Und der Herr sei ihnen gnädig
weiterlaufen.«
»Kannst du bitte so tun, als wärst du genau so langsam wie ich?«
Während ich um das Oval herumjoggte, trottete er neben mir her und redete dabei ununterbrochen auf mich ein. Er erzählte hauptsächlich von seiner Arbeit. Das war gut, weil es ihm die Gelegenheit gab, seinem Frust Luft zu machen, und gleichzeitig dazu diente, mich abzulenken, sodass die Zeit schneller verging. Dass er das Reden übernahm, lag daran, dass ich meine ganze Luft zum Laufen brauchte. Ohne dass ich es merkte, hatte er langsam die Geschwindigkeit erhöht. Nach fünfundvierzig Minuten war ich völlig am Ende und verfiel in schnelles Gehen. Während ich mich allmählich wieder abkühlte, forderte ich ihn dazu auf, doch mal so richtig loszulegen. Innerhalb von Sekunden raste er wie der Blitz den Weg entlang. Wie er sich bewegte, war wirklich eine Augenweide. Als wir wieder an seinem Haus angelangt waren, hatten die freigesetzten Endorphine bei mir eine lustvolle Stimmung ausgelöst, was er toll fand.
Er schlug vor, wir sollten doch von nun an jeden Morgen miteinander laufen. Die heiße Dusche verscheuchte den letzten Rest von Lethargie aus meinem Körper. Als ich danach in seine Küche ging, piepste mein Handy.
Ich hörte meine Mailbox ab.
Koby kam herein und sah es sofort an meiner Miene. Ich weiß nicht, wer von uns beiden enttäuschter war.
Ich warf einen Blick auf die Uhr. Viertel vor zehn. Eigentlich begann mein Dienst erst um drei. »Ich soll in einer Stunde auf dem Revier erscheinen... um elf.«
»Worum geht es?«
»Keine Ahnung.« Ich kreiste mit den Schultern. »Als ich das letzte Mal mit dem zuständigen Loo gesprochen habe, erwähnte er etwas davon, dass sich der von mir verhaftete Typ wegen übermäßig brutaler Behandlung beschweren will.«
»Mist.« Koby fasste mich an den Schultern und sah mir direkt in die Augen. »Möchtest du, dass ich mitkomme?«
»Nein, Koby, natürlich nicht. Ich kriege das schon hin.« Ich lächelte schwach. »So schlimm wird's schon nicht werden.«
»Bist du sicher?«
»Völlig sicher.«
»Egal, worum's geht, Cynthia, ich bin für dich da. Ruf mich an, wenn es vorbei ist. Konzentriere dich, aber bleib locker. Lass die anderen nie merken, dass du schwitzt.« Brill zog die Tür des Verhörraums hinter sich zu. Stone war auch da, außerdem der stellvertretende Staatsanwalt - ein schmächtiger Mann mit einem Ivy-League- Haarschnitt und einer Hornbrille, die ganz vorn auf seiner Nasenspitze saß. Ich schätzte ihn auf etwa dreißig. Zu einem olivgrünen Anzug trug er ein gelbes Hemd und eine gemusterte Krawatte, bei der die vorherrschende Farbe Rot war. Kein gutes Zeichen.
Ich setzte mich an den Tisch, Detective Brill und Lieutenant Stone nahmen links und rechts von mir Platz. Der Staatsanwalt blieb stehen. Er stellte sich mir vor: Geoffrey - mit G - Adamson.
»Wir haben ein Problem«, begann er. »Es dürfte ziemlich schwierig werden zu beweisen, dass die Sache mit den Drogen nicht inszeniert war.«
Ich wartete.
»Was natürlich nicht heißen soll, dass ich Ihnen etwas in dieser Richtung unterstelle«, fuhr er fort. Vielen Dank für Ihr Vertrauen.
Ich redete erst, als ich sicher war, dass meine Stimme klar und entschieden genug klang. »Ich habe die Tüte mit den Pillen nie angefasst. Officer Bader hat sie bei El Paso gefunden, als er ihn durchsuchte. Wenn Sie die Tüte auf Fingerabdrücke überprüfen -« »Das besagt gar nichts, Officer Decker. Sie könnten Handschuhe getragen haben.«
Ich spürte, wie sich mein Körper versteifte. Locker. Ich bemühte mich um eine lässige Haltung.
»Und die Tatsache, dass Sie Ihren Freund weggeschickt haben, wirft erst recht kein gutes Licht auf Sie.«
Ich schwieg.
»Warum haben Sie ihn denn weggeschickt?«, wollte Geoffrey mit G wissen.
»Zu dem Zeitpunkt war ich nicht der Meinung, dass ich jemanden brauchen würde, der meine Ehrlichkeit bezeugt.« Ein paar Sekunden lang musterte ich ihn eindringlich.
»Ich habe ihn nach Hause geschickt, weil er vier Tage mehr oder weniger durchgearbeitet hatte und vor Müdigkeit kaum noch stehen konnte.«
Adamson starrte mich an, als hätte ich etwas besonders Tiefgründiges gesagt. »Wie lange dauerte es, bis der Streifenwagen eintraf, nachdem Sie Ihren Freund weggeschickt hatten?«
»Ungefähr dreißig Sekunden. Er fuhr gerade aus seiner Parklücke, als der Streifenwagen auch schon die Straße entlangkam.«
»Nicht viel Zeit, aber das hilft uns auch nichts.«
»Warum haben Sie es dann
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