und der Herr der Loewen
Hopkirk, war Mr.
Matoka tsamwambo?«
»Tsamwambo und tsamwali«, entgegnete sie fest und übersetzte für Mrs. Pollifax: »Lehrer und Freund. - Wollen wir sie uns ansehen?«
Mrs. Pollifax hatte nichts dagegen. Während sie neben Esaus Leiche wartete, hatte sie eine seiner Skulpturen in der dämmrigen Werkstatt sehen können. Sie versuchte, sich daran zu erinnern und ihr wurde bewußt, daß sie unter weniger traumatischen Umständen davon hätte beeindruckt sein können.
Zu Mbuzus Laden war es allerdings weiter, als Mr. Simba angedeutet hatte, denn er befand sich nahe der Bank in einer Reihe von fünf schmalen Zementblockkabinen. Seine Kabine hatte eine Tür, ein sehr schmutziges Gitterfenster und ein Schild, auf dem MBUZUS
ANDENKEN UND MÖBEL stand.
Dickson Simba öffnete die Tür, führte die beiden Damen ins Innere und schloß hinter ihnen zu. Sie betraten einen langen, schmale n Raum, der noch dunkler wirkte, weil durch die offene Hintertür, die zu einem Hof mit einem Haufen kaputter Stühle führte, gleißend hell die Sonne schien. Als sich Mrs. Pollifax' Augen der Dunkelheit angepaßt hatten, wurde ihr klar, daß sich hier kein Mr. Mbuzu aufhielt. Es gab einen rostigen alten Safe an einer Wand, ein Sofa, dem die Beine abhanden gekommen waren, drei geflickte Stühle und einen
Verkaufstisch mit Tabletts voll importiertem, am Fließband gefertigtem Schmuck - doch kein Mbuzu.
»Aber hier ist nichts von Esau!« stellte Kadi fest.
Nur Kitsch, dachte Mrs. Pollifax, die sich umschaute, ehe ihr Blick an Dickson Simba haftenblieb. »Nichts von Esau«, sagte auch sie.
Simbas Augen unter der Brille blinzelten heftig; die Gläser vergrößerten sie und er wirkte -
ja, wie eigentlich? Verlegen? Erfreut? Plötzlich wurde Mrs. Pollifax bewußt, daß sie und Kadi genau da waren, wo sie niemals sein sollten: eingeschlossen in einem Zimmer, die Tür zur Straße versperrt, in der Gesellschaft eines Fremden, der sie ge schickt hierher gelockt hatte - in eine mögliche Falle? Sie machte einen Schritt rückwärts und starrte ihn an. Kadi, die sofort ihre Besorgnis spürte, blickte von ihr zu Mr. Simba und sagte: »Wir müssen gehen... Sofort.«
»Bitte, nein«, flehte Mr. Simba mit belegter Stimme. Sein Blick fiel über sie auf die offene Hintertür und er fuhr zusammen. Mrs. Pollifax, die sich umdrehte, um festzustellen, was ihn erschreckt hatte, sah gerade noch die sich fast unwirklich von der Sonne abhebende Silhouette eines riesenhaften Mannes. Die Gestalt füllte die Tür, bewegte sich und war verschwunden. Mrs. Pollifax wußte nicht so recht, was sie mehr erschreckte, Dickson Simbas Benehmen oder der Anblick von Moses an der Hintertür. Da wurde die Vordertür geöffnet und ein Schwarzer in hellem buntem Gewand trat ein.
Mrs. Pollifax fühlte sich sofort erleichtert, als er ausrief: »Mr. Simba! Sie wollen etwas kaufen?«
Der Schock war vorüber, der Ladeninhaber war nun hier, trotzdem blieben ihre Knie noch eine Zeitlang weich. Dickson Simba sprach ubangibanisch mit Mr. Mbuzu, woraufhin dieser den rostigen Safe öffnete und einen Kelch herausnahm, der aus glänzendem braunen Holz geschnitzt und gute fünfundzwanzig Zentimeter hoch war.
Der Stiel dieses Kelches war außerordentlich kunstvoll zu einem sanften Gesicht geformt.
»Esaus Werk!« hauchte Kadi andächtig. »Ein Zeremonienkelch! Bitte, um wieviel würden Sie ihn mir verkaufen?«
»Nicht billig«, antwortete Mr. Mbuzu und sie feilschten ein wenig, doch nicht sehr, denn beide wußten, daß dieser Kelch im Westen von beachtlichem Wert sein würde. Er war mit größter Kunstfertigkeit und in jedem kleinsten Detail mit beispiellosem Können geschnitzt -
ein wahres Kunstwerk.
Da Mrs. Pollifax wußte, daß Kadi eigentlich arm wie eine Kirchenmaus war, handelte sie mit und steuerte ihr eigenes Geld bei.
Nachdem der Einkauf getätigt war, bedankte Kadi sich höflich, sowohl bei dem Ladeninhaber als auch bei Dickson Simba, und sie traten hinaus in die heiße Mittagssonne. »Bitte, Emmyreed, verrate mir, was du da drin gedacht hast. Du hast so - so -, ach, ich weiß nicht, wie ich es beschreiben soll - ausgesehen.«
Mrs. Pollifax erklärte, was sie anfangs angenommen hatte.
»Mir wurde bewußt, daß wir genau da waren, wo wir nicht hätten sein sollen: in einem Laden ohne Verkäufer, von der Straße abgeschlossen und in Begleitung eines Mannes...«
Kadi unterbrach sie. »Du brauchst nicht mehr zu sagen, denn ich kann den Satz für dich beenden. Mir wurde
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