Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition)

Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition)

Titel: Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loons Gerringer
Vom Netzwerk:
fühlte sich fast wieder normal an. Vielleicht kippte sie irgendwann in
der nächsten Stunde um, aber auch das war ihr egal. Bis dahin wollte sie
träumen.
    Es hatte sie wie eine Infektion befallen, falls es
Infektionen gab, die sich so toll anfühlten. Angefangen hatte es vielleicht
schon in Orolo. Aber so richtig ausgebrochen war es nach Gassapondra, auf
diesem langen, menschenleeren Weg am Meer entlang. Da hatte sie ihn schließlich
den ganzen Tag vor den Augen gehabt, wenn er einen Galiziak fuhr oder
nebenhermarschierte oder, wie er es einen Nachmittag lang getan hatte, den
Wagen von Jujuna kutschierte, weil die mit ihren Vögeln Fangen oder was auch
immer spielte. Und hier und jetzt hatte sie ihn auch im Blick. Keine fünf Meter
von ihr entfernt trat er in die Pedale und sah nicht mal dabei so lächerlich
aus wie die anderen Galiziakfahrer.
    Egal was er machte, Halfast Montagu sah immer lässig
aus, so als könnte ihn nichts aus der Ruhe bringen. Sie wusste es zwar besser –
hatte ihn ja gehört, als er Odette um das Gespräch wegen Orla anbettelte – aber
das machte ihn nur anziehender, fand sie, auch wenn sie das niemandem gegenüber
zugegeben hätte. Jemand wie Firn würde so was nie tun, aber Halfast war deshalb
nicht weniger cool als der Messerwerfer. Bei Halfast hatte man immer das
Gefühl, dass er wusste, wer man war. Dass er einen anlächeln könnte. Er sah einen, wenn er einen ansah. Verdammt, sie konnte es nicht beschreiben. Und im
Gegensatz zu den meisten anderen hier hatte er auch was im Hirn. Wusste auch
über Dinge Bescheid, die nicht unmittelbar mit dem Alltag der Montagus zu tun
hatten. Die Geigerei, die sie zuhause spießig und kitschig gefunden hätte – oh
Mann, die hatte hier was Umhauendes! In dieser Scheißwildnis so was zu hören, etwas,
das zugleich … opulent war wie ein Festessen und dabei so streng wie eine
Matheaufgabe, so tröstlich zivilisiert wie ein aufgeräumtes Zimmer … und alles
schwamm irgendwie in einer Flut von Traurigkeit, genau wie sie selbst …
verflucht, sie musste aufhören, so eine Scheiße zu denken. Bloß nicht schon
wieder Würgen in der Kehle. Und woher kamen überhaupt all diese
Klugscheißerwörter? Die gehörten zur unbeweint verschiedenen Frida Sterling.
Die brauchte keiner. Schluss mit dem Denken. Lieber sah sie ihn einfach an.
    Inzwischen hätte sie ihn überall und schon aus weiter
Entfernung am Gang erkannt. Sie wusste, wie er sich das Haar aus der Stirn
schüttelte und wie er es im Nacken zusammenfasste, wenn ihm zu heiß wurde. Wie
er auf den Galiziak stieg. Wie er seine Zigarillos drehte. Wie er sie rauchte.
Wie er aß und trank. Ihn zu beobachten und dabei zu spüren, wie seine
Bewegungen prickelnde Schwärme in ihrem Körper weckten und darin hin und her
trieben, das machte sie – na ja, glücklich. Noch nie hatte sie so ein Gefühl
gehabt! Als würde man ein wahnsinnig spannendes Buch lesen, von dem man keine
Zeile verpassen wollte. Und da gab es immer noch mehr Zeilen …
    Gestern Abend, schlapp und kaputt von dem buchstäblich
verschissenen Tag, war sie trotzdem schwer in Versuchung geraten, als sich die
Männer – wie üblich, wenn frau kochte! – zum Baden verdrückt hatten. An den
Bach zu schleichen und auch da mal ein Auge zu riskieren … Mann, die Versuchung war wirklich heftig gewesen! Aber die Vorstellung, dass die sie
bemerken könnten oder dass ihr Blick versehentlich auf Horgest fallen könnte –
nee, dieses Unternehmen hatte sie dann doch mal lieber verschoben. Und sich den
ganzen Abend wirr und zittrig gefühlt. Wenn’s vielleicht auch nur eine Folge
der Kotzerei war, so war’s doch irgendwie aufregend gewesen. Und beim
Abendessen gab es noch ein Dessert der besonderen Art für alle Halfast-Fans.
Sie hatte schon die ganze Zeit hinübergestarrt, wo die Typen wie üblich
zusammenhockten und ihre Pampe löffelten. Der Messerwerfer hatte, nach seinem
Gesichtsausdruck zu urteilen, mal wieder über irgendwas gelästert – und dann
war Halfast plötzlich aufgesprungen und hatte ihm den Teller aus den Händen
getreten, und zwar so heftig und überraschend, dass Firn das ganze Zeug ins
Gesicht klatschte. Gelächter, Gebrüll, noch mehr Gelächter, als die beiden
aufeinander losgingen. Der Messertyp hatte immer was Bösartiges an sich, aber
mit Jakobes heißem Eintopf im Gesicht wurde er so richtig rattig. Er traf
Halfast mit einem Boxhieb auf die Wange. Das Krachen war bis zu ihnen herüber
zu hören. Sie hielt die Luft an, völlig

Weitere Kostenlose Bücher