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und der tanzende Derwisch

und der tanzende Derwisch

Titel: und der tanzende Derwisch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy Gilman
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langen, dunklen Gänge zum Empfang eilte, wo sie noch den Nachtportier vorfand.
»Könnten Sie mich bitte mit dem Café Gharbee in ErRachidia verbinden?« fragte sie ihn.
Er blickte sie neugierig an. »Selbstverständlich - eine 057 Vorwahl, es wird ein paar Minuten dauern.«
»Ich warte«, erklärte sie.
Er trug den Apparat zu dem kleineren Tisch an der Seite und redete hinein, ziemlich scharf, wie sie fand, und tippte mit den Fingern ungeduldig auf die Tischplatte. Dann griff er nach einem Notizblock, kritzelte eine Nummer, und gerade, als er den Hörer wieder abhob, öffnete der Oberkellner die Tür zum Speisesaal. Hinter ihm erschien Youssef mit einem Tablett mit Tassen, die er zu dem langen Tisch neben der Tür trug. Als er das Tablett absetzte, gab sie ihrem Instinkt nach und traf eine rasche Entscheidung. »Ich bin gleich zurück«, sagte sie zu dem Portier. Sie durchquerte den Empfang, betrat den Speisesaal und ging zu Youssef hinüber.
In normaler Lautstärke fragte sie: »Ab wann gibt es Frühstück?«
Er lächelte, verneigte sich und antwortete: »Ab jetzt, Madame.«
Nun sagte sie leise: »Wenn Sie Hamid ou Azu in Fes kennen. ..«
Seine Augen weiteten sich, und er sog hörbar den Atem ein.
»... muß ich Sie darauf aufmerksam machen, daß er ermordet wurde. In seinem Souk.«
Youssef erbleichte. »Wer sind Sie?« keuchte er. Also war ihm der Name Hamid ou Azu bekannt!
Grimmig erwiderte sie: »Die Hand des Schicksals.«
» Schukran ... Ich gehe«, flüsterte er. »Verschwinden Sie rasch!« riet sie ihm. Sie sah, daß der Portier ihr winkte, eilte zum Empfang zurück und griff nach dem Telefonhörer, den er ihr entgegenstreckte. »Café Gharbee? Sprechen Sie Englisch?«
»Ja, ja, ein bißchen. Was ist?«
»Ich möchte mit Ibrahim sprechen, dem Kellner - er hat mich gestern bedient und ...«
»Ibrahim?« unterbrach die Stimme am Telefon sie. »Nicht hier.«
»Später?«
»Nicht später.«
»Wann, bitte?«
»Tut mir leid, Madame. Wir wissen nicht warum - es ist sehr bedauerlich -, aber die Polizei hat ihn gestern verhaftet. Er war ein so guter Mann!« Polizei! dachte sie bestürzt. Hamid ou Azu tot und Ibrahim verhaftet...
Sie sagte: »Bitte, warum ...«
Eine Hand langte von hinten vorbei und drückte auf die Gabel. Janko sagte glatt: »Guten Morgen, Tante etwa ein Ferngespräch?«
Sie wirbelte verärgert herum und sah, wie er sie vor Wut anfunkelte. »Was erlauben Sie sich?« fuhr sie ihn an und sah, daß sein Schnurrbart vollständig war. Janko wandte sich an den Portier: »Mit wem haben Sie - meine Tante verbunden?«
»Es geht ihn nichts an, sagen Sie es ihm nicht!« wandte sich nun auch Mrs. Pollifax an den Mann. Der Portier blickte verwirrt von einem zum anderen.
»Sagen Sie es mir!« befahl Janko heftig.
»Mit dem Café Gharbee in Er Rachidia.«
»Ich habe meinen Schal dort liegengelassen, meinen besten noch dazu«, sagte Mrs. Pollifax gereizt. »Er muß dort sein, sonst kann ich ihn nirgends verloren haben!« Ohne auf sie zu achten, sagte Janko barsch: »Unsere Rechnung, bitte. Und schicken Sie einen Träger zum Zimmer meiner Tante, das ist 306, um ihr Gepäck zu holen. Wir bleiben nicht zum Frühstück.«
Mrs. Pollifax rief hitzig: »Ich bestehe auf Frühstück!«
Der Portier hatte sich umgedreht und rief einen Träger. Janko zischte: »Sie werden auf gar nichts bestehen! Ich habe eine Pistole auf Ihren Rücken gerichtet. Niemand kann es sehen, denn sie ist in meiner Tasche, aber meine Hand ist ebenfalls in der Tasche, und ich drücke ab, wenn Sie nicht sofort zum Wagen gehen!« Mrs. Pollifax überlegte kurz. Es hatte sie immer beunruhigt, daß eine Drohung mit der Waffe gewöhnlich viel zu schnell gefügig machte und daß es in manchen Fällen besser wäre, das Risiko einzugehen, in der Öffentlichkeit erschossen als irgendwohin in einen schlimmeren Tod verschleppt zu werden. Fast erlag sie der Versuchung Janko herauszufordern. Sie konnte sich nicht vorstellen, daß er tatsächlich in einem Hotel, vor Zeugen, schießen würde - wenn er überhaupt wirklich eine Pistole in der Hand hielt. Er müßte mit den schlimmsten Folgen rechnen. Bedauerlicherweise war ihr jedoch klar, daß sie keine Wahl hatte. Sie hatte diesen Auftrag angenommen und damit die Verpflichtung, sie durfte jetzt nicht an zu Hause und Cyrus denken, sondern an die vier Leben, denn nun war es ihre Pflicht, sie zu retten inschallah, dachte sie düster. Sie mußte herausfinden, warum Hamid ermordet und Ibrahim festgenommen worden war,

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