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Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition)

Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition)

Titel: Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loons Gerringer
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grauen Farbe, waren noch Reste einer Aufschrift zu erkennen.
    „Ey! Diese Schrottkiste hier, wisst ihr, wem die
gehört? Da, lest es selbst: Salz und Seide ! Das waren doch die, die in
Gassapondra die Schlepper hatten, wisst ihr noch?“
    James nickte, was sie mehr fühlte als sah, und Bagrat
flüsterte: „Das passt doch genau! Hier arbeiten die also auch mit denen
zusammen!“
    Inzwischen waren auch die Fremden so dicht aufgerückt,
dass man sich nicht mehr bewegen konnte. Am schlimmsten fand sie die
verschleierten Leute. Auf dem Marsch hatten sie vielleicht drei oder vier von
denen gesehen. Aber heute machten sie eine ganze große schweigende Fraktion
aus. Die hatten sich weiße Tücher so um den Kopf gewickelt, das nur für die
Augen ein schmaler Schlitz frei blieb – manchmal nicht mal das, dann sahen sie
aus, als hätten sie keine Gesichter – auf jeden Fall dachte man automatisch an irgendwelche
Knarre tragenden Fanatiker aus den Abendnachrichten. Aber für Flucht war es
jetzt zu spät. Ein leichter Ruck – dann schwammen sie. Das Schiff hatte
abgelegt und nahm augenblicklich die lange, immer mit einem plötzlichen
Absacken endende Bewegung auf, vor der ihr schon gegraut hatte. Scheiße!
    Vielleicht half es, wenn sie sich die Vollspacken
anguckte, die um sie rumstanden. Die legten gerade mit der ersten Hymne des
Tages los. Auch die Frau mit dem Kleinkind von eben war in ihrer Nähe
geblieben, wenigstens hatte sie das Gör jetzt auf den Arm genommen – von nahem
betrachtet, verging einem das Mitleid. Das Kind hatte einen dürren Hals, auf
dem ein wahrer Klopskopf schwankte, mit nur wenigen, ganz hellen Haaren drauf,
und es plärrte mit einem viereckig verzogenen Mund, wobei ihm die Rotze aus der
Nase lief – Gott, dagegen war Piro ein echter Hauptgewinn! Schräg vor ihnen
stand ein kleiner Mann, kaum größer als sie und noch ziemlich jung, der weder
verschleiert war, noch weiße Farbe im Gesicht hatte. Eigentlich sogar hübsch,
sah ein bisschen zimperlich aus mit dieser schmalen Nase und dem Mädchenmund,
fand sie, aber seine Augen waren weit offen und total leer, sodass sich der
Himmel darin zu spiegeln schien. Er zuckte nicht mal mit den Lidern, was erst
mal beeindruckend war, dann aber unheimlich wurde. Die Unterarme hatte er über
der Brust gekreuzt, die Hände an seine Schultern gelegt, und er rührte sich
nicht, egal, wer um ihn rum schubste. Je länger sie ihn ansah, desto
unbehaglicher wurde ihr. Außerdem ging ein komischer Geruch von ihm aus. Also,
nicht nur der übliche Gestank nach Ungewaschenheit und mit Schlamm gegelten
Haaren.
    Okay. Das hätte sie nicht denken sollen. Es animierte
ihren Magen, sich gegen all das hier zu beschweren. Nur gut, dass sie nicht
gefrühstückt hatten.
    „Denk einfach dran, dass wir mit dem Eimer hier
demnächst zur Rückfahrt starten werden!“, sagte Bagrat enthusiastisch. „Seht
mal da drüben! Ich frag mich, wie lang dieser Wellenbrecher wohl ist! Das ist
doch ein richtiger Bergzug mit diesen hohen Felsen. Und da sind sogar Schafe
drauf! Wetten, dass die dauernd abstürzen?“
    „Mehr als einmal können sie wohl kaum“, murmelte sie
zwischen den Zähnen. Sie fand den Bergrücken irgendwie schön, jetzt im
Morgenlicht. Er sah so grün und friedlich aus. Und so fest .
    „Das ist der Bult Krels“, sagte James. „Vielleicht
müssen wir da auch noch hin.“
    „Wieso?“
    „Wenn wir da auf dem Kumatinli den Einstieg nicht
finden. In diesem Bult soll es noch welche geben.“
    Weit draußen, gerade noch zu erkennen, war noch eine
kleine Insel. Sah aus wie ein Teller mit Bäumen drauf. Irgendetwas blinkte dort
im Sonnenlicht auf. Das Gesinge um sie herum wurde lauter und immer nerviger.
Die Typen guckten jetzt alle zu der Felssäule hin, die zum Glück schnell näher rückte.
Oben über der Spitze kreiste ein ganzer Schwarm Möwen und kreischte, als gäb’s
da was Besonderes zu essen. Als sie sich zu James umsah, waren seine Augen fast
so leer wie die von dem Knaben mit dem öligen Schwefelgeruch vor ihnen. Er
starrte rauf zu den Möwen und sah aus, als schliefe er mit offenen Augen.
    „James?“
    Als er nicht antwortete, trat sie ihm auf den Fuß. Der
durfte jetzt nicht abdrehen! „ James , verdammt! Bist du wach?!“
    „Hades“, murmelte er – oder jedenfalls verstand sie
das.
    „Hä? Fasel nicht, Mann! Wach auf!“
    Endlich bewegte er sich. Sah zu ihr runter. „Wir sind
gut ausgerüstet. Wir schaffen es.“
    „Gut zu wissen. Und jetzt bleib hier !

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