Und am Ende siegt die Liebe
wild in der Luft herumfuchtelte. Doch seiner Kraft vermochte sie kaum etwas entgegenzusetzen, und so legte sie sich auf ihn und versuchte, ihn mit dem Gewicht ihres Körpers niederzudrücken.
Gegen Morgen schien er müde zu werden und einzuschlafen, obwohl sie das nicht mit Gewißheit sagen konnte, weil er die Augen fast immer geschlossen hielt.
Als die Morgensonne durchs Fenster schien, setzte sich Regan auf den Bettrand, legte ihren Kopf auf Travis’ Schulter und sank in einen tiefen Schlaf.
Was sie diesmal weckte, war Travis’ Hand, die ihr sacht übers Haar strich und ihren Hals und Nacken streichelte. Da war sie sofort hellwach und ruckte mit dem Kopf hoch, um ihn forschend zu betrachten, ob er wieder bei Verstand sei.
Sie hatte nicht gewußt, wie verkrampft ihr Körper in den letzten Stunden gewesen war. Nun forderte er sein Recht, als sich alle Spannungen in ihr lösten. Sie fing an zu zittern, und dicke Tränen rollten ihr über die Wangen. Travis würde nicht nur wieder gesund werden, sondern auch an Geist und Seele unbeschädigt bleiben.
Er fuhr mit einem Finger über ihre Wange. »Das letzte, an das ich mich erinnern kann, war das Geräusch des berstenden Marsgestenges. Wurde ich davon am Kopf getroffen?«
Sie konnte nur nicken. Die Tränen hätten jedes Wort erstickt.
»War das gestern oder vorgestern?«
»Vorgestern«, formte sie mit den Lippen. Ein dicker Kloß saß ihr in der Kehle.
Travis lächelte, was ihm nur unter Schmerzen gelang. Aber er behielt dieses Lächeln bei, als er sie fragte:
»Dann gelten diese Tränen also mir?«
Wieder konnte sie nur nicken.
Lächelnd schloß er die Augen und flüsterte: »Zu erleben, daß mein kleines Mädchen um mich weint — das war so ein kleiner Schlag auf den Kopf wert.«
Im nächsten Moment war er wieder eingeschlafen. Regan bettete ihren Kopf auf seine Brust und ließ ihren Tränen freien Lauf. Sie weinte sich alles von der Seele, was sie in den letzten vierundzwanzig Stunden gequält hatte: den Schrecken, als sie Travis David in die Wanten nachsteigen sah; die Angst, als sie selbst den Mast hinaufgeklettert war; und die bange Ungewißheit dieses Morgens, ob Travis jemals wieder gesund würde.
Travis war ein wundervoller Patient — so wundervoll, daß Regan nach zwei Tagen der Pflege total erschöpft war. Travis gewöhnte sich so rasch daran, verwöhnt und verhätschelt zu werden, wie ein Fohlen das Gehen lernt. Er wollte nur essen, wenn Regan ihn mit dem Löffel fütterte, konnte ohne ihre Hilfe nicht mal ein Hemd zuknöpfen und verlangte, daß er zweimal täglich von Regan mit dem Schwamm gewaschen wurde. Jedesmal, wenn Regan ihn dazu anregen wollte, Gehversuche zu machen, damit er zu seiner früheren Kraft zurückfände, bekam Travis plötzlich noch schlimmere Kopfschmerzen, als er ohnehin schon hatte, und Regan mußte ihm kalte Tücher auf die Stirn legen.
Am vierten Tag, als Regan fast so weit war, ihm zu sagen, es wäre besser gewesen, der Brecher hätte ihn über Bord gespült, klopfte es an ihre Kajütentür. Als Regan öffnete, stand David Wainwright vor ihr im Niedergang.
»Darf ich eintreten?« fragte er. Sein Arm war immer noch bandagiert, und auf seinem Gesicht war ein abklingender, grün-blau schillernder Bluterguß zu sehen.
Mit einer Kraft, wie er sie seit Tagen nicht mehr gezeigt hatte, setzte Travis sich im Bett auf. »Natürlich können Sie eintreten. Nehmen Sie Platz!«
»Nein«, antwortete David, Regans Blick meidend. »Ich wollte mich nur bedanken, daß Sie mir das Leben gerettet haben.«
Travis blickte Wainwright eine Sekunde lang prüfend an. »Ich tat es aus Scham. Sonst hätten wir anderen ja alle wie Feiglinge ausgesehen.«
David machte große Augen; denn er wußte nur zu gut, daß er wie gelähmt auf dem Yardarm gelegen hatte, während Travis in aller Seelenruhe dafür sorgte, daß er, David, wieder sicher aufs Deck hinunterkam. Zugleich wurde deutlich, daß Travis nicht vorhatte, die Wahrheit preiszugeben.
David schien erleichtert. Er lächelte sogar ein wenig. »Vielen Dank«, sagte er mit einem Blick, der viel mehr verriet als seine Worte. Dann verließ er rasch wieder die Kabine.
»Das hast du gut gemacht«, sagte Regan, beugte sich zu Travis hinunter und küßte ihn auf die Wange.
Er schlang die Arme um ihre Taille. »Das ist nicht die richtige Stelle«, meinte er grollend, zog sie quer über seine Brust und küßte sie auf den Mund.
Sie legte ihm die Arme um den Hals, gab willig seinen fordernden
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