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Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition)

Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition)

Titel: Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loons Gerringer
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Geschichten gefüttert hatte. Im Gewühl des Hafens hatte
sich Sandrou zwar sicherer gefühlt, aber trotzdem war er ständig auf der Suche
nach einem Versteck. Schließlich war Dorian nichts anderes mehr eingefallen,
als für die Nacht ein Bett in einem Schlafhaus zu nehmen. Hier hatte sich der
Junge sofort unter der Decke verkrochen. Aber bis er einschlief, dauerte es
ewig. Obwohl ihm die Augen immer wieder zufielen, fuhr er auf, sobald er
merkte, dass seine Hände sich von Dorians Ärmel lösten. „Du bringst mich zu
Carmino, ja?“, vergewisserte er sich immer wieder. Und sagte schließlich, mit
einem tiefen Aufseufzen, als koste es ihn die größte Überwindung: „Dann bin ich
auch die Blume!“ Was immer das bedeuten sollte.
    Dieser Jakobe, diesem verdammten Weibsstück, hätte er
jetzt gern mal die Meinung gesagt. Über die hatte ihm schon Kate so einiges –
    Er seufzte.
    Was sollte er machen? Er hatte nicht einmal Zeit, nach
Carmino zu suchen, selbst wenn die drei wirklich bis hierher gekommen sein
sollten. Hendinen wollte das Flugschiff morgen Nacht startklar machen lassen,
weil die Leute in der Bucht dann durch das Rambazamba dieses Festes abgelenkt
sein würden. (Wenn man sich den Krach da draußen so anhörte, hätte er damit
getrost auch heute schon loslegen können!) Zum ersten Flug sollte er noch im
Morgengrauen starten – und zumindest ihm hatte noch keiner gesagt, wohin es
gehen sollte, ob es überhaupt ein Probeflug sein würde. Bis vorhin hatte er
sich darauf gefreut. Was konnte es Aufregenderes geben, als den eigenen Flieger
erstmals zu testen? Aber jetzt –
    Er würde Sandrou morgen wohl mitnehmen müssen auf ihre
letzte Gasquellen-Suche. Rowlands Ärger wäre es schon wert gewesen. Aber das
Problem war damit ja nicht gelöst. Wo sollte das Kind hin? Am besten doch wohl
zurück zu den Montagus – wobei er dann mal ein ernstes Wort mit deren Chef
reden würde, was Jakobe anging. Man könnte den Probeflug zum Beispiel am Kellen
entlang machen … die Montagus lagerten den Winter über am Grönkellen, wenn er
sich richtig erinnerte … hieß das Nest nicht sogar Montagu’s Cove?
    Das war vielleicht eine Option. Nur – wenn es gar
keinen Probeflug mehr geben würde? Wenn es gleich Richtung Skilsinen gehen
sollte?
    Wieder seufzte er. Draußen wurde es immer lauter. Wie
dumpfe Wellen rollte rhythmischer Sprechgesang durch den Hafen, begleitet von
einem immer hysterischer werdenden Trommeln, über das einzelne Schreie
hinausschrillten – kein Wort zu verstehen. Nicht, dass es ihn interessiert
hätte. Er hatte genug von all diesen Verrückten. Wenn bloß Sandrou nicht wieder
aufwachte!
    Der Pacculi beißt nur den, der ihn weckt, wie sie in
Orolo sagten. Mit anderen Worten: Er bekam, was er verdiente. Das wurde ihm mit
einem Schlag klar. Für all die Freunde, vor deren Schicksal er in den letzten
Monaten die Augen verschlossen hatte, krallte sich jetzt dieser kleine Graico
an ihm fest, den er nicht einfach zur Seite schieben konnte.
    „Da! Oh kashadiu , sie springt !“, schrie
einer am Fenster auf. „Habt ihr das gesehen? Ins Wasser runter! Einfach ins
Wasser!“
    „Die sind doch alle verrückt“, murrte ein anderer und
ging zu seinem Bett zurück.
    Dorian stand auf, vorsichtig, damit das Kind es nicht
bemerkte. „Was ist denn da los?“
    „Guck doch selbst. Diese Pilger. Alles Irre!“
    Auf den ersten Blick sah er nur eine wimmelnde Menge,
nicht anders als früher am Abend, das waren die, die vor dem schwimmenden
Rosthaufen von Salz-und-Seide lagerten und darauf hofften, als Erste an
Bord gelassen zu werden. Im Licht der Laternen direkt an der Kaimauer entdeckte
er dann den langen Zug weißgekleideter, weiß bemalter Menschen, die ihren seltsamen,
unverständlichen Gesang skandierten. Über die Masse ragten einzelne Gestalten heraus
– sie standen auf Brettern, die andere über der Schulter trugen. Von denen da
oben kam das Geschrei. Entweder waren die sturzbetrunken oder randvoll mit
Rakuutsp. Oder sollte das etwa religiöse Verzückung sein? Mit so was kannte er
sich nicht aus. Wie die dastanden auf ihren schwankenden Sockeln und die Arme
in die Luft warfen! Manche waren fast nackt, dabei hatte es eben noch
geschneit. Während er hinsah, stürzte sich noch einer schreiend hinunter ins
Wasser – das dort tief genug war, dass die großen Kähne ankern konnten, ganz zu
schweigen von eiskalt und dunkel und verseucht von diesem Wassergelichter.
    „Sie glauben, auf diese Weise könnten sie

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