähe? Du – rennst nicht dem
Messermacker nach?“
    „Verdammt, nein! Ich komme nachher wieder. Ich lass
euch nicht hängen. Kapier’s doch endlich!“
    „Okay.“
    „Gut. Versucht hier so viel wie möglich
aufzuschnappen. Was die vorhaben, was man so macht bei diesem Fest. Vielleicht
kriegt ihr ja sogar was über Schlepper raus – ich wette, hier drin sind jede
Menge Flüchtlinge!“
    Als er in seinem Rucksack nach etwas zu essen suchte,
sagte Carmino düster: „Lass dich nicht erwischen. Die Pilger fasten nämlich ab
jetzt.“
    Er nicht. Er brauchte unbedingt etwas Essbares. Er
nahm einen Brocken Panster mit und einen Apfel – viel mehr hatten sie auch gar
nicht – und verließ den Schlafsaal.
    Das Treppenhaus war erfüllt von streitenden Stimmen
und den gedämpfteren Geräuschen hinter den anderen Türen. Als er unten in der
schlauchartigen Empfangshalle ankam, sah es dort aus, als hätte man einen
Krankensaal geräumt. Mindestens zehn Pilger standen dort, lauter gebeugte
Gestalten, einige an Krücken, einer mit einem dicken Kopfverband, ein Mädchen,
in dessen Gesicht ein dunkelrotes Ekzem wucherte, zwei alte Leute, die sich
aneinander festzuhalten schienen, weil keiner sicher auf den Füßen war.
Mittendrin eine Frau, die lauthals schimpfte. Weiße Bänder waren in ihre Zöpfe
geflochten, und es kam ihm so vor, als hätte er sie vor kurzem schon einmal
gesehen.
    „Jetzt seid doch vernünftig! Ben, du kannst dich kaum
auf den Beinen halten! Wie willst du dann diesen Umzug überstehen? Und du, Wega
– du darfst noch gar nicht aufstehen! Was ist los mit euch? Wollt ihr das Fest
nicht mehr erleben?!“
    „Hört gut zu, ihr alle!“, warf die Frau hinter dem
Empfangspult mit scharfer Stimme ein. „Wenn ihr jetzt rausgeht, um bei diesem
Siechenumzug mitzumachen, dann lass ich euch nachher nicht mehr rein! Ich
brauche hier keine berauschten Fanatiker, die mir die Leute aufhetzen! Ist das
klar?“
    „Oh, Onska Amakurrin – ich bin mir sicher, keiner von
ihnen ist so dumm, auch noch Rakuutsp oder irgendwelche anderen –“
    „Das ist mir egal! Ich erlebe das jedes Jahr wieder: Die
kommen zurück, trompeten herum, dass sie geheilt sind, und randalieren im
Krankensaal. Letztes Jahr hat einer verkündet, dass er alle heilen würde, und
dann

Weitere Kostenlose Bücher