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Und der Herr sei ihnen gnädig

Und der Herr sei ihnen gnädig

Titel: Und der Herr sei ihnen gnädig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
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Käse-Partys und ihre endlosen Diskussionen über den Zustand der Welt. Ich liebte meine Mutter wirklich. Wie mein Vater neuerdings zugab, hatte sie mit ihrer ersten Ehe nicht gerade das große Los gezogen. Inzwischen war sie glücklich, und das war gut so. Trotzdem konnte ich ihr intellektuelles Getue nur in kleinen Dosen ertragen. Ihr Lebensstil wies all die negativen Merkmale einer lästernden Akademikerwelt auf, allerdings ohne die positiven Seiten einer Collegeausbildung.
    Da gegen die beiden Jungs derzeit keine Haftbefehle vorlagen, blieb mir nichts anderes übrig, als zu warten, bis El Pasos Anwalt und der Staatsanwalt einen Schlachtplan ausgearbeitet hatten. Ich hätte ihre Gesichter gerne Sarah Sanders vorgeführt, um festzustellen, ob sie sie aus einer Sechsergruppe herausfischen konnte, bekam aber Anweisung, mich vorerst zurückzuhalten. Nachdem mir zumindest im übertragenen Sinn die Hände gebunden waren, brachte ich brav meine acht Stunden Schicht hinter mich und kam gegen zwölf völlig erledigt nach Hause.
    Auf meinem Band waren jede Menge Nachrichten, aber keine von Koby. E-Mail hatte er mir auch keine geschrieben.
    Wie kam es, dass mich das nicht im Geringsten überraschte?
    Den Samstag verwandte ich auf die Suche nach David Tyler. Das bedeutete Telefonate mit Obdachlosenheimen, offenen Anstalten und anderen städtischen Einrichtungen für Behinderte. Dann stand mein »sakrosanktes« Mittagessen mit Mom auf dem Programm. Während meiner Fahrt durch Brentwood hielt ich nach Baustellen und den Schildern von Do-Rite Construction Ausschau, hatte aber kein Glück.
    Als ich wieder nach Hause kam, hatte Koby sich noch immer nicht gemeldet. Die Sache würde sterben, wenn ich sie nicht neu belebte. Deswegen schluckte ich am Sonntag endlich meinen Stolz hinunter, ging zum Shoppen und kaufte ihm ein orangefarbenes Hemd - reduziert und vom Umtausch ausgeschlossen. Danach fragte ich mich, wieso um alles in der Welt ich das eigentlich tat. Wer war dieser Typ denn schon für mich?
    Ich hätte ihn zum Teufel jagen sollen, fühlte mich aber einsam. Während des letzten Jahres hatte ich nicht die Energie gefunden, auf Partys zu gehen oder durch die Kneipen zu ziehen, wo also sollte ich jemanden kennen lernen, außer vielleicht in der Arbeit, und das kam für mich definitiv nicht mehr in Frage. Außerdem hatte zwischen uns die Chemie gestimmt, und es widerstrebte mir allein schon deswegen, die Sache hinzuschmeißen.
    Immer noch hin- und hergerissen, setzte ich mich in meinen Wagen und machte mich auf den Weg zu Dad. Ich wollte ihn hinsichtlich meiner Suche nach David Tyler auf den neuesten Stand bringen - zumindest redete ich mir das ein. In Wirklichkeit wünschte ich mir wohl ein bisschen Schulterklopfen für meine erfolgreiche Ergreifung von Germando El Paso. Während ich auf das Haus meines Vaters zuging, fragte ich mich, warum ich eigentlich die Tüte mit Kobys Geschenk in der Hand hielt.
    Ich klopfte. Rina öffnete. »Hallo, Liebes. Dein Vater ist nicht zu Hause. Er ist mit Hannah zu einem dieser Malkurse gefahren. Du weißt schon, wo man einen Teller bemalt und dann fünfzig Dollar für etwas berappt, das man in eine Schublade steckt und nie wieder herausholt.«
    Ich lächelte, weil ich genau wusste, wovon sie sprach.
    »Komm rein. Ich suche dir die Adresse heraus.«
    »Nein, nicht nötig. Richte ihm bloß aus, dass ich vorbeigeschaut habe.« Rina musterte mich. Ihrer Miene nach zu urteilen, sah ich wohl nicht besonders glücklich aus. »Nun bist du extra den ganzen weiten Weg gefahren, Cindy. Warum wartest du nicht auf ihn? In einer Stunde ist er bestimmt zurück.«
    »Nein, danke. Sag ihm bitte, dass ich ungefähr ein Viertel der Möglichkeiten durch habe und immer noch auf der Suche nach David bin. Er weiß dann schon Bescheid. Vielleicht kann er mich später anrufen. Ich würde gern ein paar Sachen mit ihm besprechen.«
    Rina zog mich ins Haus. »Wie wär's mit einer Tasse Kaffee?«
    Ich lächelte achselzuckend. Sie deutete in Richtung Küche, und ich folgte ihr gehorsam. »Was ist los, Liebes?«, fragte Rina, als wir in der Küche standen.
    »Nichts.« Was für eine dämliche Antwort. »Ich muss da allein durch, Rina. Aber danke.«
    Sie drang nicht weiter in mich. »Was ist in der Tüte?«
    »Oh.« Ich holte das Hemd heraus. »Das ist für Koby.«
    Es war noch leuchtender orange, als ich es in Erinnerung gehabt hatte. Rina wirkte fast ein wenig geblendet.
    »Sie haben es reduziert«, erklärte ich. »Es ist

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