Und der Herr sei ihnen gnädig
»Ich kenne da ein Lokal im Malibu Canyon«, fuhr er fort. »Rundherum malerische Berge und freier Himmel. Und es gibt dort jede Menge vegetarische Gerichte. Das Essen ist sehr gut und die Atmosphäre hübsch intim.«
Ich kannte das Lokal auch. Es war wirklich schön, sehr romantisch.
»Soll ich duschen und das Hemd anziehen?«
Ich sah an seinem Blick, dass seine sexuelle Phantasie bereits mit ihm durchging. Aber ich hatte noch etwas auf dem Herzen. »Nicht so schnell, Yaakov Kutiel. Du hast mir von deinen Altlasten erzählt, jetzt musst du dir auch meine anhören.« »Es ist mir eine Ehre.«
Also erzählte ich es ihm. Ich redete und redete.
Wir schafften es an diesem Abend nicht mehr in die Berge. Er kam nicht mal dazu, das Hemd anzuziehen. Stattdessen landeten wir im Bett, und da blieben wir auch.
30
Ich erwachte von einem Kuss auf die Wange. Mein Prinz trug eine Jeans und ein blaues T-Shirt und hatte ein in Plastik gehülltes, frisch gewaschenes und gebügeltes Pflegeroutfit über der Schulter hängen. Er hielt eine Tasse Kaffee in der Hand.
»Ach du meine Güte!« Ich setzte mich auf und zog mir die Bettdecke über die Brust. »Wie spät ist es denn schon?«
»Kurz nach zehn.« Er hielt mir die Kaffeetasse hin. »Für dich.«
Ich nahm gleich einen Schluck. »Mmm, gut. Äthiopisch. Ich weiß das, weil ein Freund mir ein Pfund geschenkt hat.«
»Es ist noch eine ganze Kanne davon da. Außerdem Toast, Saft und die Zeitung. Du wirst leider allein frühstücken müssen. Die Arbeit ruft.«
Ich rieb mir die Augen. Bei der Gelegenheit fiel mir auf, dass die von Koby wie Tokajer funkelten. Endlich war der alte Glanz wieder da. »Hast du gut geschlafen?«
»Mit einem Engel wie dir an der Seite schläft man wie im Himmel. Und du?«
»Tief und fest. Wie ohnmächtig.« Ich nahm erneut einen Schluck Kaffee und ließ den Blick durch das winzige Schlafzimmer schweifen. Es enthielt ein großes Bett, einen Nachttisch mit Telefon und Uhr, außerdem einen kleinen Schrank mit einem Spiegel. Keinen Fernseher, dafür reichte der Platz nicht aus. Durch die hauchdünnen Vorhänge fiel Sonnenlicht. Die Fenster gingen auf den Rosengarten hinaus. Rein von der Größe her konnte meine Wohnung es durchaus mit seinem Haus aufnehmen, aber was den Gemütlichkeitsfaktor betraf, konnte sie absolut nicht mithalten. »Ich bin gleich weg.« »Lass dir Zeit.« Er zog etwas Metallenes aus der Tasche und ließ es aufs Bett fallen. »Schließ bitte ab, wenn du gehst.«
Ein Schlüssel. »Soll ich ihn dann in den Briefkasten werfen?«
»Du kannst ihn behalten. Benutze ihn, egal, ob ich da bin oder nicht. Mein Haus liegt nicht weit von deinem Revier entfernt. Falls du mal ein kleines Nickerchen machen möchtest, steht dir mein Reich jederzeit zur Verfügung.«
Ich sah ihn an. »Ich weiß nicht, Koby. Ist das nicht ein bisschen zu früh?«
»Wenn du ihn nicht behalten magst, dann wirf ihn in den Briefkasten.« Er setzte sich neben mich und legte seine plastikumhüllte Pflegerkleidung auf dem Boden ab. »Du hast gesagt, ich soll dir zeigen, dass ich interessiert bin. Vielleicht glaubst du mir jetzt.« »Ich habe damit gemeint, dass du auf meine Anrufe reagieren sollst, und nicht, dass ich bei dir einziehen -« Ich sprach nicht zu Ende, was mir beinahe herausgerutscht wäre. Dabei war dieser Gedanke vielleicht gar nicht so abwegig, auch wenn ich mir gerade die typisch weibliche Frage stellte, wo um alles in der Welt ich meine Klamotten unterbringen sollte, falls dieser Fall tatsächlich eintreten sollte.
Auf Kobys Gesicht breitete sich ein Grinsen aus. »Ich glaube, ich bin süchtig nach dir, Cynthia.« Er streichelte meinen Arm. »Das macht mir richtig Angst... so verrückt nach einer Frau zu sein.«
Männer und ihre Empfindungen. »Das gibt sich bestimmt bald«, beruhigte ich ihn. »Du kennst mich noch nicht richtig.«
»Ich weiß, wie ich fühle. Das wusste ich schon, als ich dich zum ersten Mal sah. Ich habe es in meinem Herzen gespürt. Und auch an anderen Orten.«
»Die Chemie zwischen uns stimmt, da hast du Recht.«
Er küsste meine nackte Schulter. »Wir haben leidenschaftliche Farben.« Sein Hand glitt unter die Decke. »Schwarz und rot, eine gefährliche Kombination.«
Ich holte Luft. »Ich dachte, du musst zur Arbeit.«
»Aber ich bin doch schon unterwegs.« Er ließ die Finger zwisehen meine Beine gleiten. »Siehst du, ich mache mich bereits an die Arbeit.«
»Ich meinte Arbeit im Sinne von Job.« Ich bemühte mich
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